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Pfarrer Rolf Hocke nach 38 Jahren Dienstzeit verabschiedet

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Von: Kristin Weber

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Verabschiedet sich aus dem Berufsleben: Rolf Hocke, langjähriger Pfarrer in Waldkappel.
Verabschiedet sich aus dem Berufsleben: Rolf Hocke, langjähriger Pfarrer in Waldkappel. © kristin weber

Der Waldkappler Pfarrer Rolf Hocke wird nach 38 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand verabschiedet. Er zieht mit seiner Frau nun in denSchwarzwald.

Waldkappel – 38 Jahre lang ist Rolf Hocke Pfarrer in Waldkappel, zum 31. Juli geht er in den Ruhestand. Der Gottesdienst zu seiner Verabschiedung beginnt um 14 Uhr. Begonnen hatte alles im Oktober 1984, mit seiner Frau teilte er sich damals seine erste Pfarrstelle. „Es gab zu viele von uns, und so waren wir froh, dass wir beide auf einer halben Stelle arbeiten konnten“, erzählt er über die Anfänge in diesem Beruf.

Damals schlugen die Uhren noch anders, gerade auf den Dörfern. Zwei Gottesdienste fanden am Sonntagvormittag statt – um 13 Uhr spätestens war die „Hütte voll“. Über 30 Mal war der Pfarrer mit einer Gruppe in Taizé in Frankreich, da er die Kombination aus Singen und Stille an diesem besonderen Ort liebt. Selbst die mitfahrenden jugendlichen Gemeindemitglieder hätten sich bei diesen Fahrten zu Gesprächen geöffnet, die er sonst nie hätte führen können, sagte er.

Bewegtes Berufsleben: Waldkappler Pfarrer geht nach 38 Jahren in Ruhestand

Geboren ist Rolf Hocke in Naumburg bei Kassel, ein Nordhesse, der sich in Waldkappel gleich eingefügt und Dialektforschung betrieben hat. Zusammen mit der Gemeinde hat er ab 1999 nach alten Ausdrücken gesucht, die 2011 in das Waldkappler Wörterbuch geflossen sind und nebenbei auch verschüttete Erinnerung hervorgebracht haben. Leute zum Erzählen zu bringen, das macht er gern, deshalb hat er auch das Waldkappler Erzählcafé mitbegründet, eine Institution, die bis heute lebendig ist.

Rolf Hockes Interesse für die jüdische Geschichte und Kultur hat dazu geführt, dass er sich für den Erhalt der ehemaligen Synagoge im benachbarten Harmuthsachsen eingesetzt hat. Zunächst erfolgreich. Mit Mitteln des Landes Hessen konnte der Fachwerkbau von einem Pächter saniert werden und erhielt 2004 den Hessischen Denkmalschutzpreis. Seither gibt es vonseiten des Eigentümers jedoch Verhandlungen über den Verkauf – die allerdings noch kein Ergebnis erzielt haben. „Doch die Verhandlungen sind noch nicht zu Ende“, sagte Hocke.

Ruhestand: Pfarrer Rolf Hocke verabschiedet sich aus Waldkappel

Rolf Hocke hat auch eine Liebe zur Musik. Während seiner Zeit als Pfarrer war der Waldkappler Posaunenchor eine feste Größe im Kreis und konnte ein starkes Ensemble aufweisen. Es wurden sogar Profimusiker als Chorleiter engagiert. Auch der Kirchenchor wurde zehn Jahre lang erfolgreich von Andreas Worm geleitet. Doch wie alle örtlichen Vereine erlebten auch diese Ensembles in den vergangenen Jahren ihren Niedergang. Rolf Hocke hat den Chor bis kurz vor Ausbruch der Pandemie sogar selbst übernommen, um ihn am Leben zu erhalten. Sogar eigene Stücke hatte er für die Sänger geschrieben. Doch Corona hat auch hier für Einschränkungen gesorgt.

1983 war der Kirchenkreis Eschwege eine Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in Indien eingegangen, was dazu geführt hatte, dass 1993 Ravi und Hanna Niranjan sieben Jahre lang als ökumenische Mitarbeiter in Waldkappel wirkten, und Rolf Hocke eng mit der indischen Gemeinde verbunden blieb. Da er den indischen Dialekt „Kannada“ schreiben und lesen kann, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, indische Kirchenlieder in Lautschrift zu übersetzen, sodass sie auch von Menschen gesungen werden können, die diese Sprache nicht sprechen. Dazu hat er bei einem Studiensemester in Indien bei der Dorfbevölkerung Melodien gesammelt und transferiert. Diese Aufgabe wird ihn noch weiter beschäftigen, glaubt er.

Von Waldkappel in den Schwarzwald: Pfarrer Hocke geht in Ruhestand

Früher, sagt er, hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt, als Pfarrer nur bis 65 durchzuhalten. Doch seit September vergangenen Jahres gab ihm sein Körper zu verstehen, es ist jetzt erst mal genug. „Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, krankheitsbedingt einfach nicht mehr zu können“, sagte er. Zusammen mit seiner Frau zieht er nun in den Schwarzwald und genießt dort seinen wohlverdienten Ruhestand.

Die Arbeit in der Gemeinde habe sich in 38 Jahren verändert, „doch Corona hat uns auch als Kooperationsraum näher zusammengeschweißt“, sagt er. Und noch einen Wunsch hat Rolf Hocke: Statt Abschiedsgeschenken möchte er lieber Spenden für die weitere Sanierung der einmaligen Hilpert-Orgel in Waldkappel generieren. Von Kristin Weber

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