Update vom 25. November, 9.30 Uhr: Die Corona-Zahlen steigen und steigen seit Wochen drastisch an, das RKI und viele Experten warnen vor einem möglicherweise dramatischen Winter. Während die Intensivstationen vielerorts bereits von schwer erkrankten Covid-19-Patienten geflutet werden, werden die Stimmen nach einem kompletten Lockdown immer lauter. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schließt einen solchen Lockdown noch vor Weihnachten nicht mehr aus.
Sachsen ist bereits seit Wochen das bundesweite Sorgenkind in der Corona-Pandemie, am Donnerstag stieg der Inzidenzwert erstmals über die traurige Marke von 1.000 Infektionen pro 100.000 Einwohner. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag bei 419,7. „Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten“, sagte der CDU-Politiker der Sächsischen Zeitung am Donnerstag. Wenn es in der kommenden Woche nicht einen positiven Effekt gebe, „müssen wir diese Diskussion führen“.
Kretschmer geht zudem davon aus, dass die Betten-Auslastung mit Covid-19-Patienten in den nächsten Wochen dramatisch steigen werde. „Wir bereiten jetzt die Verlegung von Patienten in andere Bundesländer vor. Noch gibt es diese Möglichkeit. Das werden wir nutzen, auch um Vorsorge zu betreiben. Die laufende Entwicklung können wir kaum noch beeinflussen.“
Update vom 25. November, 06.07 Uhr: 351 weitere Fälle binnen 24 Stunden: Die Zahl der Corona-Toten in Deutschland ist nach RKI-Angaben (Stand: Donnerstagmorgen) damit auf 100.119 gestiegen. Auch die bundesweite 7-Tage-Inzidenz erhöhte sich erneut und liegt jetzt bei 419,7. Binnen eines Tages wurden 75.961 Neuinfektionen mit dem Erreger registriert.
100.000 Menschen sind in Deutschland in weniger als zwei Jahren im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestorben, das entspricht der Einwohnerzahl von Städten wie Cottbus, Kaiserslautern oder Siegen. Mehr als 5,5 Millionen Menschen in bundesweit infizierten sich laut RKI bisher mit dem Coronavirus.
Update vom 24. November, 22.10 Uhr: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat bei „Maischberger - Die Woche“ (ARD) einen flächendeckenden Corona-Lockdown in Deutschland nicht kategorisch ausgeschlossen.
„Wenn wir sehen, dass diese Maßnahmen nicht reichen, wird auch diese Regierung kein Mittel ausschließen“, meinte der 43-Jährige in der Sendung und wollte sich letztlich nicht festlegen. Wegen der hohen Infektionszahlen in der vierten Welle hat die künftige Ampel-Koalition unter Vorsitz der Sozialdemokraten angekündigt, schon bald einen dauerhaften Corona-Krisenstab im Berliner Kanzleramt einzurichten.
Update vom 24. November, 21.15 Uhr: Am Abend hat der künftige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP)* über die Corona-Politik in Deutschland in den kommenden Wochen gesprochen. Auch er stellte Deutschland auf eine erneut schwierige Zeit in der Coronavirus-Pandemie ein.
„Ich bin der geselligste Mensch, aber wir müssen unsere Kontakte reduzieren“, sagte Lindner im ZDF und schloss „regional scharfe Kontaktbeschränkungen bei hohen Inzidenzen“ nicht aus. „Wir werden aber nicht zu einem kompletten Stillstand kommen“, meinte er mit Blick auf den Begriff Lockdown.
Update vom 24. November, 19.20 Uhr: „Dresden ist dicht!“ Mit diesen Worten beschrieb der Präsident der sächsischen Ärztekammer, Eric Bodendiek, die Lage auf den Intensivstationen der Landeshauptstadt mit ihren rund 560.000 Einwohnern.
