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Mann aus Neu-Isenburg mit 1,2 Tonnen Elfenbein erwischt - jetzt droht ihm eine harte Strafe

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Von: Isabel Wetzel

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Begehrte Stoßzähne: Die weltweite Nachfrage nach Elfenbein ist noch immer groß. 
Der Handel mit Elfenbein ist weltweit seit 1989 verboten - und der Schwarzmarkt boomt. Ein Mann aus dem hessischen Neu-Isenburg steht nun wegen Schmuggels von rund 1,2 Tonnen des weißen Goldes vor Gericht. © Anna Zieminski/AFP

Es war der bisher größte Elfenbeinfund in Deutschland. Das weiße Gold sollte in Vietnam das große Geld bringen. Ein Mann aus dem Kreis Offenbach steht nun vor Gericht.

Neu Isenburg/Cottbus ‒ Am Landgericht Cottbus läuft seit Donnerstag, dem 29. Oktober, der Prozess um den bisher größten Elfenbeinschmuggel der in Deutschland je aufgeflogen ist. Am 29. Mai 2016 entdeckte der Zoll am Flughafen Berlin-Schönefeld gleich elf Kisten mit dem kostbarem Elfenbein. „Es ist der größte Elfenbeinfund in Europa in den letzten zehn Jahren“, erklärte der zuständige Präsident der General-Zolldirektion, Uwe Schröder damals. Etwa 600 Kilogramm Elfenbein hatten die Zöllner in Berlin zunächst gefunden. Sie waren als Kaminuhren aus Marmor deklariert und sollten als Luftfracht nach Vietnam ausgeführt werden.

Ein Angeklagter soll geplant haben, das Elfenbein in Vietnam zu verarbeiten und zu verkaufen um sich dadurch eine dauerhafte Erwerbsquelle zu sichern. Der 50-Jährige steht nun in Cottbus vor Gericht. Wie die „BILD-Zeitung“ berichtet, soll es sich bei dem Angeklagten um einen Mann aus Neu-Isenburg bei Offenbach handeln. Die Staatsanwaltschaft bestätigt den Wohnort des Angeklagten nicht. Gegen eine Frau, die mit der Ausfuhr der Schmuggelware vor vier Jahren beauftragt war, läuft ein separates Strafverfahren.

Elfenbeinschmuggel: Mindestens 150 Elefanten mussten für die Ware sterben

Laut Anklage hatten Zoll und Justiz bei einer späteren Razzia noch etwa 570 Kilogramm Elfenbein in einer Industriehalle in Emmelshausen bei Koblenz gefunden, die einer der insgesamt zwei Angeklagten angemietet hatte. Der furchtbare Hintergrund: Mindestens 150 offenbar Afrikanische Elefanten hatten für diese Menge Elfenbein sterben müssen, wie Experten des WWF bei der Begutachtung schätzten. Der Handel mit Elfenbein ist durch das „CITES“-Abkommen weltweit seit 1989 verboten.

Die Bestände des afrikanischen Elefanten sind massiv bedroht – jährlich fallen etwa 20.000 Tiere der Wilderei zum Opfer, kritisiert der Umweltverband WWF. Der Grund dafür sei, dass sich aus Elfenbein gefertigte Schmuckstücke zu hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt verkaufen ließen. Dem 50 Jahre alten Tatverdächtigen aus dem Kreis Offenbach wirft die Staatsanwaltschaft ein Vergehen nach dem Bundes-Naturschutzgesetz vor.

„Elfenbein-Prozess“ - Mann aus dem Kreis Offenbach vor Gericht

Nach Angaben des Verteidigers habe der Angeklagte das Elfenbein auf Flohmärkten in Deutschland erworben. Zum Teil stamme es aus Haushaltsauflösungen und Familienbesitz aus den 1950er-und 60er Jahren.

Im Prozess gegen den Angeklagten aus Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) wurde nun durch Sachverständige geklärt, wie alt die Stoßzähne tatsächlich sind und woher sie stammen. Das ist für das Urteil relevant, da das Elfenbein aus Afrika möglicherweise schon vor Inkrafttreten eines Handelsverbots mit Elfenbein nach Deutschland eingeführt worden sein könnte. Laut dem Landgericht Cottbus war am Donnerstag (05.11.2020) dann die Anhörung der Sachverständigen angesetzt. Die Experten schätzten, dass das vom Zoll beschlagnahmte Elfenbein von Afrikanischen Elefanten aus der Zeit zwischen 1954 und 1990 stamme.

Einen sichergestellten Gegenstand aus Elfenbein hält ein Zollbeamter bei einem Pressegespräch am 09.09.2016 in Berlin in den Händen.
Einen sichergestellten Gegenstand aus Elfenbein hält ein Zollbeamter bei einem Pressegespräch am 09.09.2016 in Berlin in den Händen. © Paul Zinken/dpa

„Elfenbein-Prozess“ gegen Tatverdächtigen aus Neu-Isenburg bei Offenbach

Gegen den zweiten Angeklagten, der zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt war, ist das Verfahren wegen Elfenbeinschmuggel vorläufig eingestellt. Der Aufenthaltsort des Mannes ist nach Angaben des Landgerichts derzeit nicht bekannt. Er soll als Gehilfe Elfenbein verarbeitet haben, um den Transport und den teuren Verkauf auf dem Schwarzmarkt zu ermöglichen.

Der Prozess soll am 12. November fortgesetzt werden. Dann sollen weitere Zeugenaussagen angehört werden und voraussichtlich auch das Urteil fallen. Dem Neu-Isenburger drohen bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe. (iwe)

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