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Die Predigtkirche in Walburg ist auch Gemeindehaus und vom Licht durchflutet

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Von: Kristin Weber

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Die Kirche in Walburg ist vom Typ her eine hessisch-reformierte Predigtkirche als vorklassizistischer Saalbau.
Die Kirche in Walburg ist vom Typ her eine hessisch-reformierte Predigtkirche als vorklassizistischer Saalbau. © Kristin Weber

47 Gotteshäuser der evangelischen Kirche gibt es im ehemaligen Kirchenkreis Witzenhausen. Jede Kirche hat mindestens eine spannende Geschichte zu erzählen. Heute: die Kirche in Walburg

Walburg – Über die Ursprünge der Kirche in Walburg hielt Pfarrer Georg Heinrich Schirmer 1773 fest: „Die vorhin auf diesem Platze gebaute Kirche war in Form einer Kreuz-Kirche ganz von Steinen gebaut. Ihr Alter ist nicht zu bestimmen, und außer einer, wieder hier beygelegten Schrift, hat man weiter keine Nachricht, die ihr Schicksale betrifft, gefunden.“ 1872 schreibt Pfarrer Bernhard Brüne: „Die Pfarrei Walburg ist wahrscheinlich, wie das Dorf, eine Stiftung des Klosters Kaufungen. Von einer Äbtissin soll die alte, mit Wall und Mauer befestigte Kirche erbaut worden sein.“ Eine Jahreszahl, wann der Besitz des Kloster Kaufungen in Walburg bereits bestanden hat, bestätigt eine Urkunde aus dem Jahr 1229.

Pfarrer Dirk Rehbein mit dem gotischen Taufstein aus dem 15. Jahrhundert.
Pfarrer Dirk Rehbein mit dem gotischen Taufstein aus dem 15. Jahrhundert. © Kristin Weber

Eine erste Kirche an diesem Platz kann man also indirekt in das 13. Jahrhundert einordnen. Eine Mauer mit Befestigungscharakter ist bis heute erhalten. Die Marburger Historiker Willi Görich und Dr. Wilhelm Eckhard vermuteten sogar, es könnte sich bei den erwähnten Besitzungen des Klosters um einen karolingischen Königshof gehandelt haben, der auf dem Hügel bei der Kirche gestanden habe.

Kaiser Heinrich II und Königin Kunigunde hätten diesen dann zwischen 1017 und 1024 dem Kloster vermacht. 1759 wurde dann allerdings mit der Planung für eine neue Kirche begonnen, da der kreuzförmige Bau, der an diesem Ort stand, einsturzgefährdet war. 1773/74 wurde der Neubau, den der Baumeister Johann Friedrich Wussow entworfen hatte, umgesetzt. Die alten Steine wurden jedoch dafür wiederverwertet.

Der Kirchenraum ist auf Altar und Kanzel in der Mitte hin ausgerichtet.
Der Kirchenraum ist auf Altar und Kanzel in der Mitte hin ausgerichtet. © Kristin Weber

Errichtet wurde nun der Typ einer hessisch-reformierten Predigtkirche als vorklassizistischer Saalbau. Der Innenraum ist auf die Kanzel und den Altar ausgerichtet und durch seine großen Fenster vom Licht durchflutet. Die Empore läuft an drei Seiten entlang. An der Ostseite sitzt ein kleiner Fachwerkturm auf dem Dach. Die Orgel stammt von 1837, der erhaltene Taufstein aus dem 15. Jahrhundert, er zeigt ein gotisches Liliendekor. Eine Besonderheit sind auch die zehn historischen Grabplatten und Gedenksteine mit ihren figürlichen Verzierungen, die heute neben der Kirche ausgestellt sind. Der Pavillon dazu wurde von den Gemeindemitgliedern in Eigenleistung errichtet.

Grabplatten und Gedenksteine, die rund um die Kirche gefunden wurden.
Grabplatten und Gedenksteine, die rund um die Kirche gefunden wurden. © Kristin Weber

2009 wurde es unübersehbar, dass auch an dieser Kirche nach fast 250 Jahren der Zahn der Zeit genagt hatte. Die Kirche musste geschlossen und gesichert werden. Der Turm hatte sich geneigt, Spannungsrisse waren entstanden. Ab 2012 begann die Sanierung von Turm und Dach, und schließlich der Fenster. 2017 wurde der Innenraum grundlegend saniert und 2018 auch die sanierte Orgel wieder in Betrieb genommen. Das Bildprogramm im Innenraum orientiert sich am 2. Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen!“ Es ist schlicht gestaltet, die rote Farbe wurde nach der Renovierung jedoch als Zierelement beibehalten.

„Aktuell diskutieren wir im Kirchenkreis über die Gebäudenutzung“, sagt Pfarrer Dirk Rehbein. „In Walburg haben wir dies Entscheidung damals schon getroffen, dass wir die Kirche so umbauen, dass wir kein Gemeindehaus mehr brauchen.“ Dieses wurde verkauft.

Kirchenkasten: In diesem wurde Geld und Bücher aufbewahrt.
Kirchenkasten: In diesem wurde Geld und Bücher aufbewahrt. © Kristin Weber

Neben einem neuen Fußboden erhielt die Kirche nun eine Bestuhlung, die flexibel geändert werden kann. Auch Stehtische können aufgestellt werden, um den Raum für Versammlungen, Feste oder Kulturveranstaltungen nutzen zu können. In einem Wandschrank wurde eine Küche installiert und neben der Kirche eine moderne Toilette.

Im kommenden Jahr soll die Kirche als Radwegekirche geöffnet werden, und Pfarrer Dirk Rehbein wüscht sich, dass auch wieder mehr Konzerte stattfinden können. (Kristin Weber)

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