Corona-Warn-App: Akku- und Internetfresser? Massive Sicherheitslücken? Das ist dran an der Kritik
Die deutsche Corona-Warn-App ist da. Frisst sie wirklich Akku und Internet? Sind die Daten unsicher? Die Kritik unter der Lupe. Ein Problem trifft Millionen Deutsche.
- Die Corona-Warn-App* der Bundesregierung ist online. Noch immer gibt es kritische Stimmen.
- Großer Akku- und Internetverbrauch und eine massive Sicherheitslücke werden ihr vorgeworfen. Die angeblichen Probleme auf dem Prüfstand.
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus und die Corona-News aus Deutschland*. Außerdem bieten wir Ihnen in einer Karte die aktuellen Fallzahlen in Deutschland.* Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*.
München - Die Corona-Warn-App ist in Deutschland angekommen und fand direkt großen Anklang - zumindest, wenn man die Download-Zahlen betrachtet. Die große Sorge, das kostenaufwendige Projekt würde sich mangels Nutzer als wirkungslos erweisen, bewahrheitete sich so glücklicherweise nicht.
Dennoch verstummen die kritischen Stimmen nicht. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn hatte bereits selbst auf eine Schwäche der App hingewiesen. Vonseiten der Öffentlichkeit wird auf weitere Problematiken hingewiesen.
Corona-Warn-App: Massive Sicherheitslücke? IT-Experte gibt Entwarnung
Den größten und in der Entwicklung fast schon zentralen Problempunkt konnte Software-Dienstleister-SAP allerdings offenbar hinreichend behandeln. Wie sicher ist die App? Kann mit den Nutzerdaten Schindluder getrieben werden? Besonders die FAZ hatte mahnend den Finger gehoben und eine Schwachstelle beklagt, die von Angreifern ausgenutzt werden könne, um sogar Bewegungsprofile der Nutzer zu erstellen und im schlimmsten Fall deren Identität auszumachen.

So einfach ist das aber nicht, beruhigt IT-Experte Linus Neumann im Gespräch mit chip.de, Hacker müssten massiven Aufwand betreiben, um an Daten zu gelangen, die ihnen dann kaum Erkenntnisse liefern würden. Die Gefahr möglicher Hack-Angriffe sei von Anfang an bedacht worden, erläutert er weiter, und sei dank der dezentralen Struktur der App ausreichend gebannt. Dafür gab es sogar ein indirektes Lob vom gewohnt sehr kritischen Chaos-Computer-Club, der derlei Programme stets auf Herz und Nieren prüft. Die Profi-Hacker warnen nicht vor dem Download.
Was macht die Corona-Warn-App mit meinem Handy? Datennutzung und Akkuverbrauch geklärt
Sorgen, was nicht Dritte, sondern die App selbst mit dem Smartphone mache, existieren ebenfalls. Leert sie das Internet-Datenvolumen und den Akku? Aber auch hier gibt es Entwarnung. Bild.de (Artikel hinter Bezahlschranke) hat - wie wir - den Selbsttest* gewagt. Sie ließen das Programm auf verschiedenen Handy-Modellen laufen. Das Ergebnis: Kein Gerät verlor über 24 Stunden mehr als fünf Prozent Akku durch die App. Wie hoch die verschlungene Datenmenge war, wurde nicht weiter beleuchtet. Denn: Mobilfunker-Anbieter haben angekündigt, die von der App genutzten Daten nicht zu berechnen.

Viele positive Stimmen also. Einen Vorwurf müssen sich die Entwickler aber dennoch gefallen lassen. Ausgehend von 50 Millionen Geräten in Deutschland, kämen in etwa 6 Millionen davon nicht mit der Corona-Warn-App zurecht, präsentiert der Spiegel eine grobe Schätzung.
Corona-Warn-App: Millionen Deutsche können sie wohl nicht nutzen - gerade Risikogruppen betroffen
Viele Geräte fallen aus dem Raster. Die Installation der App ist häufig gar nicht möglich. Blackberry- und Windows-Phone-User werden sie überhaupt nie downloaden können. Die teure Entwicklung für die beiden kaum noch genutzten Betriebssysteme wäre nicht verhältnismäßig. Schlechte Nachrichten gibt es aber auch für die Besitzer gängiger, doch veralteter Modelle. Alle Apple-Produkte, die vor 2015 hergestellt wurden, bringen die App nicht zum laufen. Das Betriebssystem verfügt nicht über die nötigen Voraussetzungen und kann nicht upgedatet werden. Android-Usern droht dieses Szenario nur in den seltensten Fällen. Sogar das in die Jahre gekommene Android 6.01. kann die Corona-Warn-App abspielen.

Die Autoren der Studie heben deshalb den Zeigefinger. Gerade die Rand- und Risikogruppen würden demnach von der Nutzung ausgeschlossen. Ein Argument, mit dem sie nicht alleine dastehen. Wer das sei, könne man nur vermuten, doch gehen die Spiegel-Redakteure davon aus, dass es vor allem Menschen mit geringem Einkommen, Kinder und Rentner treffen wird. Ein Zitat von CSU-Politikerin Dorothee Bär zu dieser Problematik sorgte für massive Empörung. Für den bundesweiten Warntag wird die Installation der App NINA* gefordert - wir stellen sie vor.
*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Redaktionsnwetzwerks von Ippen-Digital.