1. Werra-Rundschau
  2. Eschwege

Ruhe in der Stadt, die niemals schläft - Eschweger berichtet aus New York über Corona-Krise

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Tobias Stück

Kommentare

Nabil El Eid vor der Skyline von Manhattan.
Nabil El Eid vor der Skyline von Manhattan. © Nada Moallem

Das Coronavirus breitet sich in den USA aus, besonders New York City ist betroffen. Nabil El Eid aus Eschwege (Hessen)ist vor Ort und berichtet über die Situation.

„Das Leben in New York ist praktisch zum Stillstand gekommen“, sagt der Eschweger Nabil El Eid. Er berichtet von einer Stadt, die wegen des Coronavirus nicht wiederzuerkennen ist. 

Der Eschweger Nabil El Eid lebt seit einem guten Jahr in New York. Er arbeitet hier als Diplomat an der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen (VN). Seit gut drei Wochen befindet er sich allerdings wie Millionen anderer New Yorker im Homeoffice.

Corona in den USA: Gespenstische Ruhe in New York City

„Es herrscht eine ungewohnte, fast gespenstische Ruhe“, sagt der 41-Jährige mit Blick aus dem Fenster seiner Wohnung in East Village in Manhattan. Die Wohnung zu verlassen ist nur noch in Ausnahmesituationen gestattet. Die Straßen von New York sind derzeit leer. Alle „non essential businesses“ sind geschlossen. 

Geöffnet haben nur noch Lebenmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken. Und hier ist der New Yorker nicht anders als der Deutsche: „Auch hier kam es in den ersten Wochen zu Hamsterkäufen von Klopapier, Nudeln und Konserven“, berichtet El Eid. Bestellt werden Grundnahrungsmittel jetzt bevorzugt online. Die Liefertermine sind aber rar geworden. „Man muss froh sein, wenn man frühmorgens einen bekommt.“

Leere Straßen in New York, fotografiert aus der Wohnung von Nabil El Eid im fünften Stock. Raus gehen die New Yorker nur noch, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
Leere Straßen in New York, fotografiert aus der Wohnung von Nabil El Eid im achten Stock. Raus gehen die New Yorker nur noch, wenn es sich nicht vermeiden lässt. © Nabil El Eid

Die größten Probleme in der Millionenmetropole der Vereinigten Staaten bestünden aber in der Gesundheitsversorgung. Die New Yorker Krankenhäuser sind angesichts der großen Zahl der Corona-Infizierten überlastet, es fehlt an Betten, Schutzausrüstung, Beatmungsgeräten und medizinischem Personal. 

Feldkrankenhäuser wurden errichtet „unter anderem im Central Park und auf dem Gelände der US Open.“

Corona in New York: Krisenmanagement der USA sei nicht beruhigend

Wie nehmen die New Yorker, die ja spätestens seit dem 11. September 2001 einiges gewohnt sind, die Situation wahr? „Die New Yorker sind sonst gelassen, aber seitdem die Zahl der Infizierten rasant gestiegen ist, dominieren auch hier Sorge und Angst“, sagt Nabil El Eid. 

Man verfolgt von morgens bis abends die verschiedenen Nachrichtensendungen und Pressekonferenzen von Gouvernor Cuomo, Bürgermeister de Blasio und Präsident Trump mit den jüngsten Updates zur Situation. Wirklich beruhigend sei das Corona-Krisenmanagement der Politik  nicht.

Corona in den USA: Eschweger berichtet aus New York von Krise

Auch für Nabil El Eid hat sich das Leben gedreht. Die Vereinten Nationen und die Vertretungen aller VN-Mitgliedsstaaten haben ihre Arbeit komplett auf Homeoffice umgestellt. Interne Besprechungen, aber auch Sitzungen des VN-Sicherheitsrats zu den verschiedenen Krisen- und Ländersituationen (zum Beispiel Syrien, Libyen, Afghanistan) finden per Telefon- oder Videokonferenz statt.

„Da Deutschland derzeit Mitglied im VN-Sicherheitsrat ist, nehmen auch wir an diesen Sitzungen aus unseren jeweiligen Wohnungen teil“, erzählt der Jurist aus seinem Alltag.

Für die New Yorker, die Vereinten Nationen, aber auch für sich selbst wünscht sich Nabil El Eid eine schnelle Eindämmung der Pandemie. Der Eschweger hat ganz pragmatische Gründe. „Als Dietemann hatte ich mich darauf gefreut, wie jeden Sommer wieder zum Johannisfest nach Eschwege zu kommen. Mal sehen, ob das dieses Jahr angesichts der aktuellen Situation in der Welt klappt.“

Zur Person: Nabil El Eid lebt in New York City (USA)

Nabil El Eid (41) wurde in Beirut geboren und ist als Baby mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. In Eschwege legte er 1998 am Oberstufengymnasium sein Abitur ab und studierte anschließend in Göttingen, Berlin, London und Paris Rechtswissenschaften. 

Der Volljurist bewarb sich nach seinem Referendariat und Stationen als Anwalt in Frankfurt und London beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland für den Diplomatischen Dienst. Nach Stationen in Algerien und Berlin ist er seit Februar 2019 in New York tätig. Nabil El Eid ist liiert und hat keine Kinder.

Von Tobias Stück

Manuel Wiederhold aus Korbach (Hessen) sitzt während der Corona-Krise in Mailand (Italien) fest Er berichtet vor der Situation vor Ort, berichtet hna.de*.

Lesen Sie alle News zum Coronavirus im Werra-Meißner-Kreis in unserem Ticker. 

*hna.de und werra-rundschau.de sind Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

Auch interessant

Kommentare