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Virales Video: Polizist stellt sich „Querdenkern“ mit Bibelzitat entgegen - und wird gefeiert

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Von: Berkan Cakir

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Ein Polizist steht vor einer Gruppe von Menschen.
Thomas Lebkücher erklärt den Demonstranten christliche Nächstenliebe. © Screenshot/Twitter/Michael Mayr

Einigen „Querdenkern“ hat ein Polizist bei einer Demo in Worms das Prinzip der christlichen Nächstenliebe erklärt. Dafür wird er im Internet gefeiert.

Worms/Stuttgart - Ein offenbar bibelfester Polizist aus Worms wird derzeit zum viralen Hit im Netz. Auf Twitter bekommt das Video über Thomas Lebkücher, Chef der Polizeiinspektion in Worms, tausendfache Zustimmung. Der 42-Jährige zeigt sich in dem rund eineinhalb Minuten langen Clip nicht nur als Ordnungshüter, sondern offenbart auch seine Bibelkenntnisse, mit denen er eine Gruppe von „Querdenkern“ - eine corona-kritische Initiative mit Ursprung in der Landeshauptstadt Stuttgart* - in die Schranken weist.

Die Gruppe war am vergangenen Wochenende auf dem Wormser Lutherplatz zusammengekommen, um die Luther-Feierlichkeiten zu begehen. Angemeldet wurde die Veranstaltung von Ex-AfD-Landtagsabgeordnete Heinrich Fiechtner aus Stuttgart. Im Vorfeld war die Veranstaltung vom Verwaltungsgericht in Mainz zwar untersagt worden. Wie am vergangenen Samstag in Stuttgart, versammelten sich die „Querdenker“* aber trotz des Verbots auch in der rheinland-pfälzischen Stadt, um einen „Luther-Gottesdienst“ abzuhalten, wie sie betonten. Worms feierte am Wochenende den Reichstag-Auftritt Martin Luthers vor 500 Jahren.

„Querdenker“-Demo: Auch in Worms kommt es zu Verstößen

Zu Verstößen, wie bei der Stuttgarter Querdenker-Demo*, kam es dabei auch in Worms. Als die fünf Personen, an die sich Thomas Lebkücher wendete, entweder ohne oder mit nur nachlässig angezogener Maske auf dem Lutherplatz auftauchten und ein Kirchenlied anklangen, schritt der Beamte ein. Das Video beginnt in dem Moment, in dem er den Teilnehmern das Grundrecht für Religionsfreiheit, auf das sie sich berufen, einräumt. Aber der 42-Jährige fügt hinzu: „Andere haben ein Recht auf Leben zur Durchbrechung der Pandemie-Kette. So funktioniert eine Gesellschaft.“

Während einige Teilnehmer noch aufmerksam zuhören, als es um die Religionsfreiheit geht, scheinen sie dem zweiten Teil, in dem es um den Schutz anderer Menschen geht, nur widerwillig ihre Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Demonstrativ kehrt eine Frau, die direkt vor Thomas Lebkücher steht, dem Beamten in diesem Moment den Rücken zu und verharrt in dieser Position. Der Chef-Polizist fährt unbeirrt fort: „Jetzt darf ich sie bitten, sich als gläubiger Christenmensch an die Regeln und Gebote zu halten und diese auch umzusetzen.“

„Querdenker“ in Worms werden mit Jesus-Gleichnis in die Schranken gewiesen

Nachdem einige Teilnehmer den Polizisten verbal angehen, sagt er: „Denken Sie an das christliche Gebot der Nächstenliebe.“ Als er schließlich von einem Mann ohne Mund-Nasen-Schutz gefragt wird, was Jesus heute zur Maskenpflicht und den Impfungen gesagt hätte, kontert Thomas Lebkücher mit seiner Bibelkenntnis und einem Gleichnis: „Er würde sagen: Betet so, dass ihr keinem anderen schadet.“ Der Beamte verweist dann auf das Lukasevangelium, in dem geschrieben steht, wie Jesus verhaftet wurde und der Jünger Petrus daraufhin einem Soldaten das Ohr abschlug. Jesus heilte diesen Soldaten dennoch. „Weil er davon geprägt war, den Nächsten mehr zu lieben als sich selbst. Das ist das fundamentale Gebot. Und wenn wir uns alle daran halten, haben wir kein Problem“, sagt der Polizist.

Thomas Lebkücher bekam im Netz viele lobende Kommentare für sein Einschreiten gegen die Gruppe. „Wie man Pseudochristen die eigene Bibel um die Ohren haut! Respekt vor der Gelassenheit dieses Polizisten im Angesicht überwältigender Ignoranz!“, schreibt ein Twitter-Nutzer. Auch von religiöser Stelle erhielt der Beamte vollste Zustimmung. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf schreibt auf Facebook: „Ich kann diesem Polizisten nur meinen großen Respekt zollen.“ *BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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