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Der neue Opel Astra im Fahrtest: Stürzt er dieses Mal den VW Golf vom Thron?

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Von: Rudolf Bögel

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Opel Astra Fünftürer gelb
Freche Optik, sportliche Ausstrahlung. Der neue Opel Astra führt die flotte Designlinie des Mokka fort. © Thorsten Weigl / Opel

Der ewige Konkurrent fordert den VW Golf heraus. Dieses Mal hat der neue Opel Astra jedoch echte Chancen. Ist er sogar besser?

Wer Opel Astra* hört und zu den Lateinern zählt, dem fällt sofort der Wahlspruch ein. „Per aspera ad astra“. Frei übersetzt heißt das: Über raue Pfade kommt man zu den Sternen. Der Weg zu den Sternen war bei Opel lang, manchmal steinig, aber auch erfolgreich. Aus dem legendären Opel Kadett, der 1936 zum ersten Mal in Rüsselsheim vom Band lief, entwickelte sich später der Astra. Lange Zeit der Hauptkonkurrent des VW Golfs und weit über zehn Millionen Mal gebaut. 86 Jahre nach dem ersten Kadett, der als Cadillac des kleinen Mannes liebevoll auch „Kadettillac“ genannt wurde, kommt nun die neue Generation des Astra auf den Markt. Aber ist er auch einer, der nach den Sternen greift? Wir haben alle drei im Augenblick verfügbaren Motorisierungen getestet.

Opel Astra Fünftürer gelb Opel Astra Sportstourer blau
Rund zwei Drittel aller zugelassenen Astras in Deutschland sind Kombis. Der Sportstourer kommt im Sommer auf den Markt. © Axel Wierdemann / Opel

Der neue Opel Astra - keinen Cent teurer als der Vorgänger

Was unterscheidet den neuen Astra vom alten? Bei den Fahrzeugdimensionen geht es nur um Millimeter. Vier mehr in der Länge und 13 beim Radstand. Dafür 15 Millimeter flacher. Das sind Petitessen. Dafür legt der neue Kompakt-Opel einen starken Aufritt hin. Das schon vom Mokka bekannte freche, kantige und markante Vizor-Design wurde übernommen und sogar verfeinert. Sportlich steht der Fünftürer auf der Straße, fast noch knackiger sieht der Sportstourer aus. Also der Kombi, der in Deutschland zwei Drittel der Astra-Zulassungen ausmacht und im Sommer auf den Markt kommt. Gleiche Größe – gleicher Preis. Der Kompakte von Opel kostet ab 22.465 Euro – „und ist damit keinen Cent teurer als die Basisvarianten beim Vorgänger“, vermerkt man stolz. Dafür hat der neue Astra aber eine ganze Reihe von Assistenzsystemen schon in der Serie mit an Bord: Frontkollisionswarner mit Gefahrenbremsung, Fußgänger- und Verkehrsschilder-Erkennung, Spurhalte-Assistent und Müdigkeitswarner. Welche Autos sind 2022 zudem neu? Erfahren Sie hier mehr über die neuen Modelle vom SUV bis zum Elektroauto.

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Die großen Digitaldisplays wirken wie aus einem Guss und sind beim Opel Astra bereits in der Serienausstattung dabei. © Axel Wierdemann / Opel

Bildschirm-Landschaft wie bei Mercedes

Ebenfalls nicht knausrig zeigen sich die Rüsselsheimer beim Interieur. Wo es bei anderen Herstellern noch Analog-Instrumente oder kleine Bildschirme in der Basisversion gibt, bestückt Opel seine Astras durchgehend mit dem so genannten Pure Panel, einem digitalen Kombiinstrument, das inklusive Tacho das halbe Armaturenbrett einnimmt und an die Cockpits von Mercedes-Benz erinnert. Das Menu wird mit einem Touchscreen bedient. Und man kann es nicht oft genug sagen. Die Opelianer in Rüsselsheimer sind im Vergleich zu den Wolfsburgern von VW nicht in die Digitalfalle getappt und bieten bei der Bedienung auch weiterhin noch Knöpfe und Tasten an. Direkt unter dem Bildschirm kann man schnell und ohne seinen Blick von der Straße zu wenden die Lautstärke regulieren, Klimaanlage, Sitzheizung oder den Defroster einschalten. Mit Features wie einer 360-Grad-Kamera und einem wunderbar schnörkellosen Head-Up-Display wertet man den Astra sogar noch auf und landet damit endgültig in der oberen Mittelklasse. Drei USB-C-Steckdosen sowie kabelloses Aufladen und die Bluetooth-Anbindung des Smartphones via AppleCarPlay oder AndroidAuto zählen heute ja schon zum Standard. So auch beim Astra.

