Halle-Attentäter nimmt Geiseln im Gefängnis – er wollte Freilassung erzwingen
Stephan Balliet sitzt in der JVA Burg nach dem Halle-Attentat eine lebenslange Haftstrafe ab. Dort nahm er jetzt Angestellte als Geiseln.
- Geiselnahme in JVA Burg: Halle-Attentäter hatte zwei Bedienstete in seiner Gewalt.
- Halle-Attentäter wollte Freilassung erzwingen: Justizvollzugsbediensteten überwältigen Geiselnehmer.
- Geiselnahme in JVA Burg: Täter bedrohte Geiseln mit eigens gebauter Waffe aus Papier und Metall.
- Der News-Ticker wird fortlaufend aktualisiert.
Update vom 14. Dezember, 22.35 Uhr: Die JVA-Anstaltsleiterin Ulrike Hagemann berichtete am Mittwochabend im Rechtsausschuss des sachsen-anhaltischen Landtags die detaillierten Abläufe der Geiselnahme im Gefängnis in Burg. Demnach habe der Gefangene einen JVA-Bediensteten beim sogenannten Nachtverschluss überrumpelt und diesem einen „Gegenstand“ vor die Nase gehalten. Dabei handelte es sich um eine selbstgebaute Waffe.
Der Gefangene habe unmissverständlich gesagt, „wir gehen jetzt raus“. Dieser Aufforderung sei der Bedienstete aus Angst um sein Leben nachgekommen. Durch einen ausgelösten Alarm seien weitere Bedienstete hinzugekommen. Nach der Öffnung eines Tores durch einen anderen Bediensteten sei der Gefangene auf einen Hof gelangt. Der zweite Bedienstete sei daraufhin als Geisel genommen worden, sagte Hagemann. Weitere Kollegen hätten sich positioniert und den Gefangenen überwältigt, als dieser einen Moment unaufmerksam gewesen sei.
Der Halle-Attentäter ist derzeit weiter in einem besonders gesicherten Haftraum in der JVA Burg untergebracht. Eine Verlegung des Gefangenen in ein anderes Bundesland steht im Raum. Laut Justizministerium ist das nach einem solchen Vorfall ein übliches Vorgehen.
Geiselnahme in JVA Burg: Täter baute eigene Waffe aus Papier und Metall
Update vom 14. Dezember, 20.16 Uhr: Bei der Geiselnahme im Gefängnis in Burg nahe Magdeburg hatte der Halle-Attentäter eine selbstgebaute Waffe aus gerolltem Papier dabei. Anstaltsleiterin Ulrike Hagemann berichtete am Mittwochabend (14. Dezember) im Rechtsausschuss des sachsen-anhaltischen Landtags, sie habe ein gerolltes Blatt Papier gesehen, das mit einem Bleistift verstärkt gewesen sei. Zudem habe sich daran ein Stück Metall befunden, wie eine Art Scharnier von einem Schrank oder einem Klodeckel. Vertreter von Innenministerium und Generalstaatsanwaltschaft erklärten, die Ermittlungen zu dem Gegenstand dauerten an.
Der Täter habe den Gegenstand Montagabend dem Beamten „unmittelbar vor die Stirn gehalten“, den er Montagabend zuerst als Geisel nahm. Der Beamte habe gewusst, dass er einen der gefährlichsten Verbrecher Deutschlands vor sich hat, der zudem sehr „fantasiebegabt“ sei. Hagemann sagte, der junge Beamte habe die Situation zurecht sehr ernst genommen. Alles andere wäre fahrlässig gewesen.
Update vom 14. Dezember, 12:28 Uhr: Nach der Geiselnahme in der JVA Burg durch den Attentäter von Halle übernimmt die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg die Ermittlungen. Das hänge auch mit der Bedeutung des Falles zusammen, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch. Weitere Angaben zu dem Vorfall vom Montagabend wollte der Sprecher zunächst nicht machen. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang.