Sachsen bereitet sich in vielen Kliniken nun auf die sogenannte Triage vor. Heißt: Die Ärzte müssen aller Voraussicht nach schon bald entscheiden, welcher Corona-Patient an ein Beatmungsgerät kommt - und welcher nicht. „Wer das bessere Überleben oder die bessere Aussicht auf Erfolg der Behandlung hat, der kommt dann an das Beatmungsgerät; und der andere wird dann nicht beatmet“, zitiert FOCUS Online den Palliativarzt. Und die habe der, der bereits geimpft sei. Das sei eindeutig, wird Bodendiek vom Nachrichtenportal weiter zitiert: „Der Ungeimpfte hat auf alle Fälle, wenn er an die extrakorporale Beatmung muss, die sogenannte ECMO, eine sehr schlechte Überlebenschance.“
Dass die Triage kommt, wird im Freistaat, wo die Intensivstationen voll laufen, seit Tagen erwartet. „Ich habe mit Kollegen gesprochen, die sagen, dass sie wahrscheinlich schon Ende dieser, Anfang nächster Woche mit der Triage beginnen müssen. Das heißt: Wenn zwei, drei Patienten da sind, die an einen Behandlungsplatz oder ein Beatmungsgerät müssen, aber nur noch ein Bett frei ist, müssen die Ärzte entscheiden. Der Patient mit den besten Überlebenschancen bekommt das Bett“, hatte Bodendiek bereits Anfang der Woche im Gespräch mit ZEIT Online erklärt: „Das betrifft vordergründig Intensivbetten. Dort braucht es auch am meisten Personal. Die Betreuung von Intensivpatienten ist besonders anspruchsvoll. Betten und Maschinen haben wir ausreichend. Aber es fehlt an Personal.“
Update vom 24. November, 18.15 Uhr: Wegen der stark steigenden Corona-Zahlen im Südwesten verhängen immer mehr Krankenhäuser einen Besuchsstopp. Nach Häusern in Mannheim, Ludwigsburg und im Kreis Reutlingen kündigte auch das Universitätsklinikum in Freiburg an, mit dieser Maßnahme das Risiko von eingetragenen Infektionen ins Klinikum auf ein Minimum verringern zu wollen. Das Verbot gelte für die Standorte Freiburg und Bad Krozingen.
Es gebe aber auch hier Ausnahmen, etwa bei Geburten oder wenn Kinder im Krankenhaus liegen. Auch wenn Patienten auf der Intensivstation oder im Sterben liegen, dürfen Angehörige sie besuchen. Die Besucher müssen entweder geimpft, genesen oder getestet sein.
Update vom 24. November, 17.30 Uhr: Eifrig wird in diesen Tagen der Corona-Pandemie erneut das Thema Lockdown diskutiert. Woanders werden Fakten geschaffen. So ist Österreich seit Montag in einem dreiwöchigen Lockdown (bis 13. Dezember). Nun hat die slowakische Regierung hat einen landesweiten Lockdown für zwei Wochen ab Donnerstag beschlossen. Das gab Vize Regierungschef Richard Sulik nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch bekannt. Entgegen früheren Plänen gebe es dabei keine Ausnahmeregeln für Menschen, die gegen Covid-19 geimpft sind, sagte der Minister der Nachrichtenagentur TASR. Die Slowakei hat am Mittwoch zum ersten Mal die Marke von mehr als 10.000 bestätigten Corona-Neuinfektionen an einem Tag überschritten. Insgesamt meldeten die Gesundheitsbehörden in Bratislava 10.315 neue Fälle in dem 5,5 Millionen Einwohner zählenden EU-Staat - in Deutschland würde das im Verhältnis mehr als 150.000 Neuinfektionen entsprechen.
Update vom 24. November, 16.50 Uhr: Die Ampel-Parteien wollen im Kanzleramt möglichst schnell einen Krisenstab zur Bekämpfung der Corona-Pandemie einrichten* - „gerne auch bevor die neue Regierung ins Amt gekommen ist“, wie der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch sagte. So könne „ein guter Übergang stattfinden“. Die Lage müsse „tagtäglich“ beobachtet werden, um schnell reagieren zu können.
