Wanfrieds Evangelische Gemeinde organisiert Andachten im beruflichen Alltag

Die Evangelische Gemeinde Wanfried veranstaltet derzeit Passionsandachten am Arbeitsplatz. „Ich bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6,35) stand bei der Bäckerei Siemon in Heldra im Fokus.
Heldra – „Mhhh, hier riecht es aber gut“ sind die ersten Worte, die fast jedem der 25 Gäste über die Lippen kommen, als sie die Heldraer Backstube betreten. Kein Wunder, duftet es schließlich nach frischem Brot, süßen Teilchen und Frühstücksbrötchen. Doch waren die Besucherinnen und Besucher nicht etwa für einen Rundgang der Backstube Siemon vor Ort, sondern für eine Passionsandacht. Kein Nahrungsmittel spielt im Christentum eine so große Rolle wie das Brot. Steht es beim kirchlichen Abendmahl doch (bei den Protestanten symbolisch, bei den Katholiken realpräsent) als Leib Christi.
Da liegt es nahe, eine Passionsandacht rund um das Johannesevangelium 6:35 zu gestalten. Da heißt es: „Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ Heldras Pfarrerin Sabrina Wascholowski gestaltete den Rahmen der Passionsandacht mit einem Gebet und der Segnung. Sie zeigte den Teilnehmern beispielsweise Mehl- und Brotmarken aus dem Ersten Weltkrieg, die der Heldraer Werner Jung mitgebracht hatte. „Mit diesen Marken war ganz genau festgelegt, wer wie viel Mehl und wie viel Brot bekommt“, erklärt sie vor allem den jüngeren Besuchern. „Die Bäcker mussten damals aufs Gramm genau abwiegen, damit am Ende genug Mehl übrig blieb.“ Sie erklärt, dass das Brot symbolisch für alles stehe, was der Mensch zum Leben brauche.
Die Inhaber der Bäckerei Siemon, Tina und Andreas Schmidt, erzählten anschließend den Gästen über die Geschichte ihrer Bäckerei: 1948 eröffneten Otto und seine Frau Marie Siemon die Bäckerei in Heldra. Ihre Kinder Dieter und Anita führten die Tradition weiter. Inzwischen leitet Anitas Sohn, Andreas Schmidt, gemeinsam mit seiner Frau Tina den Familienbetrieb, der aktuell 30 Mitarbeiter an fünf Standorten verzeichnen kann. Nachdem es für alle Besucherinnen und Besucher eine Scheibe Brot zum Probieren gab, konnten Fragen rund ums Thema Brot, Backen und die Backstube gestellt werden. So kam raus, dass in der Bäckerei im Monat zwischen 15 und 17 Tonnen Mehl verarbeitet und täglich um die 300 Brote gebacken werden. „Was am Tagesende übrig bleibt, holt die Eschweger Tafel ab“, sagt Tina Schmidt.
Gutes Brot brauche viel Zeit und viel Liebe, erklärt Bäckermeister Andreas Schmidt. „Das Gerücht, dass man von frischem, noch lauwarmem Brot Bauchschmerzen kriegt, stimmt nicht“, klärt er die Besucherinnen und Besucher auf. Bei einigen war daraufhin sichtliche Erleichterung auf den Gesichtern zu erkennen. Tina Schmidt: „Es gibt auch einfach nichts Besseres, als in ein Stück frisches Brot mit krosser Kruste zu beißen.“ Die Randstücke vom Brot sind in Deutschland übrigens sprachlich eine kuriose Sache. Je nach Region gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für den knusprigen Anfang und das Ende des Brotes – über 200 Namen wurden für den wohl besten Teil des Backwerks gesammelt.
So sagt man in Norddeutschland überwiegend Kanten und Knust, in Bayern hingegen sprechen die Leute von Ranftl und Scherzl und in Sachsen gibt es das Rändl und Ränftl. Zum Vergleich: Im Rheinland heißt es Knützchen und Knäbberchen. Auch in der Redaktion der Werra-Rundschau ist man sich uneinig: Vier Kolleginnen geben vier unterschiedliche Antworten: Kniestchen, Küppele, Knüstchen und Knust. Drei Passionsandachten der Reihe „Die Bibel im beruflichen Alltag“ stehen noch aus, immer um 18 Uhr: 22. März in der Biogasanlage, 29. März beim Schiedsmann im Wanfrieder Rathaus und 5. April in der Gärtnerei Eisenhut in Altenburschla. (Theresa Lippe)