Ludger Arnold aus Weißenborn ist seit 50 Jahren im Auftrag des Herrn unterwegs

Ludger Arnold ist seit 50 Jahren Lektor und vertritt Pfarrer mit Lesepredigten. Nun wurde er am Erntedankfest (25. September) in Weißenborn für sein Engagement geehrt.
Weißenborn – Die Predigt hielt zum Erntedankfest (25. September) in Weißenborn ausnahmsweise mal nicht Pfarrer Rüdiger Pütz, sondern der Lektor. Und das aus gutem Grund: Ludger Arnold feiert sein Jubiläum als Lektor. Seit 50 Jahren hat er das Ehrenamt inne.
Es begann 1972, als der junge Ludger Arnold mit seiner Familie im südhessischen Münster lebte und noch die Oberstufe in Dieburg besuchte. Sein Religionslehrer war damals auch der Gemeindepfarrer und fragte ihn, ob er ihm mit einer Lesepredigt im Gottesdienst vertreten könne. Er solle den Text so umgestalten, dass er für ihn ehrlich und passend sei.
Gesagt, getan. Damals habe Ludger Arnold die Zuversicht eines jungen Mannes gehabt, die Dinge verändern und verbessern zu können. Seine Mutter war seine schärfste Kritikerin und hörte genau zu. Leider konnte sie das nur wenige Male tun, da sie bereits ein Jahr später bei einem Autounfall starb. „Der Unfall war damals die größte Infragestellung meines Glaubens“, sagt er tief bewegt. „Aber der Glaube war auch mein Halt.“
Seit 1986 in Weißenborn
Soweit es seine Zeit zuließ, hat er seither Gottesdienste gehalten. Auch als er 1986 nach Weißenborn zog. Seit 1989 war er im Kirchenvorstand und seit 1995 Präses der Kreissynode. Die Predigt macht ihm immer noch Freude. Er mahnt, aber er ist auch gut darin, das Publikum so anzusprechen, dass er verstanden wird – und nebenbei unterhalten kann.
So auch in Weißenborn. Der Bibeltext über Mose bringt ihn unmittelbar zu den größten Problemen unserer Zeit: die Pandemie, der Krieg und der Klimawandel. „1989 hatten wir doch alle gedacht, dass wir es gelernt hätten, ohne Waffen miteinander auszukommen“, sagt er. Dann kam Putin und lehrte die Welt, dass das Böse nicht schläft, sondern nur auf den richtigen Moment wartet.
Mahnende Worte zum Erntedankfest
Etwas, das die Welt hingegen selbst verschuldet habe: der Klimawandel. Die andauernde Trockenheit hatte den Sommer fest im Griff. Zum Erntedankfest kam Ludger Arnold aber nicht umhin, festzuhalten, dass die Ernte dennoch nicht verloren sei. Gerade die Obstbäume tragen reichlich Früchte. Er richtete seine Gedanken an die Arbeit der Bauern, Gärtner und Forstleute und an die Unsicherheit, mit der sie in Zukunft planen müssen. „Es sind Arbeitsbedingungen, die sich die meisten von uns gar nicht mehr vorstellen können“, sagte er.
„Wir müssen heute darauf achten, dass wir besser mit Lebensmitteln umgehen. Sie sind Gottes Geschenk an uns.“ Er mahnte auch, sie zu teilen. Die zum Erntedankfest gespendeten Lebensmittel gehen an die Eschweger Tafel.
Beruf und Ehrenamt mit Leidenschaft ausgeführt
Die Dekanin des Evangelischen Kirchenkreises Ulrike Laakmann und ihr Stellvertreter, Ralph Beyer, würdigten Ludger Arnold anschließend für seinen 50-jährigen Dienst an den Menschen mit einer Urkunde. Er habe auf den unterschiedlichsten Kanzeln in großen und kleinen Gemeinden gestanden und werde das weiter tun. „Sie sind im Auftrag des Herrn unterwegs“, sagte die Dekanin. „Die Menschen brauchen Gottes Botschaft gerade in unsicheren Zeiten.“
Ludger Arnolds Beruf als Lehrer und sein gleichzeitig großes ehrenamtliche Engagement in der Kirche sei zeitlich nicht immer leicht miteinander zu verbinden gewesen, aber er habe beides mit großer Leidenschaft ausgeführt. Der Grund dafür liege im Titel eines Büchleins zu Predigten von Erhard Domey, in dem auch Ludger Arnold vertreten ist: „Und es lohnt sich doch!“ Von Kristin Weber