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Tanz und Umtrunk nach Tradition

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Haben die Salatkirmes in Germerode in nur sechs Wochen organisiert: die Kirmesmaichen (von links) Carina Schaub, Natascha Schulze, Nesli Akin-Knauf, Natalie Schaub und Läuferin Emily Sippel. Der Musiker der Werrataler Blasmusik hat sich dazwischen geschummelt.
Haben die Salatkirmes in Germerode in nur sechs Wochen organisiert: die Kirmesmaichen (von links) Carina Schaub, Natascha Schulze, Nesli Akin-Knauf, Natalie Schaub und Läuferin Emily Sippel. Der Musiker der Werrataler Blasmusik hat sich dazwischen geschummelt. © LORENZ SCHÖGGL

Germeröderinnen haben in einer Rekordzeit die viertägige Salatkirmes organisiert. Das Fest war wieder ein Erfolg.

Germerode – Es gleicht einem Naturgesetz: Eine Woche vor Pfingsten herrscht in Germerode Ausnahmezustand, wenn die traditionelle Salatkirmes gefeiert wird – und meistens auch die Kirmessaison im Kreis beginnt. Natasche Schulze, Nesli Akin-Knauf sowie Carina und Natalie Schaub haben innerhalb von sechs Wochen als erstes Frauen-Team in der Germeröder Geschichte ein beeindruckendes Fest im Schnelldurchlauf geplant: „Manch einer behauptet, das wäre Kirmesburschen nie gelungen“, schmunzeln sie.

Tradition und Moderne

„Keiner hat gedacht, dass es dieses Jahr eine Kirmes gibt“, blickt Wolfgang Stricker als Ortsvorsteher zurück. Unzählige Gäste seien froh, dass es den „Kirmesmaichen“ gelungen ist, nach Germeröder Tradition zu Tanz und Umtrunk einzuladen – und das Kirmeszelt an zwei Party-Abenden zu füllen. Während früher stets Kirmesburschen die Verantwortung trugen, haben Hindernisse bei der Planung in den letzten Monaten die „Maichen“ dazu bewogen, mit dieser Tradition zu brechen.

„Zeit lebt von Veränderung“, spricht Harald Zindel als Urgestein im Namen aller Germeröder. Auch die große Zeltkirmes war in den 1980er-Jahren für viele ein Bruch mit der Tradition: „Kirmes auf drei Seelen“, so Wilfried Zinngrebe, war früher das Motto, wenn die Jugend aus der Umgebung zwischen Steckenpferd, Meißnerhof und „Zum Löwen“ gepilgert ist.

Alte Bräuche

Doch der Kern der Salatkirmes geht bei allen Veränderungen nicht verloren: In einem Zusammenspiel aus christlichem Brauch und heidnischer Tradition wird einerseits die Einweihung des Klosters gefeiert – und andererseits auf den „Germeröder Läufer“ geblickt, der den Germanengott Wotan symbolisiert und bei keiner Kirmes fehlen darf. Mit Emily Sippel haben die Kirmesmaichen auch eine Frau für diese historische Rolle gefunden.

Den Beerdigungszug der Kirmes führt Kirmespfarrerin Melena Weißhaar an.
Den Beerdigungszug der Kirmes führt Kirmespfarrerin Melena Weißhaar an. © Schöggl, Lorenz

Die Feierlichkeiten

Donnerstagabend wurde die Kirmes am Anger eröffnet, um alle Generationen aus Germerode bei Musik und Bratwurst zu versammeln, nachdem das Dorf mit frischen Maibäumen geschmückt wurde. Susanne Schulze rief den Ursprung der Traditionen bei einer kurzen Rede in Erinnerung. Freitag und Samstag wurde der Zeltplatz samt Unterhaltungswagen und dem heiß begehrten Kinderkarussell zum Mittelpunkt des Kreises, als Bomusic und Ragged Glee Hunderten feierwütigen Besuchern einheizte. Am Sonntag musste früh aufgestanden werden: Nach einem modernen Gottesdienst mit einem Video-Interview des Läufers, welcher als Heide vor dem Kloster warten musste, füllten die Werrataler Blasmusiker das Zelt bei deftigem Mittagessen und geselligem Ständchenspielen.

Durch die kurzfristige Planung sind der Sonntagsumzug und der Frühschoppen am Montag entfallen, aber die Kirmesbeerdigung durfte nicht untergehen: In einem schwarzen Konvoi zog die Gesellschaft ins Unterdorf, um einen Sarg mit leeren Gläsern zu beerdigen. Überzeugend und humorvoll rechnete Melena Weißhaar als erste Kirmespfarrerin mit den vergangenen Tagen ab: Mangelnde Arbeitsmotivation beim Maibäume-Schlagen, fehlende Pünktlichkeit und Jogginghosen in der Öffentlichkeit wurden nicht vergessen.

(Lorenz Schöggl)

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