Vitamin-D-Vergiftung: Baby auf Intensivstation
Mit einer gefährlichen Vitamin-D-Vergiftung muss ein Baby in eine Klinik gebracht werden. Die Eltern gaben ihm ein Nahrungsergänzungsmittel aus dem Netz.
Berlin – Vitamin D ist für den Körper ungemein wichtig. Es beeinflusst die Knochengesundheit, ist aber auch sehr gut für das Immunsystem. Doch eine Vitamin-D-Überdosierung oder gar Vergiftung kann, ebenso wie ein Mangel, gravierende Folgen haben.
Das zeigt das Beispiel eines Säuglings, der auf die Intensivstation eines Krankenhauses eingeliefert werden musste. Über den Fall berichtet die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), ihr wurde der Fall gemeldet.
Vitamin-D-Vergiftung eines Babys: Eltern gaben ihm Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet
Das Baby im Alter von sieben Monaten wurde in der Klinik genau untersucht. Es hatte laut AkdÄ innerhalb von drei Wochen sieben Prozent seines Körpergewichts verloren. Hinzu kamen Dehydrierung (Exsikkose) und Vigilanzmilderung, eine Bewusstseinsstörung, bei der eine starke Aufmerksamkeitsminderung vorliegt. Außerdem zeigte sich, dass der Säugling unter einer Elektrolytstörung mit erhöhtem Kalium- und Calciumspiegel litt. In den Nieren des Babys fanden die Ärztinnen und Ärzte Ablagerungen von Calcium-Salzen (Nephrokalzinose Grad II).

Auf Nachfrage gaben die Eltern an, dass sie ihrem Baby anfänglich die ärztlich verordneten Vitamin-D-Prophylaxe gegeben hatten. Diese entspreche meist 400-500 Internationalen Einheiten pro Tag (IE/d) beziehungsweise 10 bis 12,5 Mikrogramm täglich (µg/d). Doch auf Anraten von Freunden seien sie seit fünf Monaten auf ein hochkonzentriertes Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet umgestiegen. Laut AkdÄ gaben sie ihrem Kind täglich 40 Tropfen Vitamin D3, was circa 40.000 IE entsprechend 1000 µg bedeutet. Das entspricht der 80-fachen Dosis an Vitamin D, die die Prophylaxe vorsieht.
Vitamin D: Was ist die höchste sichere Tageszufuhr?
Wie viel Vitamin D ist noch gesund? Die gemeinsame Expertenkommission des Bundesamts für Verbraucherschutz und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukten hat hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht.
Alter | Höchste sichere tägliche Vitamin-D-Zufuhr (UL*) |
---|---|
0-1 | 25 Mikrogramm |
1-10 | 50 Mikrogramm |
11-17 | 100 Mikrogramm |
Erwachsene | 100 Mikrogramm |
Quelle: Stellungnahme zu Vitamin-D-haltigen Produkten |
* UL bezieht sich hierbei auf die Vitamin-D-Zufuhr aus allen Quellen: allgemeine Lebensmittel, angereicherte Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, bilanzierte Diäten. Der UL liegt weit über dem eigentlichen physiologischen Bedarf.
Vitamin-D-Vergiftung: Baby erhält 80-fache Menge des Vitamins
Die Diagnose der Ärztinnen und Ärzte: Das Baby litt unter einer chronischen Vitamin-D-Intoxikation mit einem zu hohen Kalzium-Gehalt im Blut (Hyperkalziämie) sowie Nephrokalzinose. Die Fachleute behandelten das Kind entsprechend, die Vitamin-D-Überdosierung wurde abgesetzt. Der Zustand des Babys verbesserte sich daraufhin.
Immer wieder kommt es zu Vergiftungen mit Vitamin D. So dosierte ein Mann aus Großbritannien nach einer Ernährungsberatung ein Vitamin D-Präparat derart hoch, dass er mit einer Vergiftung ins Krankenhaus kam. Auch bei Säuglingen sind dem AkdÄ weitere Fälle bekannt.
Das Problem: „Während Fertigarzneimittel mit einer Tagesdosis von über 25 µg der Verschreibungspflicht unterliegen, sind Nahrungsergänzungsmittel in jeder Dosierung frei verfügbar“, erklärt die Kommission. Sie hält es für sinnvoll, Höchstmengen für Vitamin D in Nahrungsergänzungsmitteln festzulegen, um versehentlichen Überdosierungen entgegenzuwirken. (Sophia Lother)
Hinweis der Redaktion: Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.