Der künftigen Liveübertragung von Wanfrieds Stadtverordnetenversammlungen ging eine kontroverse Diskussion bei der Sitzung im Juni dieses Jahres voraus. „Nicht alle Parlamentsmitglieder sind von der Idee begeistert, müssen sich aber der Abstimmung beugen“, sagt Bürgermeister Wilhelm Gebhard.
Durch eine Übertragung der Stavo im Internet erhofft sich die Gemeinde ein größeres Interesse an der Wanfrieder Kommunalpolitik. „Das Angebot richtet sich nicht nur an Wanfrieder, die lieber von Zuhause aus teilnehmen möchten, sondern auch an ehemalige Bewohner der Gemeinde, die vielleicht aus einem anderen Teil Deutschlands mal schauen möchten, was in der alten Heimat so los ist“, sagt Gebhard.
Doch dieses niederschwellige Angebot der Teilnahme sorgt bei einigen Parlamentsmitgliedern für Unmut. „Wer ein Amt in Wanfrieder Parlament hat, muss vor Ort an den Sitzungen teilnehmen. Dafür werden die Personen mit 15 Euro pro Sitzung vergütet“, erklärt der Bürgermeister.
Einige seien der Ansicht, dass auch Interessierte den Aufwand betreiben und den Weg nach Völkershausen auf sich nehmen sollten, wenn sie wissen wollen, was bei der Stavo passiert. „Da schwingt sicher bei manchen auch die Angst mit, dass Menschen bequem vom Sofa aus – zu komfortabel – ein zu leichtes Urteil über die Arbeit im Parlament und Wortbeiträge der Fraktionsmitglieder gefällt wird“, erklärt Bürgermeister Gebhard.
Diese Sorge bestünde unabhängig vom Alter besagter Parlamentsmitglieder. Auch, dass Beiträge aus dem Zusammenhang gerissen werden könnten, mache manchem Parlamentarier Sorge. Wilhelm Gebhard, der selbst sehr aktiv in den sozialen Medien ist, wirkt indes positiv gestimmt: „Ich hoffe, dass durch den Livestream bei mehr Menschen das Interesse geweckt wird, irgendwann auch mal persönlich als Gast einer Stadtverordnetenversammlung beizuwohnen.“
Das Angebot richte sich aber auch an ältere Menschen, die bei Dunkelheit, schlechtem Wetter oder mangelnder Mobilität schlicht nicht die Möglichkeit haben nach Völkershausen zu kommen, um sich persönlich zu informieren. Zusätzlich sei es für ihn eine gute Plattform, gewisse Hintergründe kommunaler Entscheidungen besser und verständlicher einem größeren Publikum zu erklären, sieht Wanfrieds Bürgermeister die Übertragung positiv und als weiteres Kommunikationsmittel zu seiner Gemeinde.
Jede Stadtverordnetenversammlung hat eine abschließende Fragerunde für Mitglieder und Besucher auf der Tagesordnung. Diese wird aber weiterhin nur für Besucherinnen und Besucher im DGH Völkershausen offen sein: Einen Chat, um digital Fragen zu stellen, werde es nicht geben, sagt Bürgermeister Gebhard.
Auf die Sitzungen, die per Video übertragen werden, wolle man zudem im Vorfeld zusätzlich auf der Wanfrieder Homepage, Facebook und auch in der Werra-Rundschau hinweisen, erklärt der Bürgermeister. „Nach der Testphase von sechs Sitzungen soll dann evaluiert werden, ob und wie es mit dem Livestream der Stavo in Wanfried weitergeht.“
Ringgaus Bürgermeister Mario Hartmann weist darauf hin, dass Bürgerversammlungen bereits als Hybrid-Veranstaltung – also wie auch die Stavo in Wanfried – stattgefunden haben. Eine Teilnahme sei dabei sowohl in Präsenz als auch per Live-Übertragung möglich.
Der Livestream der Versammlung wird technisch durch das Medienwerk Werra-Meißner aus Eschwege und Benjamin Kleinpeter aus Wanfried realisiert.
Service: Wer nicht digital, sondern persönlich als Gast an der Stavo-Sitzung teilnehmen möchte, kann dies trotzdem jederzeit tun: heute (18. November) Abend ab 19 Uhr im DGH Völkershausen, Dorfstraße 35.
Von Theresa Lippe
Die Tagesordnung dieser Stavo ist lang – 18 Punkte sind gelistet, darunter mehrere Anträge der Fraktionen. Unter anderem wird es um die Haushaltspläne 2023 für die Kitas gehen, den barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen, den Ausfall kritischer Infrastrukturen (Linke), die Kontrolle über die städtischen Kinderspielplätze (SPD) und die Prüfung zur grundhaften Sanierung des Wanfrieder Schwimmbades (CDU).
(tli)