Update vom 24. November, 13.40 Uhr: Erstmals seit Beginn der Pandemie sollen Covid-19-Patienten außerhalb von Baden Württemberg versorgt werden. Dabei handele es sich um je drei Kranke aus Karlsruhe und Pforzheim, die mehrheitlich beatmet werden, sagte der Koordinator der Corona-Intensivversorgung im Südwesten, Götz Geldner, der Deutschen Presse Agentur am Mittwoch. „Unter Umständen könnte die Verlegung noch in dieser Woche passieren“, fügte der Ärztliche Direktor der Ludwigsburger RKH Kliniken hinzu.
Die Anfrage für die benötigten Intensivbetten sei an die Länder Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz gestellt worden, die mit Baden-Württemberg das sogenannte Kleeblatt Südwest bilden.
Update vom 24. November, 13.00 Uhr: Wegen der angespannten Situation in Thüringer Kliniken müssen nach Angaben von Landesgesundheitsministerin Heike Werner (Linke) in den kommenden Tagen 14 Patienten in norddeutsche Krankenhäuser verlegt werden. „Weitere werden folgen“, sagte Werner am Mittwoch in einer Landtagsdebatte zur Corona-Pandemie. „Ich hoffe, dass die Krankenhäuser in den anderen Ländern, wahrscheinlich in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in der Lage sind und bleiben werden, uns diese Patientinnen und Patienten abzunehmen.“
Der Thüringer Intensivkoordinator Michael Bauer meldete entsprechende Verlegungsanfragen in die vier Bundesländer an, nachdem am Dienstagabend formal das sogenannte Kleeblatt-Verfahren aktiviert wurde, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch in Erfurt mitteilte.
Update vom 24. November, 12.45 Uhr: Während Deutschland mit der vierten Corona-Welle kämpft und sich vielerorts die Intensivstationen füllen, warnt RKI-Chef Lothar Wieler bereits vor einer möglichen fünften Welle.
Update vom 24. November, 11.25 Uhr: Um Engpässe in der intensivmedizinischen Behandlung zu vermeiden, sollen bis zum Wochenende mehrere etwa 80 Patienten aus den stark von Corona betroffenen Regionen im Osten und in Bayern in andere Teile Deutschlands verlegt werden. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, auf Anfrage der dpa mitteilte, wurden über das sogenannte Kleeblatt-Verfahren am Mittwoch Anträge auf bundesweite Verlegung für insgesamt rund 80 Patienten aus Bayern und dem Kleeblatt-Ost geprüft.
Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin gehören zum Kleeblatt-Ost. Der aktuell ebenfalls stark von Corona betroffene Freistaat Bayern bildet alleine das Kleeblatt-Süd. Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder im Frühjahr 2020 ein Konzept für die bundesweite Verlegung von Patienten entwickelt. Im September vergangenen Jahres wurde das sogenannte Kleeblattkonzept dann durch die Innen- und Gesundheitsminister beschlossen. Es sieht vor, dass zunächst innerhalb der fünf Regionen - West, Nord, Ost, Süd, Südwest - verlegt wird.
Es ist das erste Mal seit Beginn der vierten Corona-Welle, dass bundesweite Verlegungen über das Kleeblatt-Verfahren organisiert
werden. Für den Transport der Patienten werden auch Rettungshubschrauber genutzt.
Update vom 24. November, 11.15 Uhr: Die Corona-Zahlen steigen weiter an, in Sachsen ist von einer drohenden Triage die Rede. Doch wer bekommt in so einem Fall die notwendige Behandlung?
Update vom 24. November, 11.10 Uhr: Die Impfkampagne in Deutschland nimmt wieder Schwung auf: Am Dienstag, 23. November, haben so viele Menschen eine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten wie zuletzt vor zwei Monaten. 84.478 Menschen in Deutschland ließen sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts erstmalig gegen das Virus impfen (Stand Mittwoch, 10.43 Uhr). Zuletzt wurde ein ähnlich hoher Wert am 23. September erreicht.
Am Dienstag wurden außerdem gut 56.000 Zweit- und knapp eine halbe Million Booster-Impfungen verabreicht. Insgesamt sind damit 68,1 Prozent der Deutschen - 56,6 Millionen - vollständig gegen Corona geimpft. 58,8 Millionen (70,7 Prozent) haben eine Erstimpfung bekommen. 6,6 Millionen Menschen haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Insgesamt wurden 638.109 Impfungen verabreicht - so viele wie zuletzt am 28. Juli (693.714).
