Corona-Experte Streeck warnt Deutschland: Fußball-WM „kann zum Superspreading-Event“ werden

Was passiert im Herbst und Winter mit den Corona-Zahlen in Deutschland? Virologe Hendrik Streeck warnt schon jetzt vor der Fußball-WM.
Berlin - Neue Corona-Zahlen für Deutschland: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen (15. Juni) mit 472,4 angegeben. Tags zuvor lag der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 447,3.
Sieben-Tage-Inzidenz: Deutschland-Vergleich
- Mittwoch, 15. Juni: 472,4
- Dienstag, 14. Juni: 447,3
- Mittwoch, 8. Juni: 238,1
- Sonntag, 15. Mai: 452,4
Corona in Deutschland: Streeck warnt wegen Fußball-WM
Inzwischen ist aber auch klar, dass die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage mehr abliefert. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Trotzdem ist Corona nicht vorbei. Darauf weist auch Virologe Prof. Hendrik Streeck hin. Ein Ereignis bereitet ihm dabei besondere Sorge: die WM 2022. Die Fußball-Weltmeisterschaft findet in diesem Jahr vom 21. November bis 18. Dezember statt. Also genau zu der Zeit, in der Deutschland in den vergangenen Jahren immer mit massiven Corona-Ausbrüchen zu kämpfen hatte.
Fußball-WM als „Superspreading-Event“? Virologe Streeck warnt vor Herbst und Winter
Die WM könnte zusätzlich zu einem erhöhten Infektionsgeschehen beitragen, wie Streeck fürchtet. Denn: Aufgrund der Jahreszeit werde man die Spiele nicht – wie normalerweise bei einer WM – im Sommer bei einem Open-Air-Public-Viewing verfolgen. Viel eher wird man sich aufgrund der Kälte in Wohnzimmern oder anderen Innenräumen versammeln, um die Partien zu sehen.
„Dadurch kreieren wir gegebenenfalls auch wieder größere Ausbrüche und es kann eben auch zu einem Superspreading-Event kommen. Darauf muss man sich vorbereiten“, so Streeck gegenüber RTL. Der Experte hofft aber auf die Wirkung der Schutzmaske. Schließlich wisse man, dass diese „funktioniert und dass die Maske einen Schutz gibt“.
Corona: Streeck für vierte Impfung bei Risikogruppen
Eine Herausforderung sei es aber weiterhin, Risikogruppen zu schützen. Eine vierte Impfung sei für diese empfehlenswert, gut durchdachte Hygienekonzepte in Pflegeheimen ohnehin unabdingbar. Über die weitere Ausbreitung der Omikron-Variante BA.5 in Deutschland sagt Streeck: „BA.5 hat eine erhöhte Immunflucht. Geimpfte können sich wieder infizieren, weil das Immunsystem die Variante nicht mehr ganz so gut erkennen kann. Zusätzlich ist sie auch etwas stärker ansteckend.“
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 92.344 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 84.655) und 112 Todesfälle (Vorwoche: 145) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende immer mehr Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden.
Im Video: Expertenrat warnt – Das sind die drei Szenarien für den Herbst
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 27.007.429 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. (akl/dpa)