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Hundelshäuser Gotteshaus wird renoviert

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Von: Kristin Weber

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Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum. Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum.
Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum. Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum. © Weber, Kristin

In unserer Serie „Die Kirche im Dorf lassen“ geht es diesmal nach Hundelshausen.

47 Gotteshäuser der evangelischen Kirche gibt es im ehemaligen Kirchenkreis Witzenhausen. Jede Kirche hat mindestens eine spannende Geschichte zu erzählen. Heute: Hundelshausen

Hundelshausen – Wie die Kirche in Hundelshausen vor 1863 ausgesehen hat, weiß leider niemand mehr. Falls das Dorf eine fränkische Gründung sein sollte (die mittelalterliche Kirche war dem Heiligen Martin geweiht, dem Reichsheiligen der fränkisch-merowingischen Könige), so vermutete der ehemalige Pfarrer Gustav Ohlendorf in der Dorfchronik: „…dass zunächst eine hölzerne Kapelle errichtet wurde. Ein Grundmuster war das Rechteck mit angefügtem kleinerem Rechteck für Altar und Priester. Den beschriebenen Grundriss hatte zumindest die (steinerne) Kirche, die auf der Dorfkarte von 1742 zu sehen ist.“ Diese Kirche wurde jedoch 1863 wegen Baufälligkeit – und weil sie zu klein geworden war – abgebrochen.

Es entstand am gleichen Ort ein großer, repräsentativer Neubau für die damals rund 800 evangelischen Gemeindemitglieder von Hundelshausen und Rückerode. Entworfen wurde er von Georg Gottlob Ungewitter, in Wanfried geboren, der sich als Architekt von Kirchen in Deutschland und Österreich einen Namen gemacht hatte.

Sein Vorbild für Hundelshausen war die gotische Elisabeth-Kirche in Marburg mit ihren himmelsstrebenden Elementen und Spitzbögen, die er im neugotischen Stil nachahmte. Immer wieder findet sich die Dreizahl als Symbol für die Dreieinigkeit im Gebäude wieder: etwa drei Ausgänge, drei Chorfenster, drei Seitenfenster, je drei Zwerchgiebel mit Kreuzblumen außen und viele mehr. In Höhe der Glocken am Turm brachte er so viele Schmuckelemente an, dass der Turm optisch höher wirkt, als er ist: 34 Meter plus 3,5 Meter Fahne und Wetterhahn.

Die hellen Steine für den Kirchenbau kamen damals aus dem Witzenhäuser Sandwald, die roten Sandsteine wurde im Leinegraben bei Ahrenshausen gebrochen. Mit Seilzügen, die von Ochsen gezogen wurden, hob man die Steine auf der Baustelle in die Höhe. Auch heute ist die Kirche wieder eine große Baustelle. Doch dazu später mehr. Zuerst noch ein Blick auf die Fenster: Die zuerst eingebauten Fenster waren schlicht, doch 1942 kam Pfarrer Eisenberg aus Marburg ins Gelstertal. Auf sein Betreiben wurden die Fenster neu verglast, so dass nun im Mittelfenster prächtige bunte Glasbilder das Leben Jesu illustrieren, von der Geburt über die Sturmstillung, Abendmahl und Jesu in Gethsemane bis hin zur Himmelfahrt ganz oben. Die 1867 vom Kassler Hoforgelbauer Wilhelm gebaute Orgel wurde 1992 grundlegend renoviert.

Seit 2019 wird die Kirche umfassend renoviert, angefangen vom Dach und dem hölzernen Deckengewölbe bis in den Innenraum. Als es 2020 wegen der Pandemie einen Baustopp gab, erlangte die Kirche regionale Berühmtheit. In dem bereits ausgeräumten Kirchenschiff wurde für einige Monate ein Kino installiert, inklusive gemütlicher Kinosessel und Leinwand.

Die Idee stammte von Pfarrer Dr. Christian Schäfer und Dr. Wolfgang Würker, dem Geschäftsführer der Capitol-Kinos in Witzenhausen. Gerade in Corona-Zeiten mit ihren Abstandsgeboten stellte sich dies als idealer Ausweichort heraus. Im Jahr 2022 rollten dann allerdings die Bagger an und zahlreiche Ehrenamtliche aus dem Dorf entfernten in Eigenleistung den Fußboden.

Was ist nun der Plan: Die Wände erhalten neue Farbe, außerdem wird eine neue Heizung mit Umluftsystem wie auch eine automatische Lüftung eingebaut. Die Sitzbänke werden auf neun Reihen reduziert, aber sie sind mobil, so dass man den Raum auch anderweitig nutzen kann, etwa für Kunst und Veranstaltungen. Der alte, steinerne Altar wird in den Außenbereich der Kirche versetzt, so dass an ihm Freiluftgottesdienste abhalten kann. Innen gibt es einen neuen Altar. Eine neue Lichtanlage soll die Decke in allen Farben illuminieren können. Die Fenster sollen auch von außen beleuchtet werden, damit die Glasbilder zur Geltung kommen können. Veranschlagt sind bisher 1,3 Millionen Euro. Zudem wird die Kirche geöffnet und fungiert dann als Radwegekirche.

„Durch all diese Neuerungen gewinnt die Kirche“, ist Pfarrer Christian Schäfer überzeugt. „Dadurch entsteht im Kirchenschiff mehr Spielraum für die Gemeinde.“ Er selbst möchte nur als Teil eines Teams verstanden werden, der vor Ort als Moderator und Netzwerker der Gemeinschaft fungiert. Die Kirche sei bisher immer ein beliebter Ort für Trauungen gewesen, sagt er, es könnten aber auch andere Events stattfinden. (zkw)

Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum. Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum.
Malerfirma bei der Arbeit: Udo Isermann und Klaus Ebbes stehen auf dem Gerüst und streichen die Wände im Chorraum. © Weber, Kristin
Typisch neugotisch: Vorbild für die Hundelshäuser Kirche (linkes Foto) mit ihren Spitzbögen ist die Marburger Elisabethkirche. Das rechte Bild zeigt den wegen der Renovierungsarbeiten eingerüsteten Innenraum.
Typisch neugotisch: Vorbild für die Hundelshäuser Kirche (linkes Foto) mit ihren Spitzbögen ist die Marburger Elisabethkirche. © Kristin Weber

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