Update vom 24. November, 6.20 Uhr: Die Corona-Zahlen steigen in Deutschland weiter an, erneut meldete das RKI einen neuen Höchststand. Zudem knackte die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit erstmals den Wert von über 400.
Den Inzidenz-Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche gab das Institut mit 404,5 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 399,8 gelegen, vor einer Woche bei 319,5 (Vormonat: 106,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 66.884 Corona-Neuinfektionen - im Vergleich zu 52.826 Ansteckungen vor genau einer Woche.
Und auch die Zahl der Todesfälle steigt weiter an. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden
335 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 294 Todesfälle gewesen. Bei der Zahl der in Kliniken aufgenommen Corona-Patienten pro 100.000 Einwohner ermittelte das RKI ebenfalls einen stark ansteigenden Wert. Die Zahl gab das RKI am Dienstag mit 5,60 an (Montag: 5,28). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der
Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden.
Update vom 23. November, 22.40 Uhr: In einem Brandbrief hat sich die Kassenärztliche Vereinigung an Gesundheitsminister Spahn gewandt. Sie fordern die Priorisierung der Booster-Impfungen für Menschen über 60 Jahren und Vorerkrankte: Es sei „unerlässlich, dass eine Booster-Impfung jetzt vordringlich bei den besonders gefährdeten Gruppen erfolgen sollte“, schreibt die Vereinigung in dem Brief, der Bild.de vorliegt.
Da die Booster-Impfung bei Menschen, die nicht zu dieser Gruppe gehören „aus medizinischer Sicht nicht erforderlich“ ist, rate man davon ab. Die über 60-Jährigen seien die Altersgruppe, die die meisten Impfdurchbrüche, Klinikeinweisungen und Todesfälle trotz Impfschutz zu beklagen hat. Laut den Kassenärzten liegt die Booster-Quote bei den Ü60-Jährigen lediglich bei 16 Prozent. Mithilfe einer Priorisierung wäre laut den Medizinern aber ein Wert von 25 Prozent möglich.
Erstmeldung vom 23. November:
München - Die Lage ist ernst, die Zahlen sind besorgniserregend hoch. Bereits am Montag hatte die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel* in einer Besprechung des CDU-Vorsitzes* von einer „hochdramatischen Situation“ gesprochen, „die alles übertreffen wird, was wir bisher hatten“. Selbst die Einführung der flächendeckenden 2G-Regelungen seien kaum noch ausreichend.
Am Mittwoch (24. November) treten die beim Bund-Länder-Gipfel vergangenen Donnerstag* beschlossenen Maßnahmen in Kraft. Bundesweit gelten ab Mittwoch fast flächendeckend 2G-Regelungen im Freizeitbereich. Auch im Einzelhandel des nicht täglichen Bedarfs gilt vielerorts 2G. Bars und Clubs müssen schließen, in den Bundesländern in denen sie offen bleiben dürfen, müssen sich Besucher an die 2G-Plus-Regelungen halten.
Die Gastronomie bekommt eine Sperrstunde ab 22 Uhr. In Baden-Württemberg befinden sich Ungeimpfte im Lockdown - sie dürfen die Wohnung nur noch aus einem triftigen Grund verlassen. Zudem werden beispielsweise in Sachsen und Thüringen die Weihnachtsmärkte komplett abgesagt. In bayerischen Regionen, die als Hotspots gelten - also eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1.000 Neuinfektionen überschreiten - müssen Gastronomie, Hotels, Sport- und Kulturstätten schließen.
Die aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts* scheinen diese Maßnahmen mehr als nur zu rechtfertigen. Denn die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 399,8 Neuinfektionen und einer bundesweiten Hospitalisierungsrate von 5,6 Einlieferungen von Covid-Patienten pro 100.000 Einwohner (Stand: 23.11., 20.00 Uhr). Obwohl sich beide Werte zum Vortrag minimal verbessert haben, ist die Lage immer noch äußerst besorgniserregend. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.