Maximilian Semsch berichtet in Eschwege von seiner Fahrradtour entlang der Donau bis zum Delta

3.500 Kilometer weit ist Maximilian Semsch mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Im Fahrradhaus Velo Mangold in Eschwege hat er von seiner Fahrradtour berichtet.
Eschwege – Zwei Stunden lang nahm Maximilian Semsch am Freitagabend (10. März) die Gäste im Fahrradhaus Velo Mangold mit auf eine Entdeckungsreise. Der in Brandenburg lebende Münchner ließ seine zweimonatige Tour entlang der Donau bis zum Delta am Schwarzen Meer Revue passieren. Mit spektakulären Bildern, Drohnenaufnahmen und Videos dokumentierte der 35-jährige seine Erlebnisse aus dem Jahr 2018.
„Um möglichst langsam anzukommen und dabei möglichst viel zu erleben, reise ich ganz bewusst mit dem Fahrrad“, sagte Semsch zu Beginn und machte damit klar, dass er keine Geschwindigkeitsrekorde brechen will. Im Gegenteil: Bereits im Donautal entschuldigte er, richtete sich sein Blick auf die mächtigen Kalksteinfelsen. Noch auf deutschem Terrain der 3.500 Kilometer langen Tour unterhielt er sich mit einem Mönch, besuchte Ausgrabungsstätte und nahm an der Betriebsbesichtigung einer Nudelmanufaktur teil. Der zweitgrößte und zweitlängste Fluss Europas wandelte sich mit jedem gefahrenen Kilometer.

Dank Couchsurfing und Übernachtungen bei Freunden verzichtete Semsch anfangs noch darauf, sein Zelt aufzuschlagen oder sich eine Bleibe in einem Hotel zu nehmen. „So lernt man die Region noch mal anders kennen“, empfahl er und zeigte anschließend Bilder vom Kloster Weltenberg, dem Donaudurchbruch und dem Ulmer Münster.
Über Regensburg und Passau führte sein Weg nach Österreich, wo ihn das Linzer Straßenfest und die Schlögener Schlinge in ihren Bann zogen. Entlang der Weinreben in der Wachau führte seine Tour in Österreichs Hauptstadt Wien. „Es sind überwiegend Vier- und Fünf-Sterne-Radwege, das heißt, die Beschilderung ist sehr genau, die Radwege asphaltiert und Restaurants beziehungsweise Einkehrmöglichkeiten stets vorhanden. Und auch kurzfristig bekommt man in der Urlaubszeit eine Unterkunft“, sagte Semsch, der in Wien aufwachte und sechs Stunden später die Tore der slowakischen Hauptstadt Bratislava passierte. Angekommen in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens nahm der Radreisende die Menschen und deren Lebensgefühl ganz besonders wahr. „Wer ans Meer fährt, lebt nicht an der Donau“, sagte ein Einheimischer zu ihm, während andere ihm ihr Leid aus dem Jugoslawien-Krieg zwischen 1991 und 1995 näherbrachten.

Ein Zeitzeuge berichtete über den Wiederaufbau und eine hassgeprägte Zeit zwischen Serben und Kroaten. Schulen, Restaurants, Bars waren getrennt. „Nun gibt es wieder Ehen zwischen Kroaten und Serben“, sagte der einstige Kriegsflüchtling in perfektem Deutsch. Etwas schneller wurde Semsch, als er in Rumänien durch unbeleuchtete Tunnel fuhr. „Da bin ich zum ersten Mal 30 Stundenkilometer gefahren“, berichtete er.
Zuvor präsentierte er den Zuschauern den Höhepunkt seiner Reise. Euphorisch und mit geballter Faust zeigte er sich vor der serbischen Derdap-Schlucht. Europas längste und größte Schlucht, die sich über 100 Kilometer entlang des Donauverlaufs erstreckt, machte eindrucksvolle Bilder möglich. Weniger eindrucksvoll waren die verlassenen Ortschaften in Bulgarien. Ein Mindestlohn von 2,70 Euro und ein Durchschnittsalter von 70 Jahren nannte Semsch als Gründe des Wegzugs. Dennoch ging ihm das Herz auf, als er über die Gastfreundschaft der Menschen berichtete. „Hier hat man nicht das Gefühl, dass man über den Tisch gezogen wird“, sagte er und gestand, dass er doch einmal bestohlen wurde. Ein Pferd hatte sein Wurstsemmel für sich beansprucht. (Marvin Heinz)