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Film ab für das Leben: Münchner DOK.fest eröffnet am 4. Mai mit „Nawalny“

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Von: Claire Weiss

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Nawalny schaut erschrocken, eine Frau flüstert ihm etwas ins Ohr
Ganz nah dran: „Nawalny“ darf das DOK.fest am 4. Mai eröffnen © DOK.fest München

Am 4. Mai 2022 startet das 37. Münchner DOK.fest - online aber auch vor Ort. Wir stellen Ihnen eine Auswahl der 124 Filme vor.

Nach zwei Jahren kann das DOK.fest München endlich wieder in die Kinos zurückkehren. Pandemiebedingt war das Internationale Dokumentarfilmfestival von den Münchner Kinosälen in den digitalen Raum umgezogen (wir berichteten). Hier mangelt es vielleicht an typischem Kinogefühl, es gibt keine roten Samtsessel, die Leinwand fällt etwas kleiner aus und das Popcorn fehlt.

Doch nicht alles am digitalen DOK.fest ist schlecht! Das beweisen vor allem die Zahlen. Gab es 2019 noch rund 52 000 Besucher, schossen die Ticketverkäufe im ersten Corona-Jahr in die Höhe. Fast 76 000 Menschen schauten von Zuhause aus zu.

DOK.fest München - in diesem Jahr dual

Die Festivalleitung zieht daraus eine wichtige Konsequenz und bietet heuer bundesweit 90 Prozent der Filme auch online an. Das DOK.fest findet also dual statt: in mehr als 20 Spielstätten in München und digital. Auch zuhause auf der Couch kann man es sich also bei einer Doku bequem machen. Bei 124 Streifen aus 55 Ländern fällt die Wahl allerdings nicht ganz leicht.

Beeindruckende Persönlichkeiten: „Nawalny“ und „Alice Schwarzer“

„Nawalny“ ist ein wichtiger Film zur richtigen Zeit und darf das 37. DOK.fest am 4. Mai im Deutschen Theater eröffnen. Der russische Oppositionsführer selbst bezeichnet die Doku – und somit gleichzeitig sein Leben – als einen Thriller. Sie berichtet vom gescheiterten Giftattentat, ist ganz nah dabei: vom Berliner Krankenzimmer über die Genesung bis hin zur Ankunft und Verhaftung in Moskau. Alexei Nawalny, der sich seit Jahren gegen Korruption einsetzt und die kriminellen Betrügereien Putins und der Oligarchen öffentlich machte, präsentiert sich dabei mit erstaunlichem Humor, selbst in der ernstesten Lage.

Ebenfalls spannend dürfte „Alice Schwarzer“ werden. Ein Porträt über die bekannteste Feministin Deutschlands, von den Siebzigerjahren in Paris über die Gründung der Zeitschrift „Emma“ bis heute – die Journalistin initiierte zahlreiche Kampagnen rund um die Frauenrechtsbewegung, sie war und ist nie um einen Konflikt verlegen.

Außergewöhnliche Karrierewege: „Girl Gang“ und „Pornfluencer“

In „Girl Gang“ steht Leonie noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Sie ist erst 14 Jahre alt, hat aber bereits Millionen von Followern auf Instagram, TikTok und Co. Wo sie auftaucht, bricht Hysterie aus. Junge Mädchen wollen sie kennenlernen und sein wie sie. Ihre Eltern erkennen das enorme wirtschaftliche Potenzial ihrer Tochter und übernehmen hauptberuflich das Management der Teenagerin. Dafür zahlt Leonie einen hohen Preis: Statt wie das normale Leben einer Jugendlichen wirkt ihr Alltag wie aus einem irren Paralleluniversum.

Leonie schaut in ihre Handykamera
Mit Instagram und Co. zum Erfolg? Leonie ist mit ihren 14 Jahren schon Influencerin. © DOK.fest München

Ähnlich absurd ist die Idee von Andrea und Nico. Das Paar will möglichst schnell reich werden. Der Plan: mit selbst gedrehten Pornos der Kategorie „Real Couple“ (Deutsch: echtes Pärchen) im Internet durchstarten. Eigentlich wollte Andrea Erzieherin oder Schauspielerin werden, stattdessen lebt sie nun als „Pornfluencer“, so auch der Titel des Films, im Steuerparadies Zypern – mit viel Geld, aber einsam.

Andrea und Nico, ein junges gutaussehendes Paar, sitzt auf einem Bett und lächelt
Dass sie als „Pornfluencer“ arbeiten, sieht man Andrea und Nico nicht an © DOK.fest München

Die Wahrheit hinter dem Partytourismus auf Mallorca: „Magaluf Ghost Town“

Schmerzhaft ist auch „Magaluf Ghost Town“, ein morbider Blick auf den Billigtourismus auf Mallorca. In diesem Dokumentarfilm geht es allerdings nicht um feierwütige Urlauber, die den kleinen Ort jedes Jahr zur Hochsaison befallen. Die Produktion richtet ihr Auge auf die Bewohner von Magaluf. Auf eine ältere Dame etwa, die eine Blutlache vom Rand des Pools schrubben muss: Ein junger Mann hatte versucht, vom Balkon des Hotels ins Wasser zu springen, landete kopfüber auf dem harten Beton und starb. Kein unbekanntes Phänomen in der mallorquinischen Kleinstadt – Dutzende Touristen sind hier bereits in den Tod gestürzt.

Dieser und weitere Filme laufen ab kommendem Mittwoch auf dem DOK.fest. Laut Wetterbericht könnte es noch mal Frost geben – perfektes Kinowetter also.

37. Münchner DOK.fest

vom 4. bis zum 15. Mai 2022
an mehr als 20 Spielorten und vom 9. bis zum 22. Mai unter dokfest-muenchen.de

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