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Corona in der Türkei: Öffentliches Leben wird hochgefahren - Moscheen feiern mit Opferschlachtung

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Von: Maximilian Kettenbach, Naima Wolfsperger, Kathrin Reikowski

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haucht dem öffentlichen Leben im Land nach der Corona-Krise neues Leben ein
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan haucht dem öffentlichen Leben im Land nach der Corona-Krise neues Leben ein. © dpa / Uncredited

In der Corona-Krise wurde das öffentliche Leben in der Türkei stark heruntergefahren. Doch nun kann das Volk aufatmen: Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigt umfassende Lockerungen an.

Update vom 28. Mai 2020: Die türkische Regierung will ab 1. Juni ihre Corona-Restriktionen erheblich lockern. Für bisher nach außen abgeschottete Großstädte wie Istanbul gibt es wieder Reisefreiheit, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstagabend. Cafés und Restaurants sowie Schwimmbäder, Sportstudios oder auch Kindergärten dürfen demnach wieder öffnen. Auch Strände, Parks und Museen sind dann wieder zugänglich. Freiluft-Konzerte sind bis Mitternacht erlaubt.

Corona in der Türkei: Moscheen feiern Wiedereröffnung mit Schlachtritualen

Einige Restriktionen bleiben jedoch. Senioren ab 65 Jahren dürfen weiter bis auf festgelegte Stunden in der Woche nicht vor die Tür. Das Ausgehverbot für Unter-20-Jährige wurde leicht verändert und gilt nun noch für Menschen unter 18. Shisha-Lokale und andere „Vergnügungsorte“ bleiben geschlossen. Erdogan betonte, dass jeder weiterhin auf die Abstandsregeln achten und eine Maske tragen müsse.

Zuvor hatten Behörden am Donnerstag die Regelungen für die Wiedereröffnung von Moscheen am Freitag veröffentlicht. In zentralen Moscheen sollen dann 1003 Opfertiere geschlachtet werden. Die Opfer sollten „Dankbarkeit“ ausdrücken, weil die Gläubigen nach der Trennung wieder zusammenkommen könnten. Gläubige müssen nun ihre eigenen Gebetsteppiche mitbringen oder Einwegteppiche verwenden. Betende müssen Masken tragen und sich an Markierungen halten, die auf dem Boden eingezeichnet sind. Es werden nicht alle Moscheen öffnen. Ein Kriterium für die Auswahl war, dass sie Außenbereiche haben, wo beispielsweise die gut besuchten Freitagsgebete stattfinden sollen.

Das Gesundheitsministerium in Ankara meldete am Donnerstag, dass sich bisher rund 161.000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hätten. Rund 4500 Menschen seien gestorben.

Corona in der Türkei: Erdogan verhängt weitere Ausgangssperre - Hotels bereiten sich vor

Update vom 23. Mai 2020: Mit Beginn der viertägigen Ausgangssperre zum Ende des Ramadans, hat Präsident Tayyip Erdogan erstmals die Bürger landesweit dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben. Die Ausgangssperre trat um Mitternacht in Kraft. Am Samstag dürfen dabei einzelne Geschäfte noch geöffnet bleiben, um den Bürgern Einkaufsmöglichkeiten zu bieten. 

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Präsident Tayyip Erdogan eröffnet türkisch-japanisches Krankenhaus in Istanbul © dpa / Uncredited

Am Donnerstag hatte Präsident Tayyip Erdogan ein türkisch-japanisches Krankenhaus in Istanbul eröffnet, das im Zuge der Coronapandemie einen Schwerpunkt bilden soll. Bisher haben sich nach Angaben von Gesundheitsminister Fahrettin Koca rund 155.000 Menschen, 4300 Patienten seien im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben.

Update vom 18. Mai 2020: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat wegen der Corona-Krise eine viertägige Ausgangssperre über die Feiertage am Ende des Fastenmonats Ramadan angekündigt. Sie beginne am Vorabend des sogenannten Zuckerfests in der Nacht zum 23. Mai und ende am 26. Mai, sagte Erdogan am Montag nach einer online abgehaltenen Kabinettssitzung in Istanbul. Die Maßnahme gelte für das ganze Land.