Halle-Attentäter nimmt Geiseln im Gefängnis – Balliet wollte Freilassung erzwingen
Update vom 13. Dezember, 16.50 Uhr: Nach der Geiselnahme durch den Halle-Attentäter Stephan Balliet in der JVA Burg hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Betreiber von Gefängnissen zur Überprüfung ihrer Sicherheitsmaßnahmen aufgefordert. „Das besorgt mich natürlich“, sagte die SPD-Politikerin dem Fernsehsender Welt.
„Das ruft diejenigen auf, die Gefängnisse verantworten in Deutschland, auch da noch mal sehr genau hinzugucken. Insbesondere bei so jemandem wie dem Attentäter von Halle, wo wir wissen, dass er schon mal versucht hat während des Prozesses zu fliehen, dass es dort auch besondere Aufmerksamkeit gibt“, mahnte Faeser.

Geiselnahme in JVA Burg: Halle-Attentäter wollte Freilassung erzwingen
Update vom 13. Dezember, 11.48 Uhr: Der Halle-Attentäter wollte mit der Geiselnahme in der JVA Burg seine Freilassung erzwingen. Das sei aus den Äußerungen während der Tat zu schließen, teilte das Landesjustizministerium am Dienstag in Magdeburg mit. Der 30-Jährige sei verletzt worden, aber nicht schwerwiegend.
Er habe die Zeit des Einschlusses vor der Nacht am Montagabend gegen 21 Uhr genutzt und einen Bediensteten mit einem noch nicht näher benannten Gegenstand gezwungen, ihn auf das Außengelände zu bringen. Einen weiteren Mitarbeiter versuchte er dann zu zwingen, weitere Türen zu öffnen. Schließlich sei er von acht Justizvollzugsbediensteten überwältigt worden. Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) betonte das gute Zusammenspiel der Bediensteten. Sie hätten ruhig und besonnen gehandelt. Der Halle-Attentäter sei während seiner Haft engmaschig betreut und kontrolliert worden.
Balliet nimmt Geiseln in JVA Burg – Halle-Attentäter verletzt
Erstmeldung vom 13. Dezember:
Burg – Nahe Magdeburg hat am Montagabend (12. Dezember) eine Geiselnahme in einer Justizvollzugsanstalt Einsatzkräfte in Atem gehalten. Im Gefängnis in Burg habe ein 30 Jahre alter Strafgefangener zeitweise zwei Bedienstete in seiner Gewalt gehabt, teilte das Justizministerium Sachsen-Anhalt am frühen Dienstagmorgen mit.
Wie sich jetzt herausstellte, handelt es sich bei dem Geiselnehmer um Stefan Balliet, der im Oktober 2019 bei einem Anschlag auf die Synagoge in Halle zwei Menschen getötet hatte. In Burg sitzt er eine lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung ab.

Wie Bild berichtet, soll der 30-Jährige gegen 21 Uhr zwei Bedienstete in seine Gewalt gebracht haben. Rund eine Stunde später sollen zwei Angestellte der JVA den Geiselnehmer überwältigt haben. Das Justizministerium bestätigte entsprechende Angaben aus Sicherheitskreisen.
Bei dem Vorfall im Innenbereich des Gefängnisses in Burg ist Balliet verletzt worden. Die Geiseln sollen wohlauf sein, werden allerdings betreut. Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unklar. Die drängendste Frage lautet: Wie genau konnte Balliet die JVA-Bediensteten in seine Gewalt bringen?
Halle-Attentäter Balliet löst Großeinsatz der Polizei aus
Die Geiselnahme sorgte für einen Großeinsatz der Polizei. Die Beamten waren vor dem Gefängnis schwer bewaffnet in Stellung gegangen. Im Gefängnis laufen die Ermittlungen durch das Landeskriminalamt.
Balliet gilt als schwieriger Häftling. Der Halle-Attentäter, der bereits während des Prozesses für einen Eklat gesorgt hatte, war am Pfingstwochenende 2020 nach einem Fluchtversuch in der JVA Halle geschnappt worden.
Die Justizvollzugsanstalt in Burg unweit der Autobahn 2 verfügt laut Justizministerium über 637 Haftplätze im geschlossenen Vollzug, es werden zudem 18 Haftplätze für die Sicherungsverwahrung vorgehalten. (mt/dpa)