Kultursommer: Michael Trischan präsentiert Klassiker des jüdischen Humors

Der Titel lässt schon mal aufhorchen: „Sex am Sabbat?“… so hat Ilan Weiss, der israelische Autor, seine Sammlung jüdischer Witze genannt.
Wichmannshausen – Und so lautete auch der Titel des Bühnen-Programms von Michael Trischan, mit dem der Kultursommer Nordhessen von Landrätin Nicole Rathgeber und Bürgermeister Thomas Eckhardt auch im Werra-Meißner-Kreis eröffnet wurde.
Der Schauspieler Michael Trischan ist vielen bekannt aus der MDR-Krankenhaus-Serie „In aller Freundschaft“, er bietet jedoch auch ein abwechslungsreiches Tourneeprogramm an, mit dem er rezitierend und lesend durch die Lande zieht. In Wichmannshausen sorgten die emsigen Mitglieder des Museumsvereins aber zuerst einmal für den typisch nordhessischen Empfang mit Ahler Worscht und Brot zu Wein und Sekt im Hof des Museums im alten Boyneburger Schlosses. Anschließend ging es in die Dorfkirche am Anger und hinein in die Welt des jüdischen Humors.
Als Zuhörer unterliegt man heutzutage ja erst einmal dem Reflex, sich bang zu fragen: Darf ich das überhaupt, als Deutscher über Juden zu lachen?
Ist das politisch korrekt? Aber Michael Trischan beruhigte das Publikum sogleich. Die Witze, die er vortrug, wurden ja von Juden über Juden geschrieben, der Humor und die Ironie seien tief verwurzelt in der jüdischen Kultur, die mit so vielen religiösen Regeln aufwartet. Und da das alltägliche Leben nicht immer zu diesen Regeln passe, müssten diese Hürden eben mit Witz genommen werden. Und so wurde schnell klar, Humor verbindet, denn er handelt von menschlichen Schwächen und dem kreativen Umgang damit, und der ist in allen Kulturen gleich. Humor ist menschlich und weiter nichts.
Da geht Herr Kohn etwa zum Arzt und fragt diesen, ob er denn 80 Jahre alt werden könne. Der Arzt fragt, ob der Herr gerne viel esse oder sonst ein ausschweifendes oder abenteuerliches Leben führe. All das verneint Herr Kohn. „Ich bin ein ganz und gar treuer und häuslicher Typ.“ Da fragt der Arzt zurück: „Warum wollen Sie dann 80 Jahre alt werden?“ Jeder Witz ist eine kleine Kurzgeschichte, die mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht werden will. Wieder geht ein Mann zum Arzt, weil er befürchtet, dass seine Frau taub wird, und lässt sich beraten, was er tun kann, um herauszufinden, wie schlimm es schon ist. Er soll leise mit ihr sprechen. Gesagt, getan.
Er betritt das Zimmer seiner Frau, bleibt an der Tür stehen und sagt leise: „Ich liebe dich.“ Aber es kommt keine Reaktion von ihr, also geht er näher heran, sagt wieder leise „Ich liebe dich.“
Abermals antwortet sie nicht. Der Mann geht ganz nah an sie heran und sagt leise: „Ich liebe dich.“ Da fährt die Frau herum und sagt aufgebracht: „Also, jetzt zum dritten Mal: Ich dich auch!“
Mit Rhythmus und Pausen führt Rezitator Trischan sein Publikum gekonnt zu den Pointen hin. Begleitet wird er dabei von Johannes Dau auf der Klarinette und seinem Sohn Attila Trischan am Klavier, die mit mal munterer, mal melancholischer Klezmer-Musik den Weg für die Höhepunkte ebnen und die richtige Stimmung bereiten.
Und was ist nun mit dem Sex am Sabbat? „Auf die Frage hin erklärt der Rabbiner“, liest Trischan „Man darf am Sabbat Sex haben, aber es sollte die eigene Frau sein - denn ein Vergnügen darf es nicht sein.“ Nun ja, die Frauen lachen höflich mit. Da ist es schon lustiger, wenn der kleine David eine Niete in Mathe ist, und jetzt deshalb auf eine strenge katholische Schule gehen soll. Und tatsächlich, wie wild und voller Angst fängt er an zu pauken, und erhält im Zeugnis eine Eins.
Die Mutter ist erstaunt, wie das passiert sei? Da sagt David: „Na, als ich den armen Typen gesehen habe, den sie ans Pluszeichen genagelt haben, da wusste ich: Die meinen es ernst!“
Von Kristin Weber