Corona verkehrt in der Türkei: Erdogan verhängt Ausgangssperren - doch Hotels bereiten sich auf Urlauber vor

Update vom 15. Mai, 16.40 Uhr: Die Türkei liefert in der Corona-Krise dieser Tage ein paradoxes Bild ab: Einerseits hat Präsident Recep Tayyip Erdogan auch für das kommende Wochenende (16./17. Mai) Ausgangssperren für mehrere Großstädte verhängen lassen - andererseits beginnen Hotels im Lande nun mit Vorbereitungen auf den Sommertourismus. Offenbar anhand von „Hygiene-Anweisungen“ aus dem Ministerium für Kultur und Tourismus.

Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Sie bezog sich dabei auch auf Informationen von Hoteliers. Demnach werden Hotels an den Eingängen Wärmebildkameras einsetzen, um feststellen zu können, ob Gäste oder Mitarbeiter Fieber haben. Außerdem soll Gepäck mit Desinfektionsmitteln behandelt werden.

In Speisesälen soll Büfett-Essen ersetzt werden durch individuell servierte Mahlzeiten. An Pools werden Liegen mit Sicherheitsabstand aufgestellt und Handtücher abgepackt übergeben. Nach der Abreise von Gästen sollen Zimmer 24 Stunden lang frei bleiben. In einem am 12. Mai veröffentlichten Maßnahmenkatalog des Ministeriums sind teilweise ähnliche Vorgaben aufgeführt. 

Ende Mai will das Land den inländischen Reiseverkehr wieder aufnehmen, im Juni hofft es auf internationale Urlauber.

Coronavirus in der Türkei: Erdogan kündigt wieder Ausgangssperren an - Istanbul abgeschottet 

Update vom 11. Mai, 20.04 Uhr: In mehreren Großstädten in der Türkei wird es am kommenden Wochenende erneut eine Ausgangssperre geben. Das hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Montag nach einer online abgehaltenen Kabinettssitzung erklärt. Die Ausgangssperre soll von Samstag bis Dienstag andauern. 

Zudem würden die Reisebeschränkungen für neun weitere Städte und Provinzen aufgehoben. Damit bleiben 15 Städte, darunter die Millionenmetropole Istanbul und die Hauptstadt Ankara, weitestgehend abgeschottet. Erdogan sagte zunächst nicht, welche Städte von der Ausgangssperre betroffen sind. In der Regel gilt die Maßnahme unter anderem in Istanbul, Ankara und Izmir. Senioren ab 65 Jahren, für die seit dem 21. März ein tägliches Ausgehverbot gilt, dürften am Sonntag aber für mehrere Stunden vor die Tür.

Die Türkei hatte am 11. März ihren ersten Coronavirus-Fall gemeldet und zahlreiche Maßnahmen erlassen, die aber nun schrittweise wieder gelockert werden.

Coronavirus in der Türkei: Erdogan lockert Beschränkungen - und plant Öffnung für Tourismus 

Update vom 10. Mai, 12.27 Uhr: Die Türkei bereitet sich mit Corona-Auflagen für Hotels und Restaurants auf die Öffnung für den Tourismus vor. Ab Ende Mai werde man schrittweise den inländischen Reiseverkehr aufnehmen, sagte Kultur- und Tourismusminister Mehmet Ersoy am Sonntag dem Sender CNN Türk. Im Juni werde es voraussichtlich nach und nach wieder internationale Flüge geben.

Hotels und Restaurants unterlägen strengen Auflagen, sagte Ersoy. Dazu habe die Türkei ein Zertifikationsprogramm mit 132 Kriterien entwickelt. Unter anderem müssten die Einrichtungen Abstands- und Hygieneregeln einhalten. Zudem erhalte das Personal eine Pandemie-Ausbildung. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Türkei. 

Die Türkei hat zahlreiche Einschränkungen im Kampf gegen das Corona-Virus erlassen und lockert die Maßnahmen wieder schrittweise. An diesem Wochenende gilt eine weitgehende Ausgangssperre nur noch in 24 Städten und Provinzen statt zuvor in 31 Orten. Zudem dürfen Senioren ab 65 Jahren zum ersten Mal seit dem 21. März für mehrere Stunden vor die Tür. Ab Montag sollen unter anderem Einkaufszentren und Friseure öffnen.

Coronavirus in der Türkei: Bürger warten vergeblich auf Erdogans Versprechen 

Update vom 09. Mai, 10.38 Uhr: Die Türkei befindet sich zum Wochenende wieder in einem landesweiten Lockdown. In Istanbul besuchen Behördenmitarbeiter in Schutzanzügen Menschen, die mutmaßlich Kontakt zu Coronavirus-Patienten hatten, um Tests durchzuführen.

