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Wilderei in Reichensachsen: Reh verendet qualvoll

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Von: Emily Spanel

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Deutlich ist die Einschusswunde zu sehen. Das verendete Reh ist in der vergangenen Woche im Straßengraben unweit des Hoheneicher Rondells gefunden worden.
Deutlich ist die Einschusswunde zu sehen. Das verendete Reh ist in der vergangenen Woche im Straßengraben unweit des Hoheneicher Rondells gefunden worden. © Privat/nh

In einem Reichensächser Revier kam es nun zum ersten Fall von Jagdwilderei. Ein Reh verendete dabei qualvoll.

Reichensachsen/Hoheneiche – Wilderei steht als Straftat im Gesetzbuch, und es ist alles andere als ein Kavaliersdelikt, ein Wildtier ohne Erlaubnis oder Befähigung zu töten. Trifft ein Schuss nicht richtig, verenden Tiere elendiglich, während die Wilderer das Weite suchen.

So geschehen in der vergangenen Woche, als zwei Jagdpächter am Sonntagmorgen ein verendetes Reh im Bereich des Jagdreviers Reichensachsen, unweit des Rondells Hoheneiche, direkt an der Landesstraße im Straßengraben aufgefunden haben. Deutlich ist die Einschusswunde, verursacht durch ein kleinkalibriges Geschoss, höchstens sechs Millimeter, zu erkennen.

Perfide: Der Schuss traf „weich“, wie es in der Jägersprache heißt. In Mitleidenschaft gezogen werden hier Gescheide, Weidsack, Leber oder Nieren. Weidwund-Schüsse führen selten zum augenblicklichen Verenden – das Reh also muss möglicherweise stunden-, vielleicht auch tagelang unter Qualen umhergeirrt sein. Eine Nachsuche nach dem schwer verletzten Tier ist ganz offensichtlich ausgeblieben.

„Nicht ausgeschlossen ist, dass das Reh direkt von der Straße aus beschossen worden ist“, sagt Werner Heckmann, Mitpächter des Jagdreviers Reichensachsen, kopfschüttelnd. Der Kadaver sei bereits von Füchsen angefressen gewesen; müsse also bereits geraume Zeit an der späteren Fundstelle gelegen haben. „Es ist der erste mir bekannte Fall dieser Art im Revier Reichensachsen“, sagt Werner Heckmann – allerdings: In den benachbarten Waldrevieren bei Wichmannshausen, der Boyneburg und dem Rittergut Harmuthausen bei Datterode sind bereits Fälle von Wilderei registriert worden.

Wilderei in Reichensachsen: Reh verendet qualvoll

Zwölf tote Wildtiere mit Schussverletzungen sind dort allein im Sommer aufgefunden worden, „und das sind nur die Tiere, die wir finden“, sagte Wilhelm Lückmann, Pächter des Jagdrevieres Wichmannshausen. „Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher sein.“

Die Jagd steht allen offen, doch sie unterliegt strengsten Regeln. Die Reviere sind festgelegt, die Zahl der zu erlegenden Tiere ebenfalls, und auf die Pirsch darf nur, wer den Jagdschein ablegt und damit beweist, profunde Kenntnis von Wild und waidgerechtem Erlegen zu haben.

Die Wilderer hingegen treibt vieles an: der Reiz des Verbotenen, die Lust an Trophäen und am Töten oder, ganz schnöde, der Handel mit Wildbret. Mit Nachtsichtgerät und Schalldämpfer wird heimlich gejagt.

Das Strafgesetzbuch droht Wilderern „in schweren Fällen“ bis zu fünf Jahre Haft an – wozu zählt, wenn sie gewerbsmäßig oder nachts ihre Taten begehen. Der Fall des getöteten Rehs von Reichensachsen wird von den Jagdpächtern bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

Hinweise zu Wilderern und Wilderei nimmt die Polizei unter Telefon 0 56 51/ 9250 entgegen. Von Emily Hartmann

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