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Ladyknacker geben zweites Jubiläumskonzert in Reichensachsen

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Von: Kristin Weber

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Endgültig volljährig: Die Ladyknacker gaben ihre Songs in Reichensachsen zum Besten.
Endgültig volljährig: Die Ladyknacker gaben ihre Songs in Reichensachsen zum Besten. © kristin weber

Zum Jubiläumskonzert – endlich volljährig – waren die Karte für die Ladyknacker im Bürgerhaus schnell ausverkauft, sodass noch ein Zusatzkonzert nachgeschoben werden musste.

Reichensachsen – Laut der offiziellen Geschichtsschreibung standen an einem Donnerstag im Jahr 2004 ein Dutzend Männer an einer Theke, vermutlich in Reichensachsen, und fassten einen gewagten Plan: Sie wollten mit rein bei der Weiberfastnacht in den Saal voller Frauen! Deshalb mussten sie zu Künstlern werden. Sollten sie strippen oder lieber einen Chor gründen? Sie entschieden sich für den Gesang.

Das erklärte Ziel führten sie im Namen: „Ladyknacker“. Nun hieß es erst mal üben. Dann endlich der erste Auftritt in Reichensachsen in der Obermühle als Vorgruppe der „Echten Kerle“, einer A-Capella-Band aus Kassel. Seither sind die gestandenen Herren mit den Hüten als Spaßchor aus dem Reichensächser Karneval nicht mehr wegzudenken. Sie singen zu bekannten Melodien neue Texte, auf Deutsch und in lustig.

18 Jahre später: Zum Jubiläumskonzert – endlich volljährig – waren die Karten im Bürgerhaus ausverkauft, sodass noch ein Zusatzkonzert nachgeschoben werden musste. Die Einführung machte niemand geringerer als der Wildecker Herzbube Wolfgang Schwalm, der mit dem Chor auch die CD produziert hat. Als Themen greifen die Sänger alles auf, was reiferen Herren Spaß macht – oder auch nicht. Wie etwa Corona: „Wenn ich meinen Rasen stutz, brauch ich keinen Mund-Nase-Schutz“ (Wasser ist zum Waschen da) oder gendern „Ein Mann, ein schöner Mann, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“ (Ein Freund, ein guter Freund). In der Gender-Version klingt es so: „Ein Mann … Echo: eine Frau, eine Lesbe, ein Schwuler, ein Trans, ein Queer … ein schöner Mann … Echo: schöne Frau, schöne Lesbe, schöner Schwuler, schönes Trans, schönes Queer …“ Auch die Sinnhaftigkeit des Klima-Klebens können sie nur bedingt nachvollziehen. „Wenn ein Mensch das Klima liebt, trotzdem weit nach Bali fliegt und sich dann auf Straßen klebt … dann lass ihn kleben, lass ihn kleben, lass ihn kleben, Tag und Nacht!“, singen sie voll Innbrunst frei nach Marius Müller Westernhagen.

Aber neben den aktuellen Themen gibt es auch die Klassiker, allen voran das Thema Frauen – immer geliebt, wenn auch geneckt: „Die Schuh sind doch zum Laufen, nicht allein zum Kaufen“ (These Boots are made for walking), den Alkohol und natürlich die hessischen Spezialitäten. „Oh, wie verführerisch, sind Ahle Würste, Stracke und Runde, in aller Munde.“ (La Donna e Mobile)

Zunehmend häufiger wird auch das Thema Rente aufgegriffen. Doch im Jubiläumskonzert dürfen sich die Partnerinnen und Ehefrauen revanchieren. Auf die Bühne geholt, singen sie: „Das Schönste am ganzen Tag, das war’n die Zeiten, als der Alte noch zur Arbeit ging.“ (Schön ist es auf der Welt zu sein). Das Lied hatten sie speziell zum Konzert eingeübt und trugen es mit ebenso großem Spaß vor. Vielen der klassischen Titel des Chores merkt man deutlich an, dass sie aus dem Karneval stammen, inklusive der genüsslich zelebrierten, politisch unkorrekten Seitenhiebe. Und einige Titel sind in Reichensachsen schon zu Hits geworden, bei denen das Publikum lebhaft mitsingen kann, wie etwa der vegetarische Kriminal-Tango: „Kiwi und Mango … in der Taverne … nur Vegetarier … haben das gerne … Abend für Abend … Rohkost und Rettich … das ist nicht labend … ich will es fettich!“

Eine silberne Ehrennadel des Landes Hessen hat der Chor für sein kulturelles Engagement schon bekommen, nun überreichte Nicole Rathgeber dem Chorleiter Walter Koschalka auch die Ehren-Urkunde der Landrätin. Und zur entscheidendsten Frage von deren Laufbahn sagte sie: „Ich bin froh, dass Sie sich für das Singen entschieden haben.“ Das Publikum im Bürgerhaus sah es auch so und bedankte sich mit stehendem Applaus für 18 Jahre Unterhaltung. (Kristin Weber)

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