Istanbul: Behördenmitarbeiter sammeln Proben von Menschen, die unter Verdacht stehen, Kontakt zu Coronavirus-Patienten gehabt zu haben
Istanbul: Behördenmitarbeiter sammeln Proben von Menschen, die unter Verdacht stehen, Kontakt zu Coronavirus-Patienten gehabt zu haben © AFP / OZAN KOSE

Bis zum Freitagnachmittag wurden in Istanbul rund 80 000 Gas- und Wasserrechnungen im Wert knapp 1,3 Millionen Euro von Mitbürgern bezahlt. Familien, die sich durch die Corona-Krise Wasser und Gas nicht mehr leisten können, können auf einer Plattform der Stadt anonym um Spenden bitten. Istanbuls oppositioneller Bürgermeister Imamoglu berichtet unterdessen darüber, dass gegen ihn Ermittlungen wegen einer anderen Spendenaktion eingeleitet worden seien. Beobachter bezeichnen ihn bereits als Präsidentschaftskandidaten.

Unter strengen Hygienekontrollen und mit Abstandsregeln soll zum 1. Juni der Basar in Istanbul wieder eröffnet werden - auch, weil das Land zunehmend in eine wirtschaftliche Schieflage gerät. Nach Oppositionsangaben haben in der Türkei bereits mehrere Millionen Menschen ihre Stelle durch die Krise verloren.

Coronavoris in der Türkei: Möglicherweise vertuschte erste Infektion bekannt geworden

Update vom 8. Mai, 16.35 Uhr: Die erste Sars-CoV-2-Infektion wurde in der Türkei offiziell am 17. März gemeldet. Das berichtet Bülent Mumay aus Istanbul in einem Brief an die FAZ. Den ersten Toten infolge einer Infektion mit dem Coronavirus gab es demnach offiziell am 17. März. Mehrere dubiose Todesfälle sollen aber Hinweis darauf geben, dass das Virus bereits vor diesen Daten Einzug in die Türkei gehalten hat. 

So war nach Mumays Beschreibung etwa der Oberkommandierende der Landstreitkräfte, Aytaç Yalman, bereits vor den gemeldeten Fällen verstorben. Seine Beerdigung sei der Öffentlichkeit verheimlicht worden, später aber in der Kolumne eines oppositionellen Journalisten bekannt geworden. Auch die Frau des Oberkommandierenden starb. Arzt und Leibwächter Yalmans mussten aufgrund einer Covid-19-Erkrankung behandelt werden.

Coronavirus in der Türkei: Bürger warten nach Versprechen wohl vergeblich

Die Lage in der Türkei ist auch deshalb besonders prekär, weil die letzte Wirtschaftskrise im Sommer 2018 kaum überwunden ist. Wirtschaftlich hat die Erdogan-Regierung kaum Spielräume, um den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu begegnen. Das könnte auch erklären, warum die Regierung sich weigerte einen langfristigen Lockdown auszurufen. In mehreren Städten wurden Ausgangssperren für wenige Tage immer wieder verlängert. Die Bürger wurden gebeten zuhause zu bleiben. Kritiker, die vorsichtigere Maßnahmen forderten, wurden als Landesverräter tituliert. 

Um die Protestbewegung einzudämmen, habe die Erdogan-Regierung der Bevölkerung kostenfreie Schutzmasken versprochen, berichtet Mumay. Erdogan selbst war demnach vor die Kameras getreten und hatte erklärt: „Wir sind entschlossen, alle unsere Bürger mit kostenlosen Masken zu versorgen.“

Doch bisher warten die meisten Bürger wohl vergeblich. Denn jüngst hatte der türkische Präsident erklärt: „Sie können jetzt Masken zu einem festgesetzten Preis kaufen.“

Türkei: Covid-19 wegen Homosexuellen? Erdogan stützt finstere These - „Corona-freie Zonen“ für Sommer-Urlaub?

