Frimo-Gruppe durch Krisen in Schieflage: Insolvenz trifft auch Sontra

Die Frimo-Gruppe aus Lotte in Nordrhein-Westfalen hat Insolvenz angemeldet. Betroffen ist auch die Niederlassung in Sontra.
Sontra – Ausschlaggebend für den Schritt seien die angespannte Auftrags- und Kostenlage in der Automobilindustrie. Mit dem Insolvenzverfahren soll das in Schieflage geratene Unternehmen saniert werden. Der Technologieanbieter für Werkzeuge und Anlagen für die Automobilindustrie hat in der vergangenen Woche einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Amtsgericht in Münster gestellt. Neben der Holding-Gesellschaft Frimo Group ist von der Insolvenz auch die operative Tochtergesellschaft Frimo betroffen. Beide Gesellschaften haben ihren Sitz in Lotte bei Osnabrück. Frimo unterhält zudem unselbstständige Niederlassungen und Produktionsstätten in Freilassing, Hamburg und Sontra.
Frimo beschäftigte in Sontra zuletzt rund 160 Mitarbeiter. 2019, also vor der Pandemie, wurden vom Konzernumsatz von rund 200 Millionen Euro etwa 35 Millionen Euro in Sontra erwirtschaftet. Die Frimo Group entwickelt und baut Anlagen und Werkzeuge für ein breites Technologiespektrum. Der Schwerpunkt liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von Kunststoff- und Verbundkomponenten, und zwar sowohl für das Automobil-Interieur als auch Exterieur in großen Stückzahlen. Dazu zählen Innenraumverkleidungen, Dach- und Bodenmodule oder Stoßfänger. Die Sontraer Niederlassung ist Frimos Kompetenzzentrum für Werkzeuge und Anlagen, um Kunststoffe zu stanzen, zu pressen oder zu (ver-)formen.
Anhaltender Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung
„Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie befindet sich die Gruppe in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung“, teilt die Frimo-Gruppe in einer Pressemitteilung mit. Die Krisen seien bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns, gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert haben. Hinzu komme die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden konnten.
Das hat sich auch in den Bilanzen bemerkbar gemacht. Die Unternehmensgruppe hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben rund 160 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es sogar nur 145 Millionen Euro Gesamtleistung. In den schwachen Jahren 2021 und 2022 habe die Gruppe viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte, um die außergerichtliche Restrukturierung fortzusetzen. Beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen, so das Unternehmen, zeigte sich zuletzt ein deutlicher Trend der Erholung – nicht zuletzt dank wachsender Absatzmärkte in der Elektromobilität. „Trotz unserer positiven Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung des Frimo Geschäftsmodells im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich“, erklärt Siegfried Köhler, Co-CEO Sales & Operations.
„Firma hat eine große Bedeutung für die Stadt“
Die Produktion bei Frimo wird auch während des Sanierungsprozesses weitergeführt, wie es heißt. „Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt fortgeführt werden“, sagt Insolvenzverwalter Stefan Meyer.
Sontras Bürgermeister Thomas Eckhardt hofft, dass die Niederlassung in Sontra gehalten wird. „Die Firma hat eine große Bedeutung für die Stadt, weil viele der Beschäftigten auch in Sontra wohnen und leben.“ Eckhardt sucht den Kontakt mit der Geschäftsleitung, um eine mögliche Unterstützung der Stadt abzusprechen. (Von Tobias Stück)