Opel Astra Fünftürer gelb Cockpit Frau am Steuer
Luftig, modern und jede Menge Platz. Im neuen Opel Astra fühlen sich Fahrerinnen und Fahrer sofort wohl. Am besten mit E-Antrieb. © Frederic Schlosser / Opel

Opel Astra: So fahren sich der Diesel und Dreizylinder-Benziner

So futuristisch das Cockpit ist – so krass ist der Gegensatz, wenn man den Golf-Konkurrenten startet. Vorausgesetzt man fährt den 1,5-Liter-Diesel. Der rattert und nagelt gleich nach dem Start, dass es eine wahre Freude ist. Das ist ein echter Anachronismus, voll aus der Zeit gefallen, wenn man seinen Blick begleitend dazu über die digitale Bildschirmlandschaft wandern lässt. Dabei ist gegen den knackigen Selbstzünder mit seinen 130 PS und 300 Nm Drehmoment nichts zu sagen. Der Verbrauch soll bei 4,3 respektive 4,5 Litern liegen, je nach Getriebe (Sechsgang-Handschalter oder Achtgang-Automatik). Etwas kultivierter fährt sich der angebotene 1,2 Liter große Basisbenziner mit wahlweise 110 oder 130 PS (205 oder 230 Nm Drehmoment). Aber: Es ist ein Dreizylinder, das muss man mögen. Nicht unbedingt leise, nicht unbedingt laufruhig – und dass diese Art des Downsizings automatisch zu einem geringeren Verbraucht führt, hängt davon ab, wie zart das Gaspedal bedient wird. Aus der Praxis heraus bezweifeln wir die angegebenen 5,4 bis 5,6 Liter. Die Wahrheit wird eher bei zwei Litern drüber liegen.

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Der Plug-In-Hybrid des Astra muss wegen der Batterie auf rund 70 Liter Kofferraumvolumen verzichten, das ist aber verkraftbar. © Axel Wierdemann / Opel

Hybridtechnik kostet Platz im Kofferraum

Da ist es vernünftiger, gleich auf moderne Antriebe zu setzen. Opel bietet zwei Plug-In-Hybride an. Zunächst einmal nur mit 180 PS, im Lauf des Jahres dann auch die Top-Version mit 225 PS. Kombiniert wird ein 1,6-Vierzylinder-Benziner mit 150 PS und ein E-Motor mit 110 PS, der ebenfalls vorne eingebaut ist. Beide treiben den Opel auch an der Front an – so wie gewohnt. Die Batterie mit einer Kapazität von 12,4 kWh wurde nach hinten geschoben und kostet deshalb auch Platz im Kofferraum. So bleiben noch 352 Liter (1268 Liter bei umgeklappten Rücksitzen) übrig. Das sind jeweils rund 70 Liter weniger als bei den Verbrennern und dürfte verkraftbar sein.

Opel Astra Fünftürer gelb Detail Display Cockpit
Tasten und ein Drehknopf machen die Bedienung einfach. Andere verstecken diese Funktionen in den Untermenüs des Displays. © Axel Wierdemann / Opel

Das hat uns nicht gefallen beim Fahren

Dafür herrscht im Gegensatz zum Diesel himmlische Ruhe beim Losfahren – denn der Plug-In-Hybrid startet grundsätzlich im Elektro-Betrieb. Der soll für knapp 60 Kilometer Reichweite sorgen, innerorts kann man noch mal zehn Kilometer drauflegen. Den Astra zum ersten Mal rein elektrisch zu fahren, ist ein ungewöhnliches Gefühl. Bis Tempo 135 bleibt es auf der Autobahn beim E-Antrieb, dann schaltet sich der Benziner zu. Das tut er freilich auch, wenn man dem Astra alles abverlangt bei der Beschleunigung. Hier darf aber bei der Abstimmung noch nachgearbeitet werden. Denn erstens genehmigt sich der Benziner einige Millisekunden zu viel, bis er durchstartet, und dann tut er das ziemlich ruppig. Was auch auf die Rekuperation zutrifft, das ist der Übergang zu hart. Die Beschleunigung mit einem System-Drehmoment von 360 Nm fühlt sich hingegen gut an und ist mit 7,6 Sekunden recht ordentlich. Ob man da außer aus Prestigegründen den stärkeren Hybrid-Strang braucht, das sei dahingestellt. Gespannt sind wir auf den reinen Elektro-Astra, der für 2023 angekündigt ist. Die Fahrwerksauslegung ist beim neuen Astra eher sportlich orientiert. Komfortabel heißt in diesem Zusammenhang knackig. Uns hat es gefallen, die Straße zu spüren – wer ein Federbett sucht, ist fehl am Platz. Erfahren Sie zudem hier, mit welchen E-Auto-Neuheiten Sie in diesem Jahr unter anderem rechnen können.

Opel Astra Fünftürer gelb Heck
Schöner als der Golf? Der Astra-Fünftürer macht von hinten einen knackigen Eindruck, noch eleganter wird der Sportstourer. © Thorsten Weigl / Opel

Unser Fazit zum neuen Opel Astra Plug-In-Hybrid

Trotz leichter Schwächen beim Plug-In-Antrieb hat uns der neue Opel Astra überzeugt. Das Auto sieht gut aus, bietet digital gehobene Mittelklasse und kostet nach Abzug der Umweltprämie, knapp über 28.000 Euro. Wer zu Hause aufladen kann (im schlechtesten Fall braucht man dazu sieben Stunden) dürfte im Standard-Betrieb rein elektrisch unterwegs sein. Und das spart bei den horrenden Benzinpreisen ordentlich Geld.

Technische Daten Opel Astra Plug-In-Hybrid 5-Türer

Weitere ausführliche Fahrberichte finden Sie zudem hier. Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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