Update vom 4. Mai 2020, 16.03 Uhr: Die Corona-Krise trifft auch die Wirtschaft in der Türkei mit voller Wucht. Auch wenn die genauen wirtschaftlichen Schäden im Moment noch nicht absehbar sind, bewegt sich das Land am Bosporus klar in Richtung Rezession. Um die Schäden klein zuhalten, gibt es in der Türkei bereits Pläne, wie man eine zentrale Stütze der nationalen Wirtschaft wieder ankurbeln kann: den Tourismus

Coronavirus: Tourismus als wichtiger Wirtschaftszweig - so will die türkische Regierung Touristen holen 

Wie focus.de berichtet, sollen schon in naher Zukunft wieder Urlauber in Tourismusregionen zurückkehren dürfen - zumindest wenn es nach der Regierung geht. „Wir haben ein neues Projekt initiiert, um Corona-freie Zonen zu zertifizieren,“ sagte Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy in einem TV-Interview. Wenn alles nach Plan verlaufe, könnten schon Ende Mai die ersten Zertifikate herausgegeben werden. 

Dann wäre eine schrittweise Rückkehr der Touristen geplant. Anfangs solle lediglich Inlandstouristen die Reise erlaubt werden, ehe in einer zweiten Phase internationale Reisende empfangen werden können. „Wenn wir mit anderen Ländern Vereinbarungen getroffen haben, werden wir langsam auch mit internationalen Flüge beginnen“, so Ersoy. Doch es gibt auch kritische Stimmen zu den Plänen des Ministers, dem überstürztes Handeln vorgeworfen wird. Im vergangenen Jahr hatte der Tourismus Ankara Einnahmen in Höhe von 35 Milliarden Euro erbracht. 

Coronavirus wegen Homosexuellen? Erdogan stützt fürchterliche These - und sorgt für Empörung

Update vom 2. Mai 2020, 9.54 Uhr: In der Türkei ist eine grausame Diskussion über den Zusammenhang des Coronavirus mit der Homosexualität entbrannt. 

Der Präsident der türkischen Religionsbehörde Diyanet Ali Erbas, der bekannt für seine konservative Auslegung des Islams ist, hatte in seiner ersten Predigt anlässlich des Fastenmonats Ramadan bewusst Homosexuelle an den Pranger gestellt, indem er den Ausbruch des Coronavirus auf Homosexualität und Ehelosigkeit zurückführte. "Sie verfault die Generation und bringt Krankheiten". Der Islam verfluche Homosexualität, so der oberste islamische Gelehrte der Türkei.

Die Anwaltskammer in Ankara warf Erbas daraufhin vor, Menschen herabzuwürdigen und zum Ziel von Angriffen zu machen. Die Aussage wurde auch von zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, Anwälten und säkularen Politikern mit Empörung aufgenommen. Erbas habe ein Hassverbrechen begangen und das Tor für Diskriminierung geöffnet, so der Grundtenor.

Coronavirus in der Türkei: Human Rights Watch übt scharfe Kritik an Erdogan und der Regierung

Präsident Recep Tayyip Erdogan aber stellte sich hinter Erbas und sagte, seine Aussagen seien korrekt, aber nur bindend für Muslime. Auch Justizminister Abdulhamit Gül verteidigte Erbas. Die Oberstaatsanwaltschaft in Ankara hat inzwischen Ermittlungen gegen die Anwaltskammer der Hauptstadt eingeleitet, unter anderem wegen Herabwürdigung religiöser Werte.

Mittlerweile fordert auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) die Regierung dazu auf, die Brandmarkung von Lesben und Schwulen zu beenden. In einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme hieß es: „Die Regierung der Türkei sollte sicherstellen, dass alle ihre Repräsentanten Abstand nehmen von Bemerkungen, die lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Menschen sowie Menschen, die mit HIV leben, stigmatisieren, und die sie dem Risiko aussetzen, verfolgt und angegriffen zu werden.“

Coronavirus wegen Homosexuellen? Entwicklungen in der Türkei „extrem besorgniserregend“

HRW kritisierte zudem die Unterstützung höchster Regierungskreise für „hasserfüllte“ Äußerungen. Das sei „extrem besorgniserregend“. Außerdem müssten die Ermittlungen gegen jene, die sich gegen solche „homophoben Stellungnahmen von Staatsbediensteten“ aussprächen, sofort fallengelassen werden, forderte HRW weiter.

Viele Menschen warfen Erbas zudem in den Online-Netzwerken vor, mitten in der Corona-Pandemie für Zwietracht zu sorgen. Der Anwaltsverband von Ankara warf Erbas vor, zum Hass gegen Lesben und Schwule anzustacheln. Die Behörde Diyanet betreibt in der Türkei Moscheen und ernennt Imame.

