Samuel Koch wehrt sich gegen Wangenkniffe

Hannover - Samuel Koch (26), der seit seinem Unfall bei „Wetten, dass..?“ im Rollstuhl sitzt, stößt regelmäßig auf Barrieren. Manche davon befinden sich in den Köpfen seiner Mitmenschen.
„Ich merke im Alltag, wie man an Barrieren stößt, auch an Barrieren in den Köpfen der Menschen.“ Einige Leute redeten bewusst langsam mit ihm, erzählte er am Montag in Hannover. „Es gibt Leute, die von einer körperlichen Behinderung ganz schnell auf eine geistige Behinderung schließen.“ So habe er schon ältere Damen erlebt, die sich zu ihm runterbeugten, ihn in die Wange kniffen und bedauerten.
Das Thema Inklusion liege ihm aus nachvollziehbaren Gründen am Herzen, sagte Koch. Am Montag gab der Schauspiel-Student bei einem Workshop in einem Gymnasium Schülern Tipps für den Filmwettbewerb „Ganz schön anders. Für Inklusion gegen Ausgrenzung", dessen Schirmherr er ist. „Was dem Leben die Würze gibt, sind besondere, andere Dinge. Das macht das Leben spannend.“
„Ich versuche so zu leben, dass die Behinderung mich nicht beherrscht, sondern ich sie beherrsche“, sagt Samuel Koch am Montag in der hannoverschen Humboldtschule. Noch bis Ende des Jahres können niedersächsische Schüler aus 9. und 10. Klassen einen Kurzfilm zum Thema Anderssein einreichen. Dabei geht es nicht nur um Handicaps, sondern auch um unterschiedliche Kulturen oder sexuelle Orientierung. „Für mich ist Inklusion erreicht, wenn sie kein Thema mehr ist“, sagt Samuel Koch.
Der ehemalige Leistungsturner war im Dezember 2010 in der ZDF-Show als Wettkandidat beim Sprung über fahrende Autos so schwer gestürzt, dass er querschnittsgelähmt blieb. Mit seinem Handicap setzt er sein Schauspiel-Studium im niedersächsischen Hannover fort, dreht Filme und hält Lesungen.
dpa