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Wölfe reißen gesamte Schafherde im Werra-Meißner-Kreis

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Von: Stefanie Salzmann

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Ein Wolf
Wölfe töteten die Schafherde des Waldkappeler Försters. © dpa/ picture alliance/ Sina Schuldt

Ein oder mehrere Wölfe haben alle Tiere des Waldkappeler Försters getötet. Der Angriff geschah in der Nacht zum Mittwoch (10. Mai).

Waldkappel – Auf einer Weide 150 Meter Luftlinie von der Karlheinz-Böhm-Schule in Waldkappel (Werra-Meißner-Kreis) sind in der Nacht zum Mittwoch (10. Mai) neun Schafe gerissen worden. Wie der Rissgutachter und Mitarbeiter des Forstamtes Wehretal Tibor Pohle-Strube bestätigte, waren das alle Tiere der Herde, keines der Schafe hatte den nächtlichen Angriff überlebt.

Die Kadaver der neun getöteten Schafe lagen auf der weitläufigen eingezäunten Weide im Umkreis von 150 Metern verteilt, einige auf der Wiese, andere in Gehölzstreifen. Der steile Weidehang grenzt an ein Waldstück in Richtung Friemen und befindet sich kurz hinter dem Ortsausgang von Waldkappel.

Wolf tötete, fraß aber nicht: Unterlag er dem Surplus-Killing-Effekt?

Keines der neun Schafe war von seinem Angreifer gefressen, sondern lediglich getötet worden. Bei einem der Schafe war einer der hinteren Läufe leicht angefressen. „Erfahrungen zeigen, dass auch Wölfe dem sogenannten Surplus-Killing-Effekt unterliegen können“, sagt Jos Hornung vom Hessischen Wolfszentrum.

Der sei vergleichbar mit dem Fuchs im Hühnerstall, der in einen Blutrausch verfällt und alle Hühner tötet. Ob es sich bei den Angreifern auf die Herde um einen oder mehrere Wölfe gehandelt hat, werde erst die genetische Analyse der Gewebeproben zeigen. Diese werde in zwei bis drei Wochen erwartet. Um kurz nach sieben Uhr am Mittwochmorgen war das Wolfszentrum über den Fund der Kadaver informiert worden, so Jos Hornung. Wer den Fund gemeldet hat, darüber gibt die Behörde keine Auskunft.

Wölfe reißen ganze Schafherde im Werra-Meißner-Kreis - Rissgutachter entnimmt Gewebeproben

Daraufhin war der Rissgutachter Strube-Pohle zum Tatort gefahren und hatte gemeinsam mit einer weiteren Mitarbeiterin des Forstamtes Hessisch Lichtenau von den getöteten Tieren Gewebeproben genommen und die Fundorte dokumentiert. Gegen Mittag wurden die Kadaver von einem Schäfer aus Waldkappel zusammengesammelt und auf einem Anhänger abtransportiert worden.

Die Schafherde gehört dem Waldkappeler Revierförster, der allerdings derzeit nicht erreichbar ist. Vor Ort waren am Mittwochmorgen neben dem Rissgutachter Strube-Pohl auch der Leiter des Forstamtes Wehretal Dr. Thomas Rysavy. Dieser war nicht bereit über den Vorfall oder das Bild, das sich ihm am Tatort bot, Auskunft zu erteilen, und verwies an das Wolfszentrum.

Häufigere Wolfsichtungen: Kindergärten in Waldkappel besuchen Waldstationen nicht mehr

Waldkappels Bürgermeister Frank Koch sagte: „Ich bin erschrocken, dass der Wolf immer wieder den Orten so nah kommt, das sind ganz klar keine Einzelfälle mehr.“ Die beiden Waldkappeler Kindergärten besuchen wegen der häufigen Wolfssichtungen auch weiterhin ihre Waldstationen nicht mehr.

Unterdessen hatte das Hessische Wolfszentrum auch bestätigt, dass es sich bei dem gerissenen Schaf auf einem Privatgrundstück im Wehretaler Ortsteil Vierbach um den Angriff eines Wolfes gehandelt hat. Der zur Hälfte aufgefressene Kadaver des Schafes war am 16. April im Bachlauf des Vierbach von seinem Besitzer unweit seines Wohnhauses gefunden worden. (Stefanie Salzmann)

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