Ein Zuhause für heimatlose Tiere: das Eschweger Tierheim

In unserer neuen Serie wagen wir einen Blick hinter die Kulissen von spannenden Orten. In dieser Folge schauen wir hinter die Kulissen des Eschweger Tierheimes.
Eschwege – Eigentlich wäre das Tierheim ja keiner dieser geheimnisvollen Orte, die Besuchern verschlossen blieben, gibt Gudrun Schmidt am Anfang unseres Gespräches zu bedenken. Denn gerade das offene Konzept mache das Tierheim aus. „Bei uns können die Besucher Zeit mit den Tieren verbringen“, erklärt die kleine, rüstige Frau, die ihre Funktion als Vorsitzende seit bereits 15 Jahren ausübt. Dies hätte sich rumgesprochen, und so würden vermehrt Leute von außerhalb nach Eschwege kommen, um hier ihr Tier zu finden. Trotzdem – beim Rundgang durch die zahlreichen Räume und Flure finden sich dann doch einige Stellen, die der normale Besucher so nicht zu sehen bekommt.
Tierheim Eschwege hat Notfallbox für nächtens aufgegriffene Tiere
Dazu gehört die sogenannte Notfallbox. Hier werden Tiere untergebracht, die nachts aufgegriffen wurden. Die Polizei hat hierfür den Schlüssel. In zwei separaten Räumen gibt es Platz für Katzen und Hunde. „Das ist morgens immer der erste Gang: Nachsehen, ob sich ein Tier in der Notfallbox befindet“, berichtet Schmidt. Täglich würden sie hier frisches Wasser und Futter für etwaige Überraschungsgäste bereitstellen.
Weiter geht es an einer gut gefüllten Futterkammer vorbei. Sie ist von oben bis unten randvoll mit Hundefutter zugestellt, weiter hinten gibt es noch eine Kammer mit Katzenfutter.
Futterspenden erlauben dem Tierheim Eschwege eine Futtertafel
„Wir erhalten so viele Futterspenden, dass wir damit all unsere Tiere versorgen können“, erzählt Schmidt dankbar. Neben den Futterspendenboxen, die in vielen regionalen Supermärkten stehen, kämen noch über zwei Eschweger Futterläden sowie über eine Amazon-Wunschliste Futter und Sachspenden ins Tierheim. „Es ist wirklich großartig, wie sehr uns die Menschen hier vor Ort unterstützen“, sagt Gudrun Schmidt und fügt hinzu, dass gerade in der Vorweihnachtszeit kaum ein Tag vergangen sei, ohne dass jemand mit einer Spende vor der Tierheimtür gestanden hätte.
Die Futterspenden sind so zahlreich, dass das Tierheim seit zwei Jahren sogar eine Futtertafel damit durchführen kann. Hier erhalten Tierbesitzer, die es sich sonst nicht anders leisten könnten, zweimal im Monat kostenlos Futter.
Auf dem Weg zum Quarantänezimmer der Katzen hängt an einer Wand eine unüberschaubare Ansammlung an Leinen und Geschirren. René Grahl, 2. Vorsitzender des Tierheims, erzählt mit Blick auf das Wirrwarr an bunten Stricken, dass viele der ehrenamtlichen Gassigänger erstaunt darüber seien, wie sehr sich die Hunde am Ende einer jeden Runde auf das Tierheim freuen würden. „Es geht ihnen hier halt gut. Wir bauen zu jedem Tier eine Bindung auf und jeder bekommt seine Streicheneinheiten.“
Im Quarantänezimmer warten Tiere auf Abholung
Im Quarantänezimmer warten mehrere Stubentiger darauf, dass sie von ihrem Zweibeiner wieder abgeholt werden oder dass sie nach der rund 14-tägigen Quarantäne in die Vermittlung können. Nach Einlieferung eines Fundtieres wird als erstes nach einem Chip gesucht. „Das Frustrierende ist, dass die Tiere zwar oft gechipt sind, aber der Besitzer vergessen hat, das Tier auch mit seinen Daten zu registrieren“, so Schmidt. Trotzdem könnten Besitzer in vielen Fällen schnell ausfindig gemacht werden, gerade Facebook helfe da sehr.
Überhaupt würden viele Menschen mittlerweile erst mal online nach einem Tier suchen. „Wir halten unsere Beschreibungen auf der Homepage bewusst kurz, da wir mit den Leuten reden wollen“, berichtet Schmidt, die sich bei der Vermittlung auf ihr Bauchgefühl verlässt. „Nach all den Jahren im Tierschutz merke ich, wenn etwas nicht stimmt oder wenn Tier und Mensch gut zusammenpassen.“ Rückläufe, dass ein Tier nach kurzer Zeit wieder zurückkomme, wären daher eine äußerst seltene Ausnahme.
Nachdem die letzten Besucher um 18 Uhr gegangen sind, ist für Schmidt noch lange nicht Schluss. „Ich gehe erst, wenn ich jedes Tier gut versorgt weiß“, und räumt ein, dass sie mit ihren 70 Jahren versuchen möchte, in Zukunft etwas kürzerzutreten. In ihrem Fall hieße das, anstatt an sieben Tagen die Woche nur noch an sechs Tagen ins Tierheim zu kommen. (Ulrike Käbberich)
Für die Operation von Hund Carlo aus dem Tierheim Bad Karlshafen ist derweil eine große Spendensumme zusammengekommen.