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Ein Garten für das Dorf

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Zurzeit gibt es auf den Feldern nicht mehr viel zu holen: Jan-Henrik Cors hält in den Händen, was noch von der Ernte im Herbst übrig ist. Im April beginnt die neue Erntesaison. Bis Ende Dezember werden die sogenannten Mitglieder des Dorfgartens dann mit frischem, lokalem Gemüse versorgt. Dafür müssen sie durchschnittlich 35 Euro pro Person im Monat zahlen. Foto: Beutner
Zurzeit gibt es auf den Feldern nicht mehr viel zu holen: Jan-Henrik Cors hält in den Händen, was noch von der Ernte im Herbst übrig ist. Im April beginnt die neue Erntesaison. Bis Ende Dezember werden die sogenannten Mitglieder des Dorfgartens dann mit frischem, lokalem Gemüse versorgt. Dafür müssen sie durchschnittlich 35 Euro pro Person im Monat zahlen. Foto: Beutner

Hebenshausen. Seit dem Prozess gegen drei Witzenhäuser Studierende ist die Diskussion um Lebensmittelverschwendung neu entfacht. Jan-Henrik Cors und vier weitere Landwirte und Gärtner haben einen Weg gefunden, ihr entgegenzuwirken: In ihrem Dorfgarten in Hebenshausen bauen sie auf zwei Hektar Land nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft Gemüse an. Die Menge orientiert sich am Bedarf der Abnehmer.

Bei diesem Konzept sagen die Mitglieder – wie die Gärtner die Gemüseabnehmer nennen – im Vorfeld der Erntesaison zu, wöchentlich eine bestimmte Menge Gemüse abzunehmen. Sie tragen zudem die laufenden Kosten der Gärtnerei. Im Gegenzug bekommen sie die Erträge.

„Damit versuchen wir, einen anderen Weg der Vermarktung zu gehen“, erklärt Cors das Konzept. Preisbindungen wie im Einzelhandel würden nahezu wegfallen. Ziel sei, dass sich Lebensmittelproduzenten und -konsumenten wieder annähern und mehr Wertschätzung für Lebensmittel entsteht. Mitglieder könnten deshalb auch selbst aktiv werden und beim Jäten oder der Ernte helfen.

Über 100 zum Teil unbekannte Sorten von Kartoffeln, Salate, Kohl, Tomaten, Rüben, Zucchini sowie Kräuter und Blumen zum Selberernten bietet der Dorfgarten an. Zudem gebe es aber auch Exotisches wie Asiasalate, sagt Cors. Dass die Gärtner dabei ökologisch anbauen, Fruchtfolgen einhalten und keine Pestizide verwenden, versteht sich schon fast von selbst.

Das Konzept der jungen Gärtnergruppe sieht vor, dass jedes Mitglied nach seinen finanziellen Möglichkeiten bezahlt. Um die Gärtnerei aufrechtzuerhalten, gebe es aber einen Richtwert von 35 Euro pro Person für einen Monat Gemüsevollversorgung. „Es gibt aber auch die Möglichkeit, nur Gemüse fürs Wochenende zu beziehen“, sagt Jan-Henrik Cors. Das können die Mitglieder dann in einem Marktraum in Hebenshausen abholen. Demnächst sollen auch in Groß Schneen und Göttingen Markträume entstehen.

Wenn in einer guten Saison doch mehr Kartoffeln als geplant geerntet werden, profitieren alle Mitglieder davon, sagt Cors. Sie tragen aber auch das Risiko – etwa bei Ernteausfällen.

Mit dem, was sie im Dorfgarten anbauen, könnten Jan-Henrik Cors und die Gärtner Manfred Kahle, Rebecca Simon, Anette Haak und Juliane Hesse etwa 100 Haushalte versorgen. Für die kommende Erntesaison suchen sie noch Mitglieder. www.dorfgarten.org

Von Sina Beutner

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