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Rotwildring Meißner-Kaufunger Wald lehnt weitere Abschusserhöhung wegen Wolf ab

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Von: Stefanie Salzmann

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Fordern stärkere Zurückhaltung beim Abschuss von Rotwild und Muffel: die Revierleiter besonders aus dem Raum Waldkappel, der jetzt schon stark von Wölfen besiedelt ist. Das Bild zeigt zwei junge Hirsche.
Fordern stärkere Zurückhaltung beim Abschuss von Rotwild und Muffel: die Revierleiter besonders aus dem Raum Waldkappel, der jetzt schon stark von Wölfen besiedelt ist. Das Bild zeigt zwei junge Hirsche. © Dr. Jörg Brauneis/nh

Die Population von Rot- und Muffelwild wir auch vom Wolf beeinflusst. Daher war er Thema auf der Hegeschau und Jahreshauptversammlung des Rotwildrings Meißner-Kaufunger Wald in Reichensachsen.

Reichensachsen – Mindestens ebenso prominent wie das Rotwild stand auf der Hegeschau und Jahresversammlung des Rotwildrings Meißner-Kaufunger Wald der Wolf im Mittelpunkt. Denn dessen Anwesenheit und die Folgen berücksichtigte der Vorstand des Rotwildrings bei der künftigen Abschussplanung. Denn obwohl die Jagdstrecke mit 681 im vergangenen Jagdjahr (2022/2023) des an Rotwild erlegten Stücke die zweithöchste in der 50-jährigen Geschichte des Rotwildrings war, will das Land Hessen wegen Schälschäden an Bäumen die Abschusszahlen weiter deutlich hochsetzen. „Hier aber hat sich der Vorstand angesichts der Bedrohungen des Wildes durch den Wolf entschlossen, in seinem Abschussplanvorschlag auf diese Erhöhung zu verzichten“, so Dr. Jörg Brauneis.

Vor der Abstimmung kam es zu zahlreichen besorgten Stimmen aus der Versammlung. Und insbesondere die Reviere im Raum Waldkappel, die schon jetzt stark von Wölfen besiedelt sind, forderten nachdrücklich eine stärkere Zurückhaltung beim Abschuss. Der Abschussplanvorschlag des Vorstandes wurde dann bei wenigen Enthaltungen angenommen. Noch hitziger wurde darüber diskutiert, ob es verantwortbar sei, beim Muffelwild überhaupt noch Tiere zum Abschuss freizugeben, da durch die Wölfe die unmittelbare Gefahr besteht, dass die Mufflons am Meißner ausgerottet würden. Eine reduzierte Freigabe wurde dann bei mehreren Gegenstimmen und Enthaltungen mit einer knappen Mehrheit angenommen.

Zu Beginn der Veranstaltung am vorigen Samstag (11. März) im Bürgerhaus von Reichensachsen hatte Landrätin Nicole Rathgeber sich nicht nur für das Engagement der Jägerschaft um den Erhalt des Rotwildes im Werra-Meißner-Kreis bedankt, sondern sich auch tief besorgt über das rasche Anwachsen der Wolfspopulation in Kreis gezeigt, die „zu einer starken Belastung für Mensch und Tier“ geworden sei. Sie forderte die Landespolitik auf, hier rasch praxisfähige Lösungen zur Konfliktbewältigung zu erarbeiten.

Anschließend hielt Dr. Jörg Brauneis aus Eschwege einen Vortrag über den Einfluss des Wolfes auf die Wildtiere. Dabei spannte er den Bogen von der Zeit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bis in die Gegenwart. Er ordnete das Wiederauftreten der Wölfe in Nordhessen in einen nationalen und gesamteuropäischen Zusammenhang ein. Der Vortrag wurde mit großem Interesse aufgenommen, was aus zahlreichen, besorgten Rückfragen an den Referenten deutlich wurde. Anschließend erfolgte die Besprechung der ausgestellten Rotwildgeweihe durch den Kreisjagdberater, Frank-Reiner Rake. Er zeigte sich mit der Qualität der ausgestellten Trophäen als einen Hinweis auf die gute, körperliche Verfassung des Rotwildes in der Hegegemeinschaft zufrieden.

Der Vorsitzende der Umsetzungsgruppe Lebensraumkonzept beim Rotwildring, Dr. Lutz Eberle, stellte dann die geplante Fortschreibung des Gebiets-Lebensraumkonzepts für das Rotwild vor. Diese sei durch die anhaltenden, tief greifenden Veränderungen im Lebensraum des Rotwildes aktueller und erforderlicher denn je, sagte er. In eindringlichen Worten mahnte Eberle zudem die anwesenden Jäger und Jägerinnen davor, die technischen Möglichkeiten auf der Jagd zulasten der Wildtiere auszureizen, und forderte sie nachdrücklich auf, sich noch mehr als bisher für den Schutz des Wildes und den Erhalt seiner Lebensräume einzusetzen. (Stefanie Salzmann)

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