„Joker Poetry“ im Weintheater

Der Comedian Nik J. Lucht fasziniert mit „Joker Poetry“ im Weintheater.
Grebendorf – Komisch, poetisch, tiefsinnig, ebenso wie absurd und witzig – was Nik. J. Lucht alias Nikodemus am Mittwochabend im Weintheater am Grebendorfer Anger bei seinem Programm „Joker Poetry“ seinem Publikum darbot, lässt sich in keine Schublade einsortieren. Er überraschte, irritierte, machte staunend und ließ bei so mancher Wortakrobatik dem einen oder anderen Zuschauer den Mund offen stehen.
Nikodemus – Gaukler, Poet und Comedian in einem – ist vor allem eins: verrückt nach Sprache und deren unendlichen Untiefen und Möglichkeiten. Seine Schöpfungen begleitet er mal mit der Ukulele, mal mit Jonglieren, mal verkörperlicht er seine Worte mit einem Diabolo.
Gaukler, Poet und Comedian
Und wenn man Nikodemus zwei Stunden zugehört und zugeschaut hat, weiß man, dass es kein heikles Thema, kein dünnes Eis, kein Tabu und kein bisher ein Schattendasein führendes Wort gibt, das sich nicht für Kunst eignet. So wie das „Bauarbeiter-Dekolleté“ – eine gesungene wunderbare Hommage auf die dunkle, haarige Spalte über dem Hosenbund im Baugewerbe. Oder der verklemmte Mathematiker, der alles kann, nur nicht das Wort Sex aussprechen und deshalb die Frau seiner Begierde um „Zehn minus Vier“ anfleht.
Auch Vegetarier bekommen ihr Fett weg unter dem Motto „Gib dem Hass eine Chance“, in dem der Vegetarier erklärt, dass er nur Pflanzen isst, weil er das Grünzeug von der Erde tilgen will. Die Naturgesetze in der Kneipe von Gravitation (Bierglas zum Mund) bis Mechanik (Schlägerei am Ende) sind ebenso Thema wie die Dynamik des Trinkens an sich.

Grebendorf: „Joker Poetry“ im Weintheater
Aber auch wie Blumen ihrem Nachwuchs Fortpflanzung erklären und dabei sich des Beispiels Mensch bedienen. Ebenso faszinierend seine Zungenbrecher oder ein Text, in dem bei jedem weiteren Satz ein Buchstabe fehlt. Nacherzählen kann man das nicht.
In seinen gesungenen, gesprochenen Balladen und Texten vereint Nikodemus Wilhelm Busch, Loriot und Reinhard Mey mit sich selbst – dem Gaukler, der auch mit einem winzigen Scherenschnitt eine ganze Geschichte erzählen kann. Das Nikodemus auch eine ganz ernste und ganz und gar poetische Seite hat, zeigte sich an einem Weihnachtsgedicht, dass er auf Wunsch von Theaterdirektor Lutz Jahr am Ende vortrug und dem Publikum damit zum Abschluss einen zutiefst rührenden Moment schenkte. Die nächste Veranstaltung im Weintheater Grebendorf findet voraussichtlich am Mittwoch, 24. August, mit einem klassischen Konzert statt.
Von Stefanie Salzmann