Neue Bleibe für Senioren, die nicht in Hotel bleiben durften

Die 15 pflegebedürftigen Senioren aus Thüringen, die übergangsweise im Hotel Kochsberg in Grebendorf untergebracht waren, mussten aus dem Hotel ausziehen.
Grebendorf – „Der Einrichtungsbetrieb im Panorama-Hotel Kochsberg wurde durch den Auszug der Bewohner am Nachmittag des 23. Februar beendet“, heißt es vonseiten der Pflegeaufsicht des Landes Hessen, die sich Mitte Februar eingeschaltet hatte, auf Anfrage unsere Zeitung. Alle Bewohner seien nach Kenntnis der Pflegeaufsicht, so die Sprecherin Susanne Andriessens, in Alten- und Pflegeheime in Thüringen umgezogen. „Eine Zuständigkeit der hessischen Betreuungs- und Pflegeaufsicht ist dort nicht mehr gegeben.“
Die 15 pflegebedürftigen Menschen waren seit November in dem Hotel oberhalb von Grebendorf untergekommen, da sich ein Neubau einer ambulanten Wohneinrichtung im benachbarten Thüringen zeitlich verzögert hatte. Mitte April dieses Jahres sollten sie nach Thüringen zurückkehren. Eine gute Lösung für die alten Menschen, wie die Angehörige einer 90-jährigen Dame, Johanna Volkmar, bestätigte. Denn eine Vollzeitpflege zuhause hätten für die Übergangszeit nicht alle Familien leisten können. Betreut waren die Senioren auf Kochsberg durch den in Mihla ansässigen Pflegedienst „Schwester Annettes Pflegedienst“, die Versorgung mit Essen hatte das „Bistro Amelie“ übernommen, das ebenso wie das Hotel in Grebendorf durch die Werraland Lebenswelten betrieben wird.
Mitte Februar hatte die hessische Heimaufsicht eine Begehung in Kochsberg veranlasst und dort aus ihrer Sicht erhebliche Mängel festgestellt, die sich sowohl auf bauliche, aber auch betreuerische Aspekte bezogen – darunter das Fehlen einer Rufanlage. Dabei hatte die Behörde die Vorgaben der vollstationären Pflege in Hessen herangezogen. Das Modell der ambulanten Wohngemeinschaft in Thüringen gibt es in Hessen nicht.
Der Pflegedienst hatte eine Woche Zeit zur Stellungnahme und sich offenbar entscheiden, die Betreuung der Senioren auf Kochsberg nicht fortzusetzen, sondern gemeinsam mit den Angehörigen Alternativen zu suchen. Es habe für die Angehörigen lediglich eine „Gnadenfrist“ von einer Woche gegeben, sagt Johanna Volkmar. „Gesprächs- oder Kompromissbereitschaft gab es nicht“, sagt sie. „Das bedeutet für die alten Menschen also wieder: neues Umfeld, neues Personal, neuer Wohnort. Teilweise Doppelzimmer anstatt vorher Einzelzimmer.“ Ihre Großmutter habe am 20. Februar mit sieben weiteren Personen in eine Einrichtung in Thüringen wechseln können, dort seien die Pflegebedürftigen aber auf drei verschiedene Wohnbereiche aufgeteilt, schildert sie.
Die Leitung des thüringer Pflegedienstes wollte sich gegenüber der WR nicht äußern. „Es ist ein schwebendes Verfahren mit den Behörden“, sagte eine Mitarbeiterin. Von den Werraland-Lebenswelten heißt es dazu: „Unsere Mieter sind mittlerweile ausgezogen“, so Sprecher Lars Winter. „Von unserer Seite gibt es nicht mehr zu sagen. Wir waren Vermieter, das Mietverhältnis wurde beendet. Übersetzt nichts anderes, als wenn ein Hotelgast auscheckt.“ (Stefanie Salzmann)