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Bürgermeisterin verteidigt Fleisch-Verzicht in Kitas und Schulen: „Kinder können zuhause Fleisch essen“

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Von: Sina Alonso Garcia

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Nachdem der Freiburger Gemeinderat für das kommende Schuljahr ein reines fleischloses Angebot an Kitas und Grundschulen beschlossen hat, regt sich auf vielen Seiten Kritik. Die Bildungsbürgermeisterin der Stadt verteidigt den Entschluss.

Freiburg - Der Aufschrei war groß: Als die Stadt Freiburg ankündigte, in Schulen und Kitas nur noch vegetarische Gerichte anbieten zu wollen, konnten das viele Bürger nicht nachvollziehen. Nun steht der Entschluss fest. Der grün-linke Gemeinderat beschloss am 18. Oktober, dass es ab dem kommenden Schuljahr nur noch ein rein vegetarisches Essen in städtischen Kitas und Grundschulen geben wird. Die Kinder werden ab sofort nicht mehr zwischen zwei Gerichten wählen können, sondern nur noch das vegetarische Menü erhalten. Der Hauptgrund: Die Stadt will die Kostensteigerungen für die Mahlzeiten im Rahmen halten. Während sich erneut Kritik an dem Entschluss regt, verteidigt Freiburgs Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit (Grüne) den Vorstoß.

Neben Kritik aus der Elternschaft erhielt der Freiburger Gemeinderat für seine Entscheidung auch Gegenwind vom Ernährungsministerium in Stuttgart. Dort ist man der Meinung, dass zu einer ausgewogenen Ernährung auch Fleisch gehört. „Kinder sollen in ihrer Entwicklung die Möglichkeit haben, einen eigenen Geschmack zu entwickeln“, so die Haltung des Ministeriums. Verminderte Mengen an Fleisch seien zwar durchaus angebracht, einen kompletten Verzicht unterstütze man allerdings nicht. „Uns ist keine andere Stadt oder Kommune im Land bekannt, die eine komplett fleischlose Kost in Kitas und Schulen anbietet.“

Freiburger Bildungsbürgermeisterin: Stadt will Kindern ein qualitativ hochwertiges Angebot machen

Im TV-Interview mit welt.de geht die grüne Freiburger Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit auf die Kritik ein - steht aber weiterhin hinter dem Entschluss. „Kinder können alles essen, was sie essen wollen. Sie sind ja nur einen kleinen Teil ihres Alltags in der Schule. Das heißt, sie können zuhause Fleisch essen, sie können am Wochenende Fleisch essen, sie können in den Ferien Fleisch essen.“ Weiter argumentiert sie: „Da haben wir ja nichts dagegen. Deswegen sehen wir da keinen Widerspruch.“ Obwohl statt zwei bald nur noch ein Essen angeboten wird, wolle man den Kindern ein qualitativ hochwertiges, ausgewogenes Angebot machen. Da ein Essen ja in der Regel mehrere Komponenten habe, sei die Auswahl weiterhin gewährleistet.

Freiburgs Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit ist neben essenden Kindern zu sehen.
Im Interview verteidigt Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit den Entschluss des Freiburger Gemeinderats, in Kitas und Grundschulen nur noch fleischlose Gerichte anzubieten. © Screenshot welt.de & IMAGO / JOKER (BW24-Fotomontage)

Auch auf die Frage, wieso das Kita- und Schulessen trotz Fleischverzicht im Schuljahr 2023/24 teurer werden soll, hat Buchheit eine Antwort: „Wir bereiten jetzt die Ausschreibung für nächstes Schuljahr vor. Und wir gehen davon aus, dass die Kosten steigen werden, da die Caterer das Essen nicht mehr zu diesen Preisen anbieten können. Deswegen müssen wir auch den Elternbeitrag angemessen erhöhen, damit wir diese Preissteigerung gemeinsam tragen.“ Hätte man stattdessen Biofleisch mit anbieten wollen, wäre es laut Buchheit noch teurer geworden. „Deswegen haben wir an dieser Kostenschraube gedreht und hoffen, dass wir es damit preiswerter halten und auch ein gutes Angebot liefern können. Die Qualität soll im Vordergrund stehen.“

Kontroverse: Schulkinder müssen auf Fleisch verzichten, die Stadtverwaltung aber nicht

Für Kontroversen in der Debatte sorgt derweil auch die Tatsache, dass Kita- und Schulkinder nur noch vegetarisches Essen serviert bekommen, während etwa die Stadtverwaltung selbst nicht auf Fleisch in ihrer Mensa verzichten will. Dazu sagt Buchheit: „Wir wollen ja das Angebot auch bei den weiterführenden Schulen bisher nicht verändern.“ Hier müsse man „zwischen kleinen und größeren Kindern unterscheiden“. Die älteren Schulkinder hätten bereits die Wahl zwischen der Dönerbude und dem Schulessen. „Die sollen diese Wahlmöglichkeit natürlich behalten. Und so ist es bei allen anderen Erwachsenen, die natürlich andere Anforderungen und Wahlmöglichkeiten haben. Wir sind in der Stadtverwaltung fleischsensibel, können aber nicht allen Mitarbeitern genaue Vorgaben machen.“

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