Zweifel an Standort für Gewerbegebiet westlich von Netra

Parlament stellt jetzt den Gewerbestandort westlich von Netra überraschend infrage. Die Entscheidung über das künftige Gewerbegebiet soll nun wieder im Ausschuss beraten werden.
Ringgau – De facto einen Rückzieher bezüglich des geplanten Gewerbegebietes westlich von Netra hat die Gemeindevertretung Ringgau am Donnerstagabend gemacht. Eigentlich sollte das Parlament nur einen Kriterienkatalog (WR berichtete) für die Ansiedlung von Unternehmen beschließen, der in den Ausschüssen aufwendig erarbeitet worden war.
Stattdessen wurde der Standort des Gewerbegebietes bei Netra generell infrage gestellt. „Ich hab große Bauchschmerzen mit dem Standort Netra“, sagte Hans Hartmann von der ÜWG, der im Planungsausschuss kürzlich noch der Erarbeitung der Ansiedlungskriterien für den Gewerbestandort Netra beteiligt war. „Der zu erwartende Schwerlastverkehr für Netra und Datterode ist eine Katastrophe“, sagte Hans Hartmann. Er sehe kein Gewerbegebiet dort. Stattdessen forderte er, dass erneut ein Standort westlich von Datterode geprüft werde. Letztendlich wurde auf Antrag der CDU-Fraktion eine erneute Standortsuche in den Planungsausschuss überwiesen. Die Gemeindevertretung stimmte dem Antrag am Donnerstag mehrheitlich zu.
Helene Horlacher (ILR) schloss sich der ÜWG bezüglich der möglichen Verkehrsbelastung für die Ortsteile an, gab aber zu bedenken, dass eine teure Erschließung an Hanglagen für jedes Unternehmen äußerst unattraktiv sei. Denn Ringgau wollte die Flächen über die Wirtschaftsförderung des Kreises vermarkten lassen, die Erschließung sollte aber von den ansiedlungswilligen Firmen selbst getragen werden.
Regionalplan sieht für Gewerbe nur Fläche westlich von Netra vor
Bürgermeister Mario Hartmann erinnerte daran, dass laut Regionalplanung nur die Flächen westlich von Netra als Gewerbestandort in Ringgau infrage kämen, für andere Standorte sei eine Genehmigung durch das Regierungspräsidium (RP) nicht zu erwarten.
Zudem hatte das Ingenieurbüro Henke in einer aufwendigen Untersuchung die Fläche westlich von Datterode als ungeeignet benannt, da dort extreme Hanglagen vorherrschen. Die Gemeinde Ringgau, die sich in einer extremen finanziellen Schieflage befindet, hatte sich zur Ausweisung eines eigenen Gewerbegebietes entschlossen, weil es praktisch die einzige Möglichkeit für die Kommune darstellt, Einnahmen zu generieren. Damit hätten bei Erfolg die Kommunalfinanzen wieder konsolidiert werden können, und auch die hohen Grundsteuern perspektivisch gesenkt werden können.
Der Plan war, das Gebiet auszuweisen, die WFG sollte die Flächen entsprechend der Ansiedlungskriterien vermarkten, Ringgau von den Gewerbesteuereinnahmen profitieren. Die WFG hätte jetzt mit der Akquise begonnen. Die Kriterien für die Ansiedlung wurden ungeachtet des infrage gestellten Standortes Netra beschlossen. (Stefanie Salzmann)