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Marco Lenarduzzi über die Neustrukturierung des Geo-Naturparks

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Von: Tobias Stück

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Kinder und Erwachsene auf einer Schlammtreppe
Umweltbildung für Kinder und Erwachsene soll in den kommenden Jahren im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land weiter forciert werden. Die Schlammtreppe am Barfußpfad am Jugenddorf Hoher Meißner wird beispielsweise von Familien gerne genutzt.  © Paavo Blofield

Im Interview erzählt der Geschäftsführer des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land über die Neustrukturierung. Unter anderem soll es mehr Umweltbildung für Kinder geben.

Werra-Meißner – Der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land wünscht sich eine Neustrukturierung der finanziellen Ausstattung. Dazu bedarf es eines Naturparkplans, der für die nächsten zehn Jahre gelten soll. Wir haben mit Naturpark-Geschäftsführer Marco Lenarduzzi über die Inhalte gesprochen.

Der größte Teil ihres Budgets stammt aus eigenen Erlösen. Womit verdient ein Naturpark eigentlich Geld?

In hohem Maße durch selbst akquirierte Projektmittel und Erlöse aus Naturschutz- und Infrastrukturmaßnahmen: Pflegemaßnahmen in FFH-Gebieten für beispielsweise das Regierungspräsidium Kassel, die Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz von Arten und Lebensräumen im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie und des Integrierten Klimaschutzplanes des Landes oder die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen gehören dazu. Zudem gibt es Geld für die Anlage und Pflege von Wanderwegen, insbesondere von Premiumwegen sowie die Einrichtung von Radwegen und Kanuinfrastruktur.

Das scheint kein zukunftsfähiges Modell zu sein: Wie soll die finanzielle Ausstattung nach Ansicht des Geo-Naturparks aussehen?

Wir brauchen eine solide Basisfinanzierung in Kombination mit Drittmitteln und Spenden. Im Augenblick haben wir eine hohe Quote an Drittmitteln und damit viele befristet Arbeitsverträge, die an Projekte gebunden sind. Das Stammpersonal muss entfristet werden, um einerseits die Kontinuität unserer Arbeit gewährleisten zu können und um andererseits qualifiziertes Personal an uns binden zu können. Bei der Finanzierung sind die Kreise gefragt und das Land Hessen. Das Land ist zurzeit sehr bemüht, die Finanzierung der Naturparke auf solidere Beine zu stellen.

Warum?

Die Naturparke erfüllen auch gesetzlich Aufgaben und sind für die Regionalentwicklung wichtige Partner für das Land.

Wie sieht es in den anderen Parks in Hessen aus?

Die 13 Naturparke in Hessen sind hinsichtlich ihrer Trägerschaft und finanziellen Ausstattung unterschiedlich aufgestellt und daher sehr verschieden leistungsfähig. Das Land hat auf die Kritik der Naturparke reagiert. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch ein Naturparkplan, der den Weg zur Zielerfüllung konkret beschreibt.

Wie ist dieser Zehn-Jahres-Plan entstanden?

Wir haben in dem rund einjährigen Prozess Analysen und Ziele zusammengetragen, gegenseitig kritisches Feedback gegeben und Anregungen von außen aufgenommen. Im Naturparkplan haben wir unsere Visionen und ganz konkrete Pläne zu Papier gebracht.

Zur Person:

Marco Lenarduzzi (55) wurde in Esslingen geboren und ist seit 2004 Geschäftsführer des Geo-Naturparks. Nach seiner Ausbildung zum Forstwirt folgte ein Studium der Forstwissenschaften in Göttingen. Neben der Natur und Wandern sowie der Ornithologie zählt er Kochen zu seinen Leidenschaften. Lenarduzzi ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund. ts

Nämlich?

Umweltbildung für Kinder und Erwachsene zum Beispiel. Dabei wurde uns sehr deutlich, dass die Weiterentwicklung dieser Schwerpunktthemen von einer auskömmlichen und verlässlichen Finanzierung abhängt, die wir in unserem Geo-Naturpark momentan nicht gewährleistet sehen.

Welche neuen Angebote sollen in der Umweltbildung gemacht werden?

Wir haben ein Füllhorn an selbst entwickelten Angeboten für alle Altersgruppen und setzen außerdem in zahlreichen Schulen der Region das „Schuljahr der Nachhaltigkeit“ für das Land Hessen um. Aktuelle Themen wie den Klimawandel, den Schutz der Artenvielfalt oder die Regionalität haben wir sukzessive in unsere Angebote integriert. Für Erwachsene bieten wir außerdem eine Vielzahl von geführten Wanderungen an.

Klingt vielversprechend. Wo ist der Haken?

Unser vom Land Hessen zertifiziertes Angebot für Kinder trifft auf sehr großes Interesse bei verschiedenen Bildungsträgern. Schulen und Kindergärten können sich unsere Einsätze jedoch nicht zu Vollkosten leisten, da die Einrichtungen selbst nur über begrenzte Budgets verfügen. Wir suchen deshalb immer neue Wege der Kofinanzierung, um – unserem Auftrag als Geo-Naturpark entsprechend – möglichst vielen Kindern einen Zugang zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.

„Qualitätssicherung der naturnahen Infrastruktur“ ist ebenfalls Teil des Naturparkplans. Was bedeutet das?

Wir haben, gemeinsam mit den Kommunen und mit großer Unterstützung der Leader-Region, ein richtig gutes Netz an touristischer Infrastruktur beim Rad, Wandern, Kanu und im Bereich Naturerlebnis geschaffen und haben noch vieles vor. Diese Infrastruktur braucht Kontrolle und Pflege. Die Premiumwanderwege werden beispielsweise von uns vor jeder Saison geprüft und dann in Abstimmung und unter Kostenbeteiligung der Kommunen instand gesetzt.

Bei einem Zehnjahresplan darf das Stichwort Digitalisierung nicht fehlen. Gibt es schon konkrete Ideen?

Open Data, das Wegemanagementsystem und Besucherinformationen stehen im Vordergrund. Durch die fortschreitende Digitalisierung verändert sich das Informationsverhalten. Unsere Internetseite verliert zunehmend an Relevanz zugunsten der Suchergebnisse von Metasuchen und Assistenzsystemen. Hier sind wir dabei unsere Daten entsprechend aufzubereiten.

Wie profitieren Besucher von einem digitaleren Naturpark?

Wir haben eine App geschaffen, ein sehr nützliches Instrument für unsere Besucher zur Planung von Touren im Park. Wir binden unsere neuen Angebote fortlaufend ein, bleiben so stets aktuell und schaffen mit der App eine digitale Informationsvielfalt, die unsere Informationstafeln vor Ort perfekt ergänzt. naturparkfrauholle.land

Von Tobias Stück

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