Arbeiten sind lebensgefährlich: So werden Verschüttete in der Türkei gerettet

Werra-Meißner/Kirikhan – Verschüttete aufspüren und die Rettung einleiten: Diese Aufgaben hat das Such- und Rettungsteam mit Anja Hoche und Hund Flash aus Witzenhausen aufgenommen.
Umgehend nach dem Eintreffen im türkischen Katastrophengebiet hat das Team von ISAR Germany und dem BRH Bundesverband Rettungshunde die Arbeit begonnen, teilt Sprecherin Gerlinde Neubauer mit.
Eingesetzt werden die Helfer in der Stadt Kirikhan in der Provinz Hatay, in der Nähe der syrischen Grenze. Die Stadt umfasst rund 120 000 Einwohner. „Die Lage hier ist wirklich verheerend“, so Einsatzleiter Steven Bayer. „In der ganzen Stadt sind Gebäude eingestürzt, viele Menschen suchen verzweifelt nach ihren Angehörigen. Die Einsatzkräfte der beiden Organisationen setzen nun alles daran, so schnell wie möglich zu helfen.“
Dass diese Hilfe dringend nötig ist, zeigen laut Bundesverband Rettungshunde bereits die ersten Eindrücke vor Ort. Kurz nach Eintreffen der Erkundungsteams haben türkische Einsatzkräfte die Retter auf Klopf- und Rufzeichen aufmerksam gemacht. Umgehend begann das türkisch-deutsche Team, sich durch die Trümmer zu der eingeschlossenen Person vorzuarbeiten. Die Einsatzstelle sei „brandgefährlich“, so Michael Lesmeister, der die Rettungsarbeiten an der Einsatzstelle leitet. „Es muss viel abgestützt werden, da jederzeit weitere Gebäudeteile einstürzen können.“ Derzeit sind die Rettungsarbeiten noch nicht abgeschlossen.
Parallel zu den laufenden Rettungsarbeiten haben Kräfte begonnen, für das Such- und Rettungsteam ein Basislager aufzubauen. Dort werden nicht nur die Ausrüstungsgegenstände untergebracht. Auch die Rettungsmannschaft schläft nach Darstellung von Pressesprecherin Gerlinde Neubauer in Zelten. Zehn Tage kann das Team autark, also unabhängig von Lieferungen, arbeiten und hat dafür Nahrungsmittel, Wasser und Kraftstoff mit in die Krisenregion gebracht. Finanziell möglich wird das unter anderem durch Spenden der „Aktion Deutschland hilft“ und der „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern“.
Unabhängig von den beschriebenen Rettungsarbeiten ist in der Stadt Kirikhan ein Erkundungsteam unterwegs. Diese Lageerkundung dient als Grundlage für den anschließenden Einsatz von Rettungshunden, um nach verschütteten Menschen zu suchen. „Die technische Ortung unterstützt bei Bedarf, um durch die Hunde geortete Verschüttete genau zu lokalisieren. Wird eine überlebende Person gefunden, übernehmen die Bergungsexperten des Teams die Einsatzstelle“, erklärt Neubauer. Die Teams arbeiten sich mit Aufbruchhämmern, Betonkettensägen, Trennschleifern und Kernbohrgeräten durch die Trümmer.
Ist der Zugang zur verschütteten Person freigelegt, wird sie gerettet und an die Mediziner zur Erstversorgung übergeben – dann geht die Suche nach Überlebenden weiter.
In der Nacht auf Mittwoch hat sich auch ein 50-köpfiges Helferteam des Technischen Hilfswerks (THW) auf den Weg in die Provinz Gaziantep gemacht. Das teilt das THW mit Sitz in Bonn mit. Unter den Einsatzkräften sind Helfer aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern. Die Mitglieder der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sollen mit ihrer Ausrüstung und vier Rettungshunden ebenfalls verschüttete Menschen aus den Trümmern befreien.
Zeitgleich, so heißt es von THW-Präsident Gerd Friedsam, bereitet die Bundesanstalt weitere Einsatzoptionen zur Hilfe im Krisengebiet vor. Angefragt wurden dazu Anfang der Woche auch Einsatzkräfte aus Eschwege. Abgerufen und in den Einsatz gezogen wurden die Ehrenamtlichen aus der Kreisstadt bislang aber noch nicht.
Von Konstantin Mennecke