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Mit Messer: 38-Jähriger zwang Autofahrer in Altenburschla zum Anhalten

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Hier kam es Anfang November 2021 zu dem Polizeieinsatz mit Schusswechsel: Der Angeklagte bedrohte auf der B250 (links) zunächst Autofahrer mit dem Messer und soll dann die Polizeibeamten angegriffen haben.
Hier kam es Anfang November 2021 zu dem Polizeieinsatz mit Schusswechsel: Der Angeklagte bedrohte auf der B250 (links) zunächst Autofahrer mit dem Messer und soll dann die Polizeibeamten angegriffen haben. © Hessennews.TV

Da er an einer paranoiden Schizophrenie leidet, wurde der Mann aufgrund von Schuldunfähigkeit freigesprochen. Die beratende Psychiaterin sieht keine Notwendigkeit einer Zwangseinweisung.

Wanfried/Kassel – Die Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik drohte einem 38-jährigen Mann, der vor einem Jahr einen spektakulären Polizeieinsatz zwischen Wanfried und Altenburschla auslöste und sich dafür jetzt vor dem Landgericht Kassel verantworten musste (wir berichteten). Am Ende der fünf Verhandlungstage waren sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Kammer allerdings einig, der Beschuldigte bleibt ein freier Mann.

Polizeieinsatz in Wanfried: Paranoide Schizophrenie und psychische Verhaltensstörung

Da er an einer paranoiden Schizophrenie leidet und psychische Verhaltensstörungen diagnostiziert wurden, bescheinigte ihm die Sachverständige in ihrem Gutachten für die Tat Schuldunfähigkeit. Als der Mann mit einem Messer bewaffnet Autos auf der B 250 zum Abbremsen zwang und sich herbeigerufene Polizeibeamte so bedroht fühlten, dass sie den Mann mit fünf Schüssen im Körper trafen, sei er „der Welt entrückt“ und die Steuerungsfähigkeit aufgehoben gewesen, sagte die Psychiaterin.

Zuvor hatte sie das Krankheitsbild des Beschuldigten beschrieben, der nahezu die gesamte Verhandlungsdauer mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank saß. Demnach begann er bereits mit 13 Jahren regelmäßig Alkohol zu trinken, konsumierte ab 15 Jahren Cannabis und später andere Drogen. In der Folge traten erste psychische Krankheitssymptome auf, die zu stationären Behandlungen führten. Vom Wesen her charakterisierte die Fachärztin den 38-Jährigen als freundlich und kooperativ. Da er jedoch immer wieder Medikamente ausgesetzt und abgelehnt habe, sei die Behandlung wechselhaft verlaufen. In der Folge seien bei ihm Wahnvorstellungen aufgetreten, außerdem habe er sich verfolgt gefühlt und Stimmen gehört. Es könne gesagt werden, dass bei ihm die gesamte Palette der paranoiden Schizophrenie auftrat.

Keine Notwendigkeit der Zwangseinweisung: Spektakulärer Polizeieinsatz in Wanfried

Zusammenfassend diagnostizierte die Psychiaterin bei dem 38-Jährigen eine schwere psychische Störung und Schizophrenie, die sich im Laufe der Jahre weiter verstärkt habe. Auch wenn solch eine Krankheit nur schwer behandelbar sei, müsse festgestellt werden, dass durch richtiges Medikamentieren Besserung erreicht werden könne. Obwohl Prognosen bei derartigen Erkrankungen nur schwer abzugeben seien, schloss die Sachverständige eine hohe Wahrscheinlichkeit aus, nach der der Beschuldigte künftig eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen werde. Aus psychiatrischer Sicht liege derzeit keine Notwendigkeit vor, den 38-Jährigen zwangsweise in eine Klinik einzuweisen.

(Peter Kilian)

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