Handwerk
Steinmetze aus Herleshausen restaurieren 1596 erbautes Rittergut
Hunderte Jahre sollen die Steine mit ihren filigran aufgearbeiteten Mustern halten. Abstufungen und Aussparungen – die Ornamente werden mit Klüpfel, Scharriereisen und jeder Menge Geduld und Konzentration herausgearbeitet.
Herleshausen/Kleinvach – Schon bald werden sie die Außenfassade und die Giebel des Ritterguts in Kleinvach zieren. Noch liegen die großen Steinblöcke aber im Hof. Sie sind bereits durch die Hände von Tim Becker und Ronald Kott gegangen. Weitere Steine folgen.
Die beiden Steinmetze arbeiten bei der Herleshäuser Baufirma Claus Ellenberger, die sich auf Restauration und Denkmalpflege spezialisiert hat.
Im Kölner Dom haben sie in Nachtschichten die Treppen des Südturms hergerichtet, während tagsüber die Besucher in den beliebten Turm strömten. In Jerusalem (Israel) arbeiteten sie in der Grabeskirche und der Erlöserkirche und schliefen in einem Kloster.
Doch die Steinmetze von Ellenberger sind auch im Werra-Meißner-Kreis regelmäßig im Einsatz: Sie restaurierten schon die Burgkirche in Herleshausen und die Jugendburg Ludwigstein. Auch die Stadtmauer in Bad Sooden-Allendorf durfte sich schon über die fachkundigen Hände freuen. „Leidenschaft gehört zum Beruf dazu“, sagt Kott.
Und sein Kollege ergänzt: „Es ist toll, wenn ich meiner Familie zeigen kann, was ich geschafft habe“. Doch die Arbeit ist auch körperlich anstrengend und da gibt es auch schon mal Muskelkater.
Das Rittergut in Kleinvach hatte eine Restauration der Fassage dringend nötig, erzählt Gutsherr Dr. Wilhelm Otto. Sein Großvater hatte das 1596 erbaute Gut 1910 gepachtet und 1929 dann gekauft. Nun hätten alte „Bausünden“ ausgebessert werden müssen. „Ich nutze das Dorfentwicklungsprogramm und die Zuschüsse vom Land“, sagt Otten. Es sei sonst kaum stemmbar.
Die Restauration ist nicht nur teuer, sondern auch aufwendig. Vier Kubikmeter Steine müssen ausgetauscht werden, so Gerhard Buchenau, Abteilungsleiter für die Restaurierung und Denkmalpflege bei Ellenberger. „Das Gebäude wurde irgendwann mit Zement verputzt“, erklärt der Experte. Unter dem Zementputz staue sich Feuchtigkeit.
Diese könne aber nicht durch die Schicht nach Außen abgegeben werden. Je nach mineralischer Zusammensetzung reagiere ein Stein auf Feuchtigkeit. „Manche quellen leichter als andere“, so Buchenau. Dass Schäden mit Zement verputzt wurden, sei nicht ungewöhnlich.
Es habe eine Zeit gegeben, da sei das so gemacht worden: Weil es schnell ging und scheinbar lange Problemzonen kaschierte. Doch dem Stein darunter habe das nicht gut getan. Nun müsse der Zementputz runter. An einigen Stellen ist das schon geschehen. Auch einen Plan gibt es bereits seit längerer Zeit. Er zeigt, welche Steine dringend gegen neue ausgetauscht werden müssen und welche noch gerettet werden können.
Im Hof steht bereits das Duplikat des Wappens, das noch von der Familie von Hombergk stammt, die das Gutshaus erbauten. Das Ornament des Wappens ähnelt einer Muschel. Der alte Stein ist aber kaum noch Stein. Ein Klopfen von Buchenaus Fingerknöchel bestätigt das: es klingt hohl. (Von Hanna Maiterth)