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Babys weinen in ihrer Muttersprache - zeigen Studien

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Von: Sina Alonso Garcia

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Baby weint
Die Schrei-Melodie von Neugeborenen wird von ihrer Muttersprache geprägt. Das haben Forscher im Schrei-Vergleich von 60 Babys herausgefunden. © halfpoint via www.imago-images.d

Weinen deutsche Babys anders als französische? Ja, ist die Antwort einer Studie. Demnach nehmen Babys schon im Bauch die Sprachmelodie ihrer Eltern wahr und imitieren sie später.

Würzburg - Wenn Babys weinen oder schreien, klingt das für Umstehende in der Regel immer recht ähnlich. Was viele nicht wissen: Säuglinge unterschiedlicher Nationalitäten klingen dabei komplett unterschiedlich - wenn man sich die Melodiemuster genau anschaut. Wie Forscher um Kathleen Wermke von der Universität Würzburg 2009 im Fachjournal „Current Biology“ herausgefunden haben, verinnerlichen Babys bereits im Mutterleib die Sprache und Betonung ihrer Eltern und imitieren diese später.

„Menschliche Föten sind im letzten Schwangerschaftsdrittel in der Lage, sich auditive Reize aus der Außenwelt einzuprägen“, heißt es in dem Abstract der Studie. Dabei hätten die Föten eine besondere Sensibilität für Melodiekonturen sowohl in der Musik als auch in der Sprache. „Neugeborene bevorzugen die Stimme ihrer Mutter gegenüber anderen Stimmen und nehmen den emotionalen Inhalt von Botschaften über die Betonung der mütterlichen Sprache wahr“, erklären die Wissenschaftler weiter.

Studie: Schreie von 30 deutschen und 30 französischen Neugeborenen analyisiert

In ihrer Studie haben die Forscher die Schrei-Muster von 30 französischen und 30 deutschen Neugeborenen in Hinblick auf Melodie und Betonung analysiert. Während die französische Gruppe bevorzugt Schreie mit einer ansteigenden Melodiekontur produzierte, waren es bei der deutschen Gruppe viel häufiger fallende Konturen. „Die Neugeboren bevorzugen genau diejenigen Melodiemuster, die für ihre jeweilige Muttersprache typisch sind“, sagte Studienleiterin Kathleen Wermke, Leiterin des Zentrums für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungsstörungen an der Uni Würzburg, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Die 60 Neugeborenen aus Deutschland und Frankreich, die in der Studie untersucht wurden, waren erst drei bis fünf Tage alt. Mikrofone zeichneten das Weinen der Säuglinge auf, ein Computer ermittelte später die Frequenzspektren, Melodie und maximale Tonhöhe. Dass die französischen Babys beim Schreien von der niedrigeren in die höhere Frequenz wechseln, während es bei den deutschen genau umgekehrt war, lässt sich relativ einfach erklären: Wenn in Frankreich Kinder beispielsweise nach dem „Papa“ rufen, betonen sie die zweite Silbe - ihre deutschen Altersgenossen dagegen die erste. „Die melodischen Charakteristiken beider Sprachen sind auch im Babyschreien wiederzufinden“, erklärt Wermke. Deutsche Babys hätten zwar auch endbetonte Melodien, aber im Durchschnitt orientierten sie sich an der Intonation ihrer Muttersprache und betonten am Anfang stärker.

Kathleen Wermke: „Spracherwerb bei unseren Kindern beginnt im Vergleich zu nichtmenschlichen Primaten mit der Melodie beim Schreien“

Mit ihrer Studie will Wermke die Theorie belegen, „dass der Spracherwerb bei unseren Kindern im Vergleich zu nichtmenschlichen Primaten mit der Melodie beim Schreien beginnt“. Beim Schreien greifen die Babys auf ihre Erinnerungen an die Melodie der Sprache der Eltern aus den letzten drei Monaten der Geburt zurück.

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