Vergangenheit holt Hessens Regierungs-Chef Bouffier ein

Wiesbaden/Frankfurt. Mobbing, Intrigen, Verschwörungen bei der hessischen Polizei. Montagabend erwischte es Sabine Thurau: Die LKA-Chefin, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen uneidlicher Falschaussage ermittelt, ließ sich auf eigenen Wunsch vom Amt entheben - dem Vernehmen nach wegen neuer Vorwürfe.
Dass Norbert Nedela, bis vergangene Woche Landespolizeipräsident, geschasst wurde, lässt also längst keine Ruhe einkehren. Zu groß ist der Schaden, der unter seiner Führung und der politischen Verantwortung des früheren Innenministers Volker Bouffier (CDU) angerichtet wurde.
Auch die 54-jährige Sabine Thurau gehörte zum System Nedela - erst als Vertraute, später als Gegnerin, die aber mit ähnlichen Mitteln arbeitet.
Das wird am morgigen Mittwoch ab 13 Uhr im Landgericht Frankfurt zu besichtigen sein. Dort wird der Zivilprozess von Jochen Z. gegen das Land Hessen fortgesetzt. 30 000 Euro will der einstige Leiter der Frankfurter Personenfahndung, weil er wegen falscher Anschuldigungen drei Jahre suspendiert wurde. Verantwortlich: Sabine Thurau.
Norbert Nedela (58) hatte sie seinerzeit als Vizepräsidentin zum Aufräumen nach Frankfurt geschickt. Nachdem andere Fahnder der offenkundig zerstrittenen Gruppe ihren Kollegen Z. bespitzelt und ihre „Erkenntnisse“ der Chefin vorgelegt hatten, handelte sie zügig. Z. werde nie wieder zurückkehren, soll sie gesagt haben. Für den Prozess wäre das laut Richter „nicht unerheblich“.
Die Anschuldigungen gegen den bespitzelten Z. ließen sich nämlich nicht belegen.
Inzwischen wird aber auch gegen Thurau selbst ermittelt: Sie soll einem anderen, ebenfalls wegen Dienstvergehen angeklagten Fahnder eine Kronzeugenregelung versprochen haben, wenn dieser gegen Z. aussagt. Thurau bestritt das in dem Verfahren. Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt gegen sie.
Gewürzt wird das Ganze mit mutmaßlich gefälschten Gedächtnisprotokollen interner Ermittler, die ebenfalls die Staatsanwaltschaft beschäftigen. Verschwörungstheorien machen die Runde, mal gegen Nedela, mal gegen Thurau.
Volker Bouffier (59), inzwischen Ministerpräsident, tut sich schwer mit dem Fall Nedela, obwohl dessen Ablösung „in völliger Übereinstimmung“ mit Innenminister Boris Rhein (38/CDU) erfolgt sei. Bouffier bedauert vor allem, dass Nedelas fachliche Qualität zu kurz komme. Allerdings seien auch ihm Probleme wegen dessen Führungsstils nicht verborgen geblieben. Sie haben jüngst wohl überhand genommen.