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Noch immer keine tragfähige Lösung für denkmalgeschützte Synagoge in Harmuthsachsen

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Von: Stefanie Salzmann

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Als einzige im Kreis erhalten: die Synagoge in Harmuthsachsen. Der private Eigentümer setzt sie nicht instand, wer sie kaufen und unterhalten kann, ist weiter offen.
Als einzige im Kreis erhalten: die Synagoge in Harmuthsachsen. Der private Eigentümer setzt sie nicht instand, wer sie kaufen und unterhalten kann, ist weiter offen. © Stefanie Salzmann

Erneut ist ein Winter über die leer stehende Synagoge Harmuthsachsen gezogen, ohne das es eine tragfähige Lösung für das denkmalgeschützte Gebäude gibt.

Harmuthsachsen – Die Westfront der Synagoge ist nach dem Abriss einer benachbarten Scheune dem Wetter schutzlos ausgesetzt. Der Verein „Freundinnen und Freunde jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis“ verhandelt mit dem Eigentümer über den Kauf der Synagoge. „Das ist aber noch nicht ausverhandelt“, sagt Dr. Martin Arnold, der dem Verein vorsitzt und für den die Synagoge eine Herzensangelegenheit ist.

Zudem ist trotz regelmäßiger Gespräche zwischen Landkreis, Verein, dem Denkmalschutz und nicht zuletzt der Stadt Waldkappel nicht klar, wie das Gebäude unterhalten werden kann – ein Grund für den kleinen und jungen Verein zurückhaltend zu sein. „Denn sobald der Verein die Synagoge gekauft hat, wären wir sofort in der Unterhaltungspflicht“, sagt Arnold. „Das überfordert unsere Möglichkeiten.“

Gemeinschaftsaktion ist nötig

Ideen, wie die einzige noch erhaltene Synagoge im Werra-Meißner-Kreis genutzt werden kann, hat der Verein hingegen viele. „Aber das Ganze geht nur in einer Gemeinschaftsaktion. Daran arbeiten wir mit Elan“, sagt Arnold.

Während die Stadt Waldkappel zwar eine Resolution im vorigen Jahr verabschiedet hat, den Erhalt des historisch wertvollen Gebäudes zu unterstützen, stellt Bürgermeister Frank Koch auf Anfrage klar: „Wir können nichts Monetäres beisteuern.“ Vorstellen könne er sich für die Kommune Pflegearbeiten wie Rasenmähen etc. oder auch Spendenaktionen zu unterstützen.

Mit Sorge sieht auch der Werra-Meißner-Kreis den zähen Fortgang bei der Rettung des Gebäudes. „Wir sehen mit Sorge, dass das Gebäude erneut vom Verfall bedroht ist. Insbesondere ist die Westseite der Synagoge nicht gegen Wind und Wetter geschützt. Der jetzige Eigentümer ist mehreren Aufforderungen zur Instandsetzung bisher nicht nachgekommen“, so die Sprecherin des Kreises, Sylvia Weinert. Die Untere Denkmalschutzbehörde werde deshalb den Eigentümer erneut zur Durchführung der notwendigen Arbeiten auffordern. „Sollte weiterhin keine Reaktion erfolgen, wird er die Instandsetzung auch anordnen“, so Weinert.

Auszeichnung mit dem Landesdenkmalpreis

Im Jahr 2004 war die Synagoge in Harmuthsachsen noch mit dem Landesdenkmalpreis ausgezeichnet worden, viel Geld floss seinerzeit in die Erhaltung des Gebäudes. Bis 1936 gab es über mehrere Jahrhunderte eine jüdische Gemeinde in Harmuthsachsen. Ab 1933 verließen die seinerzeit noch rund 30 jüdischen Bürger wegen der Repressalien den Ort. Zuletzt lebte nur noch das Ehepaar Hammerschlag dort, das 1939 nach Kassel verzogen ist und von dort 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurde.

Von Stefanie Salzmann

Dr. Martin Arnold, Vorsitzender des Vereins Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis
Dr. Martin Arnold, Vorsitzender des Vereins Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis  © privat

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