Südringgauschule geht Partnerschaft mit Privatmuseum Dr. Marsch ein

Herleshausen – Woher komme ich? Wer lebte vor uns in diesem Landstrich, wer ist in den Jahrhunderten zuvor durchgezogen, ist vielleicht geblieben und hat Zeugnisse hinterlassen? Und wer kümmert sich nun darum, dass diese Kultur erforscht und das Wissen weitergegeben wird?
Privatmediziner Dr. Hans-Peter Marsch aus Herleshausen widmet seine private Zeit diesem höheren kulturell-wissenschaftlichen Ziel. Er hat mit der „Sammlung Marsch“ eine wohl einzigartige Ausstellung zusammengetragen, die sich mit der Medizin- und Heimatgeschichte der Region (Süd-)Ringgau auseinandersetzt.
Für diese Arbeit, die er gemeinsam mit Doris Drude, der langjährigen Leiterin des Werratalmuseums Gerstungen (Wartburgkreis) erledigt, braucht es ein Bewusstsein und durchaus selbstkritische Fragen nach der eigenen Herkunft und damit auch nach der Identität.
Heimatkunde fördern
Nur lasse sich leider seit einigen Jahren feststellen, bedauert Dr. Marsch, dass viele Menschen entweder überhaupt keinen oder einen nur sehr geringen Bezug zu ihren historischen Wurzeln haben; das Fach Heimatkunde werde auch nicht mehr im Unterricht angeboten.
„Heimatkunde muss gefördert werden“, sagt Dr. Hans-Peter Marsch daher entschieden. Deshalb geht er nun eine Partnerschaft mit der Südringgauschule Herleshausen ein. „Gerade die Jugend sollte eine tiefe Beziehung zu Herleshausen, zu ihrer Heimat aufbauen“, ist der Mediziner überzeugt.
Zum Auftakt führten er und Doris Drude am Dienstagnachmittag 16 Lehrer der Südringgauschule durch die Sammlung. Einen herzlichen Dank im Namen des Kollegiums sprach Direktorin Regina Nizold aus; Lehrerin Birgit Gelbke plant bereits den ersten Besuch mit den Drittklässlern.
Annekdoten und Kurioses
Und tatsächlich mag es nur wenige Heimatmuseen geben, die so qualifiziert, doch leicht verständlich und gespickt mit allerhand Annekdoten und Kuriosem Auskunft geben über Leben, Gesellschaft und Kultur in der Vergangenheit.
Da wäre zum Beispiel die zarte Porzellanpuppe; ein Geschenk für die Tochter des örtlichen Apothekers, geboren im Jahr 1905. Heute kaum vorstellbar: Lediglich an Sonntagen durfte das Mädchen die Puppe anschauen – anfassen streng verboten. Dann das Foto der Großmutter Dr. Marschs – der ersten Frau, die in Herleshausen Fahrrad fuhr. „Unschicklich“ zur damaligen Zeit, ein Skandal. Und schließlich die signierten Bücher des Schriftstellers Siegfried Lenz („Deutschstunde“), den Dr. Hans-Peter Marsch auf Hohenhaus behandelte und mit dem er tiefsinnige Gespräche führte. Das Privatmuseum hat über die Medizingeschichte hinaus viel zu bieten – es bewahrt und pflegt die Identität einer ganzen Region.
Von Emily Hartmann

