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Werra-Meißner-Kreis: Wildbiene ist in Gefahr

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Von: Eden Sophie Rimbach, Carolin Eberth, Kerim Eskalen

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Wichtig für Pflanzen und Vögel sind Bienen und andere Insekten.
Wichtig für Pflanzen und Vögel sind Bienen und andere Insekten. © Eden Sophie Rimbach

31 der rund 550 Wildbienenarten sind in Deutschland akut vom Aussterben bedroht. Versiegelung und Düngereinsatz zählen zu den Faktoren, die dazu beitragen.

Werra-Meißner – Die heimischen Bienenpopulationen schrumpfen bedrohlich. Vor allem Wildbienen sind stark gefährdet. Das sagt Berthold Langenhorst vom Naturschutzbund Hessen (Nabu). Laut Nabu sind in Deutschland von 550 Wildbienenarten 31 akut vom Aussterben bedroht. 197 sind gefährdet, 42 stehen auf einer Vorwarnliste. Ein Grund dafür sei die Flächenversiegelung, die die Lebensräume und Nahrungsquellen der Insekten zerstört. „Täglich werden in Hessen 26.000 Quadratmeter Fläche versiegelt“, sagt Dr. Miriam Dangel vom Hessischen Bauernverband. Das entspricht einer Fläche von dreieinhalb Fußballfeldern.

Über Jahrzehnte hinweg habe sich angebahnt, was nun schwere Folgen für Wildbienen und andere Insekten habe. Das teilt der Fachbereich 11 – Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel mit, dessen Standort in Witzenhausen ist. Ein Faktor sei die Entwicklung der Landwirtschaft. Angesichts fallender Erzeugerpreise sei diese dazu gezwungen, größere Flächen zu nutzen. Durch die Zusammenlegung von Feldern verschwinden Hecken und Feldränder. Der in den vergangenen Jahrzehnten gestiegene Einsatz von Dünger lasse auch Blumen und Beikräuter im Feld stärker wachsen. Das zwinge Landwirte zum Einsatz von Herbiziden, durch die diese Pflanzen ganz von den Feldern verschwinden.

Dass das natürliche Umfeld mit Büschen und alten Bäumen für die Wildbienen in der Kulturlandschaft fehlt, weiß Imker Ralf Schlarbaum. Er betreut insgesamt 15 Bienenvölker beim Spitzenberg in Reichensachsen, dem Hundsrück in Langenhain und dem Bergwildpark Meißner. Die Honigbiene der Imkerei betrifft die Knappheit des Lebensraums nicht, da sie im Bienenstock lebt. Wenn in einem Volk eine junge Königin nachkommt und sich das Bienenvolk teilt, muss das Volk um die ältere allerdings auch neuen Lebensraum in der Natur finden.

Zum Thema Bienensterben erklärt der Fachbereich 11 der Universität Kassel, dass andere Bienenarten das geringere Aufkommen anderer kompensieren könnten. Einen Extremfall gebe es in China, da dort per Hand bestäubt werden müsse. In Deutschland leisten Wildbienen und andere Insekten einen wichtigen Dienst für Pflanzen, von denen einige zur Nahrungsproduktion genutzt werden. Zudem dienen sie als Futter für beispielsweise Feldvögel, deren Bestand zurückgehe. (Eden Sophie Rimbach/ebe/kes)

60 Prozent sind Sandbewohner

Laut des Fachbereichs 11 der Universität Kassel mit Standort in Witzenhausen gelten rund 60 Prozent der Wildbienen als Sandbewohner, buddeln folglich Löcher im Boden. Bei höherem Stickstoffniveau wächst dieser jedoch schneller mit stickstoffliebenden Pflanzen wie der Brennnessel zu. Durch den Druck, unter dem die Landwirtschaft stehe, fehle es laut der Universität an Anbaupausen und Produktionsflächen würden durch Herbizide blüten- und artenleer. (esr)

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