Wer bekommt den neuen Novavax-Impfstoff in Hessen? Viele Fragen noch offen

Die erste Lieferung des Corona-Impfstoffs Novavax nach Hessen steht bevor. Beschäftige aus dem medizinischen Sektor sollen damit geimpft werden. Viele Fragen sind noch ungeklärt.
Frankfurt/Wiesbaden – Die Corona-Pandemie* zieht auch zwei Jahre nach ihrem Beginn weiter ihre Kreise über Deutschland und Hessen*, in der aktuellen Welle breitet sich die Omikron-Variante rasant aus. Die Inzidenzen in Hessen erreichen zurzeit Rekordwerte.
Derweil läuft der Kampf gegen die Pandemie in den Impfzentren in Hessen weiter. Mit den Impfstoffen von Biontech, Moderna und Johnson&Johnson gibt es hierzulande drei Vakzine in Verwendung. Demnächst soll auf der Impfstoff von Novavax in Hessen verimpft werden. Es ist ein proteinbasierter Corona-Impfstoff, eine im Kampf gegen andere Krankheiten seit langem bekannte und genutzte Methode. Daher könnte der Impfstoff auch für Menschen interessant sein, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der mRNA- und Vektorimpfstoffe haben.
Corona-Impfstoff Novavax: 1,75 Millionen Dosen sollen nach Deutschland geliefert werden
1,75 Millionen Dosen von Novavax sollen aus den Vereinigten Staaten bis zum 21. Februar nach Deutschland geliefert werden. Das Vakzin soll hauptsächlich an Beschäftigte in Kliniken, Pflegeheimen, Arzt- und Zahnarztpraxen, Rettungs- und Pflegediensten, Geburtshäusern und anderen medizinisch-pflegerischen Einrichtungen verimpft werden, wenn die Corona-Impfpflicht für diese Berufsgruppen Mitte März in Kraft tritt. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern geeinigt.
Wer zu diesem Zeitpunkt keinen Immunitätsnachweis vorlegen kann, darf dort in der Regel nicht mehr beschäftigt werden. Es gibt Befürchtungen, dass Beschäftigte wegen dieser einrichtungsbezogenen Impfpflicht kündigen werden. Doch noch immer sind viele Fragen offen.
- Auf welcher Technologie basiert der Novavax-Impfstoff? Das Mittel ist ein proteinbasierter Impfstoff mit Virusantigen. Konkret verwendet Novavax für sein Vakzin das sogenannte Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2 und reproduziert dieses massenhaft in Insektenzellen. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein und kann so eine Covid-19-Erkrankung abwehren. Zudem enthält das Novavax-Vakzin Saponin als sogenanntes Adjuvans, das die Wirkung der Impfung verstärken soll. Die Immunisierung mit dem Novavax-Impfstoff erfolgt mit zwei Dosen im Abstand von drei Wochen. Wie die schon länger in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe wird das Mittel ins Muskelgewebe des Oberarms gespritzt.
- Was spricht für den Einsatz des Novavax-Impfstoffs? Bislang waren in der EU zum Schutz vor dem Coronavirus die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sowie die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson zugelassen. Mit dem Novavax-Impfstoff steht den Menschen in der EU nun ein anderer Typ von Corona-Impfstoff zur Auswahl. Dies könnte interessant sein für Menschen, die Vorbehalte gegen die neuartigen Technologien der bislang zugelassenen Vakzine haben oder bei denen medizinische Gründe gegen deren Einsatz sprechen. Novavax hatte im Juni mitgeteilt, sein Corona-Vakzin habe eine Wirksamkeit von rund 90 Prozent. Es schütze auch vor Virusvarianten und zudem zu 100 Prozent vor „moderaten und schweren“ Krankheitsverläufen. Laut Einschätzung von Immunologen dürfte er sich auch sehr gut für Booster-Impfungen eignen. Anders als beispielsweise der Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer-Vakzin lässt sich das Novavax-Vakzin bei Kühlschranktemperatur lagern. Das erleichtert die Logistik und macht das Mittel auch für ärmere Länder interessant.
- Ist das Novavax-Vakzin ein Totimpfstoff? Das kommt auf die Definition an, denn der Begriff „Totimpfstoffe“ wird auch von Experten uneinheitlich verwendet. Das Robert Koch-Institut (RKI) etwa erklärt, da das Mittel von Novavax keine vermehrungsfähigen Viren enthalte, könne es „mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden“. Diese breit gefasste Definition umfasst aber auch die mRNA- und Vektorimpfstoffe. Das Bundesforschungsministerium fasst den Totimpfstoff-Begriff enger und zählt dazu solche Vakzine, die Bestandteile oder einzelne Moleküle des Erregers enthalten, also auch das Novavax-Vakzin. (dpa)
Corona in Hessen: Viele Fragen bei Verteilung des Novavax-Impfstoffes offen
Wie das Sozialministerium in Hessen am Mittwoch (26.01.2022) mitteilte, habe die hessische Impfallianz aus hessischem Gesundheitsministerium, Ärzte- und Apothekerschaft sowie kommunaler Familie bekräftigt, „dass der Bund mit den Ländern zur Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht dringend die zahlreichen offenen Vollzugsfragen klären muss“. In den Kommunen gebe es „weiterhin erheblichen Klärungsbedarf, beispielsweise bei der noch fehlenden Definition des Personenkreises, der zwingend der Impfpflicht unterliegen soll“, wie Hessens Gesundheitsminister Kai Klose in der Mitteilung zitiert wird.
Maximal 140.000 Dosen soll Hessen mit der ersten Novavax-Lieferung nach Deutschland erhalten. Weil aus Sicht von Klose eine Verteilung auf Arztpraxen in Hessen zu kleinteilig wäre, soll der Corona-Impfstoff den Gesundheitsämtern der Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Diese sollen dann Sonderimpftermine organisieren.
Überhaupt hat laut Informationen des ZDF erst ein Bundesland eine Anmeldung freigeschaltet. In Rheinland-Pfalz können sich Bürgerinnen und Bürger seit Montag (24.01.2022) für eine Impfung mit Novavax anmelden. Ab wann und wo sich die Menschen in Hessen für eine Impfung mit Novavax anmelden können, ist aber noch unklar. (esa/dpa)
Einer aktuellen Umfrage zufolge haben Kliniken in Hessen trotz der Corona-Pandemie Stellen abgebaut*. *fnp.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.