Eschweger Wochenmarkt: Kunden gehen auf Distanz

Schutzmasken gehen fast genauso gut wie Wurst auf dem Eschweger Wochenmarkt. Doch die Kunden bleiben auf Abstand.
Eschwege. Beim Wurstmann gehen die Schutzmasken weg wie warme Semmeln. Innerhalb von knapp zehn Minuten verkauft Matthias Mengel auf dem Eschweger Wochenmarkt 15 Stück. Eine Kundin kauft neben der gut abgehangenen Wurst gleich zehn handgenähte Gesichtsmasken aus Stoff. „Trotzdem mache ich aber noch mehr Umsatz mit Wurst“, sagt Mengel. Eine Näherin aus Grebendorf habe ihm das Zusatzgeschäft angeboten.
Um 9.30 Uhr ausverkauft
Am Samstagmorgen ist Mengel um halbzehn ausverkauft – mit Masken. Wurst gibt es noch, Griebenschmalz ebenso. Davon möchte Stammkunde Bernd Arnold. Der 76-Jährige wohnt im Seniorenwohnheim an der Döhlestraße und ist Stammkunde an Mengels Wurststand. Corona schrecke ihn nicht vom Besuch des Wochenmarktes ab. „Man kann auch anders sterben“, sagt er, „das wird sowieso alles viel zu ernst genommen.“
Weniger Laufkundschaft
Die Stammkunden kämen wie vor der Krise, die Laufkundschaft sei weniger geworden, berichtet Mengel. Das habe er besonders am Ostersamstag gemerkt.
Die Menschen sind diszipliniert. Sie halten Abstand. Hinweise auf dem Pflaster des Obermarktes fordern dazu auf: Auf dich kommt‘s an! Abstand halten. Einige wenige tragen Maske. Werner Hollerbuhl vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb sagt: „Die Leute halten sich an die Regeln.“ Vor der Gemüse- und Salatauslage an seinem Stand hat er leere Kisten aufgestellt, die den Abstand für die Kunden anzeigen. Die Marktbesucher erkennen auf den ersten Blick, was gemeint ist und stellen sich mit Distanz zum Nachbarn an. „Sehr viel entspannter als früher ist das“, sagt Hollerbuhl. Es gebe kein Gedränge, niemand motze. Am Marktaufkommen hat sich nach den Beobachtungen des Gartenbauers nicht viel geändert.
Moccakocher für das Wechselgeld
Costas Karvounis hat seinen Platz ganz in der Mitte des Marktgeschehens auf dem Obermarkt aufgegeben und steht jetzt ganz am Ende auf dem Marktplatz der Eschweger, der auch Olivenfarmer in Griechenland ist, verkauft seine frisch gepresste Ernte. „Wir haben die Stände auseinandergerückt“, sagt er. Damit Bezahl- und Wechselgeld nicht von Hand zu Hand gereicht werden muss, hat er zwei Mokkakocher mit langem Stiel zum hin- und herreichen umfunktioniert.
„Die Leute halten sich an die Regeln und sind fast schon zu diszipliniert“, sagt er. Er versuche, die Spannung mit seiner griechischen Gelassenheit herauszunehmen, mache seine Späßchen. Meine Haare werden auch immer länger; hoffentlich machen die Friseure bald wieder auf“, sagt Costas Karvounis.