Autor Boris von Heesen möchte, dass Männer ihr Verhalten ändern

Die Gleichstellungsbeauftragte des Werra-Meißner-Kreises, Thekla Rotermund-Capar, hatte den Männerberater und Autor Boris von Heesen zu einer Lesung eingeladen.
Eschwege – Ein Mann als Hauptredner zum Weltfrauentag? Da gab es Erklärungsbedarf im Café Brise. In seinen Büchern setzt er sich kritisch mit älteren und neueren Vorstellung von Männlichkeit auseinander. Der hiesige Awo-Männerberater Ralf Ruhl wies darauf hin, dass es nicht nur Frauen gebe, die in patriarchalen Strukturen zu Opfern werden könnten, sondern auch Männer.
Dass Männer Opfer von häuslicher Gewalt seien, komme weniger häufig vor, es sei aber kein unbekanntes Phänomen. Er würde deshalb gerne eine Schutzwohnung für Männer einrichten, analog zu einem Frauenhaus. Thekla Rotermund-Capar möchte sich auch nicht als Frauenbeauftragte verstanden wissen, sie setze sich für die Gleichstellung von Mann und Frau ein.
Einen Faktor, der die Gleichstellung der Geschlechter behindere, analysierte Boris von Heesen: das manchmal problematische Verhalten von Männern, die in einem patriarchalen Rollenbild verhaftet seien. Damit schadeten die Männer nicht nur ihrer eigenen Gesundheit, sondern auch der Gesellschaft. Boris von Heesens Biografie vereint verschiedene Stationen: Der Wirtschaftswissenschaftler arbeitete bei einer Diakonie und der Drogenhilfe. Er gründete ein Online-Marktforschungsinstitut, ist Männerberater und Vorstand eines Jugendhilfeträgers.

Im seinem Buch „Was Männer kosten“ bietet er die Synthese aus allen diesen Bereichen an. Statistik spielt eine große Rolle. So führte er etwa aus, dass Männer die Statistik für Kriminalität, Gefängnisaufenthalte und Verkehrsunfälle anführten, sie seien öfter von Sucht betroffen, gingen durchschnittlich weniger zum Arzt und ernährten sich ungesünder.
Das Verhalten koste die Gesellschaft allerdings bares Geld. Die Folgekosten problematischen männlichen Verhaltens summierten sich aus Polizeieinsätzen, Gerichtsverfahren, dem Betrieb von Frauenhäusern, einem höheren Krankenstand bei weiblichen Opfern, oder durch Traumatherapie von Kindern, die in Mitleidenschaft gezogen werden. „Ich weiß, dass meine Aussagen provozieren“, sagte der Autor. „Ich möchte den Finger in die Wunde legen, um die Debatte anzustoßen.“
Als schuldig machte er alte Rollenmodelle für geschlechtsspezifisches Verhalten aus, die immer noch genährt würden. Er stellte klar: „Mir geht es nicht darum, Mädchen oder Jungen das männlich oder weiblich sein abtrainieren zu wollen, sondern darum, das Feld für Verhaltensweisen zu öffnen.“
Viele Männer befürchteten, sie müssten Privilegien abgeben. Von Heesen ist aber überzeugt, dass es vor allem Vorteile für Männer gebe, wenn sie ihr Verhalten anpassten. Die Gleichstellungsbeauftragte möchte zum Beispiel, dass Care-Arbeit in einer geschlechtergerechten Welt als Wert erkannt wird. „Es geht darum, dass auch Männer anfangen, den Bereich der Care-Arbeit für sich zu erobern“, sagte sie. „Denn auch sie haben ein Interesse an Lebensqualität.“ (Kristin Weber)