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Reden über seelische Erkrankungen

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Von: Kristin Weber

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Die Arbeit in den Gemeinnützigen Werkstätten des Vereins Aufwind macht ihnen Spaß und hilft ihnen bei ihrer persönlichen Entwicklung: (von links) Antonia Ackermann, Nicola Erb, Nadine Nikolaus und Lisa-Marie Henze mit Arbeitsgruppenleiterin Sonja Fissmann.
Die Arbeit in den Gemeinnützigen Werkstätten des Vereins Aufwind macht ihnen Spaß und hilft ihnen bei ihrer persönlichen Entwicklung: (von links) Antonia Ackermann, Nicola Erb, Nadine Nikolaus und Lisa-Marie Henze mit Arbeitsgruppenleiterin Sonja Fissmann. © kristin weber

Zum Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober laufen deutschlandweit viele Aktionen, um über das Thema psychische Erkrankungen zu sprechen. Der Verein Aufwind ist mit dabei und gibt Einblicke in seine unterschiedlichen Bereiche.

Werra-Meißner – In der Gemeinschaft mit anderen zu arbeiten, tut ihnen gut, sagen Antonia Ackermann, Nicola Erb, Nadine Nikolaus und Lisa-Marie Henze. Sie sind Beschäftigte in den Gemeinnützigen Werkstätten Eschwege (GWE) des Vereins Aufwind. Sie sind auf angepassten Arbeitsplätzen tätig und erzählen: „Es macht Spaß, wenn man immer wieder etwas Neues lernt, wenn einem etwas zugetraut wird – und man sich auch selbst etwas zutrauen kann. Man merkt einfach, wie man mit seinen Aufgaben wächst.“ Wichtig sind auch die gemeinsamen Freizeit-Angebote wie Sport und Bewegung oder unterstützte Urlaubsreisen.

In den GWE können Menschen mit seelischer Erkrankung oder Behinderung in den Arbeitsprozess eingegliedert werden. In drei Betriebsstätten in Eschwege und Witzenhausen gibt es rund 180 Plätze. Ziel ist die Förderung und berufliche Qualifizierung.

„Neben Herstellung und Verpackung haben wir Aufträge in der Industrie- oder Elektromontage, die wir von Firmen aus der Region bekommen“, sagen Thomas Brand und Sonja Fissmann, Betriebsstättenleiter und Arbeitsgruppenleiterin. „Das sind teilweise sehr anspruchsvolle Jobs mit hohen Qualitätsansprüchen.“ Über Außenarbeitsplätze können die Beschäftigten Schritte aus dem geschützten Bereich der Werkstatt hinaus machen, über Praktika und Ausbildung können sie sogar auf den ersten Arbeitsmarkt zurückfinden.

Seelische Gesundheit

Der 10. Oktober ist „Tag der seelischen Gesundheit“. In Deutschland vom „Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“ koordiniert, wird er immer mehr zu einer Woche mit vielen Veranstaltungen zum Thema psychische Erkrankungen und seelische Gesundheit.

Ziel ist die Entstigmatisierung. Im Werra-Meißner-Kreis schafft der Verein Aufwind Angebote für Menschen mit seelischer Erkrankung und deren Angehörige. „Wir möchten in der Aktionswoche ins Gespräch kommen über seelische Erkrankung, da viele Menschen diese in ihrem Leben erfahren“, sagt Claudia Muth vom Verein Aufwind. „Sie sollen nicht gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Betroffene möchten wir ermutigen, dass sie sich Hilfe suchen.“

In der kommenden Woche vom 10. bis 14. Oktober finden an den verschiedenen Standorten von Aufwind in Eschwege und Witzenhausen Aktionen statt (siehe Kasten), mit denen der Verein seine Angebote vorstellt. Wer interessiert ist, kann die Räume und Möglichkeiten bei diesen Gelegenheiten kennenlernen.

Beratungen

Eines der wichtigsten Beratungsangebote von Aufwind ist die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle in Eschwege in der Neustadt 80-86 und in Witzenhausen in der Walburger Straße 49a. Wer eine psychische Erkrankung hat oder eine Krise mit seelischen Problemen durchmacht, findet hier Beratung und Unterstützung.

Die Beratenden können kurzfristig Hilfe geben, etwa durch Einzelgespräche oder auch eine längerfristige Begleitung. Daneben gibt es Angebote in Gruppen wie den Kaffeetreff, das Frauenfrühstück, Gesprächs- und Selbsthilfegruppen, auch für Angehörige. Der Integrationsfachdienst, geleitet von Thomas Reimann, berät Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung ebenso wie Firmen, die Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen. Er beantwortet Fragen rund um den Arbeitsplatz und zeigt auf, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Thomas Reimann steht am 17. Oktober von 9 bis 16 Uhr für Informationsgespräche zur Verfügung. Auch Termine kann man vereinbaren (E-Mail: thomas.reimann@aufwind-wmk.de, Tel.: 0 56 51/ 74 38 17)

Hilfe für das Wohnen

Unter dem Begriff Assistenz in der eigenen Häuslichkeit können Menschen in ihrem eigenen Zuhause durch Sozialarbeiter im Alltag unterstützt werden – als „Hilfe zur Selbsthilfe“ – und zwar durch regelmäßige Hausbesuche, Beratung und Gespräche, aber auch praktische Hilfestellungen im Alltag. Die Klienten können an Gruppen- und Freizeitangeboten teilnehmen.

Im Wohnprojekt „Esperanza“ auf Gut Friedrichsruh leben junge Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen in einer Wohngemeinschaft und werden vom Sozialarbeiter-Team unterstützt. Im geschützten Rahmen können die Bewohner sich stabilisieren. Schrittweise lernen sie, ein eigenverantwortliches und selbstständiges Leben zu führen. Zum Wohn- und Betreuungsangebot gehört auch das Haus Aufwind. Am Neustädter Kirchplatz und im Brühl in Eschwege leben junge und alte Menschen selbstbestimmt und zugleich in sozialer Gemeinschaft.

Gestaltung des Tages

In den Tagesstätten von Aufwind begegnen sich Menschen mit psychischer Erkrankung, die auf Unterstützung bei der Gestaltung ihres Tages angewiesen sind. Gemeinsam werden Frühstück und Mittagessen zubereitet, Beschäftigung gibt es beim kreativen Gestalten und bei Freizeitaktivitäten. Zum Angebot der Tagesstätten gehören auch das Café Brise und der Kunsthandwerk-Laden „Irrsinnig schön“ in Eschwege sowie die Kaffee-Rösterei Röstwerk in Witzenhausen. Durch den Kunden-Kontakt erfahren die Tagesstätten-Besucher Anerkennung und Selbstvertrauen. Im Psycho-Sozialen Zentrum in Witzenhausen in der Walburger Straße 49a arbeiten verschiedene Bereiche unter einem Dach zusammen. Menschen mit seelischer Erkrankung finden Unterstützung bei der Gestaltung ihres Tages, beim Wohnen im eigenen Zuhause, aber auch Beratung für Betroffene und Angehörige. (Kristin Weber)

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