Homosexualität ist in der Türkei nicht verboten. Aktivisten beklagen jedoch immer wieder Diskriminierung.

Coronavirus: Türkische Lira stürzt dramatisch ab - Erdogan droht Schlimmes

Erstmeldung vom 29. April:

Istanbul - Die Coronavirus-Pandemie* hat dramatische Auswirkungen auf die Betroffenen Länder. Die wirtschaftlichen Schäden* sind noch nicht abzusehen. Härter als die Finanzkrise 2008, darin sind sich Experten einig.

In der Türkei sind die Folgen bereits klar erkennbar. Das Land war bereits zuvor Finanzwirtschaftlich stark angeschlagen - wegen politischen Streits mit den USA.

Coronavirus: Türkische Lira stürzt dramatisch ab - Erdogan droht Schlimmes

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verhängt im Zuge der Corona-Krise in den betroffenen 31 Städten, darunter Ankara, Istanbul und Izmir, regelmäßig Ausgangssperren für wenige Tage. Wochenlang hatte er diese Einschränkung lediglich für 48 Stunden verhängt. Schließlich auf einen dreitägigen Turnus erweitert. 

Die türkische Lira steht derweil, nach zahlreichen Zinssenkungen der türkischen Notenbank massiv unter Druck. Am Dienstag wurde für einen Euro zeitweise bis zu 7,62 Lira gezahlt. So viel musste zuletzt im Spätsommer 2018 für einen Euro gezahlt werden, als heftige Währungsturbulenzen infolge eines Konflikts zwischen der Türkei und den USA die türkische Währung auf ein Rekordtief abstürzen ließen.

Coronavirus in der Türkei: Präsident Recep Tayyip Erdogan
Coronavirus in der Türkei: Präsident Recep Tayyip Erdogan © AFP / FETHI BELAID

Corona-Krise in der Türkei: Spielraum für Maßnahmen in der Corona-Krise ist stark eingeschränkt

Im August 2018 wurde für einen Euro der Rekordpreis von 8,12 Lira gezahlt. Seitdem hat die türkische Währung tendenziell unter Druck gestanden. Auch im Handel mit dem US-Dollar näherte sich der Lira-Kurs am Dienstag dem Tief von 2018. Am Nachmittag wurde ein Dollar zeitweise für knapp 7 Lira gehandelt. Damit stand der Kurs nur knapp unter dem Rekordwert von 7,23 Lira, der im August 2018 zeitweise für einen Dollar gezahlt wurde.

Marktbeobachter verweisen zusätzlich auf eine angespannte Haushaltslage. Diese schränke die Regierung in ihren Maßnahmen in der Corona-Krise ein. Auch hatte die türkische Notenbank zuletzt erneut die Zinsen gesenkt. In der vergangenen Woche war der Leitzins um 1,0 Prozentpunkt auf 8,75 Prozent reduziert worden. Es war bereits die achte Zinssenkung seit dem vergangenen Sommer, als der Leitzins noch bei 24,0 Prozent lag. 

Türkei von Corona getroffen: Handlungsspielraum der Erdogan-Regierung ist begrenzt

Der marktpolitische Handlungsspielraum der Erdogan-Regierung stößt langsam an seine Grenzen. Vielmehr noch: Experten sehen die türkische Geldpolitik auf einem riskanten Pfad. Auf der einen Seite sprechen die Auswirkungen der Corona-Krise und die schwächere Inflation wegen der niedrigen Ölpreise zwar für niedrigere Leitzinsen. Auf der anderen Seite liegen die Leitzinsen schon seit längerem deutlich unterhalb der Inflationsrate.

Die fehlende Wirtschaftskraft hat aber auch unverhoffte Folgen. So finden Delfine derweil immer wieder ihren Weg an den Bosporus.


In der Türkei kam es jetzt zu einem schrecklichen Unfall: Eine junge Frau wollte das Ende des Lockdowns feiern und stürzte dabei in den Tod.

Dieter Nuhr (ARD): Auf Twitter ärgern sich Zuschauer über den Comedian. Er zieht mit geschmacklosen Vergleichen über Angela Merkel und Christian Drosten her.

Ein Rechtsmediziner hält die Angst vor Corona für überflüssig: „Das ist kein Killervirus.“

nai/dpa

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