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Im Revier Hasselbach werden Hochsitze mit Fledermauskästen ausgestattet

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Von: Stefanie Salzmann

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Hoch und mit freiem Anflug: Der Fledermauskasten, den Hasselbachs Jagdpächter Christoph Dippel (links) und Torsten Rapp (UNB) am Hochsitz angebaut haben.
Hoch und mit freiem Anflug: Der Fledermauskasten, den Hasselbachs Jagdpächter Christoph Dippel (links) und Torsten Rapp (UNB) am Hochsitz angebaut haben. © Dr. Jörg Brauneis/nh

Die Hasselbacher Jagdpächter Christoph Dippel und Werner Weber haben das Projekt „Lebensraum Hochsitz“ ins Leben gerufen. Unterstützen soll es die Fledermäuse in der Region.

Hasselbach – Fledermäuse haben es gern dunkel, zugig soll es auch nicht sein im Quartier. Vor allem bei ihren Sommerquartieren, wo sie auch ihre Jungen zur Welt bringen, bevorzugen einige Fledermaus-Arten geeignete Spalten. Daher nennt man Fledermäuse auch Spaltenbewohner. Und weil Fledermäuse sich auch gern an Hochsitzen niederlassen, haben die Hasselbacher Jagdpächter Christoph Dippel und Werner Weber jetzt das Projekt „Lebensraum Hochsitz“ ins Leben gerufen.

Im Jagdrevier Hasselbach bei Waldkappel steht eine Grundsanierung der Hochsitze an. Nach und nach sollen die alten Bitumenplatten abgebaut und entsorgt werden und gegen einfache Wellbleche austauscht werden. Weißblech ist deutlich langlebiger als Bitumen. Leider aber zeigte sich, dass in die Rillen der Bitumenplatten Fledermäuse einzogen und dort ihre Sommerquartiere eingerichtet hatten. Dieser Lebensraum drohte nun den Fledermäusen verloren zu gehen.

Um den Lebensraumverlust der Fledermäuse durch den Umbau der alten Hochsitze auszugleichen und möglichst zu verbessern, starteten die Jagdpächter mit Unterstützung von Torsten Rapp von der Unteren Naturschutzbehörde des Werra-Meißner-Kreises das Fledermaus-Schutzprojekt. Schnell und unbürokratisch erhielten die Jäger eine Kostenzusage für zunächst 20 Fledermauskästen, von denen jeder etwa 50 Euro kostet. Angefertigt wurden die Kästen von den Werraland Lebenswelten Eschwege. Der Bauplan des Fledermauskastens kommt von Hessen-Forst in Südhessen und hat sich in der Praxis dort bewährt.

„Die Untere Naturschutzbehörde unterstützt solche Initiativen immer sehr gerne, unabhängig davon, wer die Vorschläge einreicht“, erklärte Torsten Rapp. „Besonders wertvoll sind Projekte, in die Eigenleistungen eingebracht werden. Dies stellt die Identifikation der Akteure mit dem Projekt und damit die Dauerhaftigkeit sicher.“

21 Fledermaus-Arten gibt es in Hessen

Von den 25 insgesamt in Deutschland nachgewiesenen Fledermausarten kommen 21 auch in Hessen vor. Alle Fledermäuse stehen unter Naturschutz. Viele im Wald, aber auch in Siedlungen lebende Fledermäuse sind auf sogenannte Spaltenquartiere als Sommerlebensraum angewiesen, weiß Naturschützer Dr. Jörg Brauneis. Normalerweise finden die Fledermäuse solche Quartiere hinter der abblätternden Borke alter Laubbäume. Alte Bäume sind im Wirtschaftswald aber selten geworden.

Die flachen Fledermauskästen sind aus rauem und unbehandeltem Holz gefertigt und bilden genau diese Sommerquartiere der Fledermäuse nach. Das Konstruktionsprinzip ist ein nur unten offener und nach oben schmaler werdender Spalt. Die Vorderwand ist etwas kürzer als die Hinterwand, sodass die Fledermäuse leicht unter dem Spalt landen und nach oben ins Versteck klettern können.

Hochsitze und Jagdkanzeln eignen sich hervorragend zum Aufhängen der Fledermauskästen, da sie oft an Waldschneisen stehen, die den Fledermäusen einen freien Anflug ermöglichen. Außerdem müssen Fledermauskästen in einer Höhe von mindestens drei Metern aufgehängt werden. Die jagdliche Nutzung der Hochsitze stört die Fledermäuse überhaupt nicht.

16 Arten wurden in Kästen nachgewiesen

In Fledermauskästen sind schon 16 Fledermausarten nachgewiesen worden, so Brauneis, die diese als ruhige Tagesquartiere, zur Paarung, aber zum Teil auch zur Aufzucht der Jungen (Wochenstube) nutzen. Darunter sind seltene Arten wie die Bechsteinfledermaus und das Große Mausohr. Beide sind echte Waldfledermäuse, die große Laub- und Laubmischwälder mit alten Bäumen und einem reichen Insektenvorkommen als Lebensraum benötigen. Hessens größtes FFH-Schutzgebiet „Werra- und Wehretal“ mit knapp 24.500 Hektar, das große Teile des Werra-Meißner-Kreises umfasst, soll ausdrücklich auch dem Schutz dieser beiden Fledermausarten dienen.

Bechsteinfledermäuse haben auffallend große Ohren. In gaukelndem Flug und mit geschickten Manövern sammeln sie ihre zuvor per Echolot geortete Beute von Blättern, Zweigen, aber auch vom Boden auf. Sie bringen ihre Jungen auch in Fledermauskästen zur Welt. Das Große Mausohr ist die größte einheimische Fledermausart und eigentlich die typische Kirchenfledermaus. Berühmt in ganz Hessen sind die je fast tausend Weibchen umfassenden Wochenstuben in den Kirchen von Bischhausen und Waldkappel. Das Große Mausohr nutzt die Fledermauskästen vor allem zur Paarung und als Sommerquartier für die Männchen. Die Tiere jagen bevorzugt in einer offenen Landschaft mit viel Wald, aber auch Weiden und Feldern. (red/salz)

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