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Naturfotografin kommt am Ortsrand von Hetzerode bis auf sieben Meter an Wolf ran

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Von: Stefanie Salzmann

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Bei seiner Tour um den Waldkappler Ortsteil Hetzerode wird dieser Wolf am Montagabend gegen 19.30 Uhr beobachtet und an sechs Stellen
Bei seiner Tour um den Waldkappler Ortsteil Hetzerode wird dieser Wolf am Montagabend gegen 19.30 Uhr beobachtet und an sechs weiteren Stellen. © CAROLIN EBERTH

Bis auf sieben Meter ist am 1. Mai die in Hetzerode lebende Naturfotografin und Jägerin Carolin Eberth einem Wolf nahegekommen – und zwar am Sportplatz des Waldkappler Ortsteiles.

Hetzerode – Die letzten Wohnhäuser in Hetzerode sind etwa 40 Meter von der Stelle entfernt.

Carolin Eberth und ihr Freund Sebastian Sennhenn waren gegen 19.30 Uhr von einem Ausflug zurückgekehrt und hatten mit dem Auto noch einen Schlenker durchs Dorf gemacht, als sie den Wolf nahe dem Sportplatz entdecken. „Der stand auf der Wiese und hat uns angeschaut“, berichtet sie. Mit ihrem Handy dreht sie um die zehn Videos von dem Tier, das nach einer Weile entlang von Wegen und Bachläufen weiterzog. „Weil wir uns hier gut auskennen, konnten wir ihm relativ einfach folgen“, sagt die Fotografin. „Unterwegs sahen wir zweimal, wie der Wolf versuchte, ein Reh zu jagen.“

Dann konnte sich das Paar dem Tier bis auf wenige Meter nähern. „Wir haben mit ihm gesprochen, aber er hat überhaupt keine Scheu gezeigt“, erzählt Carolin Eberth. Aus dem Auto habe sich das Paar dennoch nicht getraut auszusteigen und sich auch versichert, dass die Fenster des Wagens zu sind. Carolin Eberth gelingen während der Verfolgungsrunde an sechs verschiedenen Stellen um Hetzerode sensationelle Fotos, die sie mit ihrer Spiegelreflexkamera macht. Diese stellt sie noch am Abend in die Whatsapp-Dorfgruppe von Hetzerode und in eine landesweite Wolfmonitoring-Gruppe.

Und fortan steht ihr Telefon nicht mehr still. Nachbarn, Landwirte und viele besorgte Mütter rufen sie an. „Wölfe werden in der Gegend öfter gesehen, aber dass die so nah kommen und keinerlei Scheu zeigen, versetzt die Leute doch noch mal in neue Angst“, sagt sie. Vor allem Eltern erzählen, dass sie am Nachmittag dort noch mit kleinen Kindern und Rädern unterwegs waren.

Carolin Eberth geht davon aus, dass es sich bei dem Wolf um ein einjähriges weibliches Tier handelt. „Aber ich bin da keine Expertin“, räumt sie ein. Wovon sie allerdings sicher ausgeht, ist, dass in der Region Waldkappel und Stölzinger Gebirge inzwischen mehrere Rudel, aber mindestens zehn Wölfe leben. „Ich gehe nur noch ungern durch den Wald, vor allem mit Hund“, sagt sie. Ständige schaue man sich um, ob ein Wolf irgendwo auftaucht. „Das nimmt wirklich ein Stück Lebensqualität weg.“

Bereits am Morgen des 1. Mai war in der Ortschaft Weidelbach, die etwa zwei Kilometer Luftlinie von Hetzerode entfernt ist, eine 1.Mai-Wanderung abgesagt worden, weil kurz zuvor dort ebenfalls ein Wolf gesichtet worden war. Hetzerodes Ortsvorsteher Heinrich Sennhenn weiß auch, dass immer wieder Wölfe dem Dorf nahekommen. „Aber dass man auf zehn Meter rankommt, ist doch nicht mehr normal“, sagt er.

Das am Montag entstandene Bildmaterial wird jetzt dem Hessischen Wolfszentrum zur Verfügung gestellt.

Unbedarften Spaziergängern, die keine Erfahrung mit Wildtieren haben, empfiehlt das Wolfszentrum Hessen des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie, sich lautstark bemerkbar zu machen – beispielsweise durch Klatschen. Menschen in oder auf Fahrzeugen würden vom Wolf nicht als Mensch erkannt. (Stefanie Salzmann)

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