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Explosionen in Moldawien: Neue Sorge vor Putin-Angriff? Land beruft Sicherheitsrat ein

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Von: Patrick Mayer

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Im moldawischen Transnistrien stationiert: die 14 russische Armee (Archivfoto von 2010).
Im moldawischen Transnistrien stationiert: die 14. russische Gardearmee (Archivfoto von 2010). © IMAGO / ZUMA Wire

Erneut werden in Transnistrien Explosionen gemeldet. Die Region ist von der Republik Moldau abtrünnig und grenzt an die Ukraine. Moldawien beruft als Reaktion den Obersten Sicherheitsrat ein.

Update vom 26. April, 12.45 Uhr: Erneut ist es im moldauischen Transnistrien an der Grenze zur Ukraine zu Explosionen gekommen: Laut lokalen Behörden wurden dabei zwei Sendemasten aus Sowjetzeiten durch Explosionen beschädigt. Es wäre der zweite Vorfall dieser Art binnen Stunden. Schon am späten Montagabend soll es Explosionen Ministerium für Staatssicherheit in Transnistrien gegeben haben. Die lokalen Behörden hatten erklärt, das Gebäude sei mit Panzerabwehrmunition beschossen worden. Der ukrainische Geheimdienst beschuldigte Russland daraufhin, in Transnistrien „Operationen unter falscher Flagge“ durchzuführen.

Als Reaktion auf die Vorfälle hat Moldawiens Präsidentin Maia Sandu kurzfristig ein Treffen des Obersten Sicherheitsrats des Landes einberufen. Moldawien ist Europa und den USA zugewandt, während das prorussische Regime im abtrünnigen Transnistrien einzig durch den Kreml in Moskau gestützt wird.

Im Norden des Gebietes mit seinen rund 500.000 Einwohnern ist seit dem Zusammenbruch Anfang der 1990er Jahre die 14. russische Gardearmee stationiert. Die Regierung Moldawiens hatte den Vorfall vom Montagabend als „einen Vorwand“ bezeichnet, „um Spannungen“ in der Region zu schaffen.

Ein gepanzertes Militärfahrzeug der russischen Armee in Transnistrien.
Ein gepanzertes Militärfahrzeug der russischen Armee in Transnistrien. © IMAGO / ITAR-TASS

Explosionen in Tiraspol (Transnistrien): Ukraine und Moldawien beschuldigen Russland

Erstmeldung vom 25. April: München/Tiraspol - Explosionen in Tiraspol: Nach Angaben örtlicher Behörden ist in Transnistrien in Moldawien das Ministerium für Staatssicherheit angegriffen worden. Die Behörden teilten am Montagabend (25. April) mit, dass das Gebäude mit Panzerabwehrmunition beschossen worden sei. Es habe wegen eines arbeitsfreien Tages keine Toten oder Verletzten gegeben.

Bei Transnistrien handelt es sich um eine von Moldawien abtrünnige Region an der Grenze zur Ukraine, in der ein von Russland gestütztes Regime an der Macht ist. International wird Transnistrien nicht als eigenständig anerkannt. In der Region, in der knapp 500.000 Menschen leben, ist seit dem Ende der Sowjetunion die 14. russische Gardearmee stationiert. Über wie viele Soldaten diese verfügt, ist unklar.

Nach Bekanntwerden der Meldung beschuldigte der ukrainische Geheimdienst Russland, in Transnistrien „Operationen unter falscher Flagge“ durchzuführen, wie The Kyiv Independent berichtet. Die Regierung Moldawiens bezeichnete den Vorfall indes als „einen Vorwand, um Spannungen“ in der Region zu schaffen. Wie das ukrainische Verteidigungsministerium am Abend erklärte, plane der russische Geheimdienst, solche Operationen fortzusetzen, um das von Russland dominierte Gebiet Moldawiens an der Grenze zur Ukraine in den Krieg zu ziehen.

Explosionen in Transnistrien: 14. russische Armee ist in von Moldawien abtrünniger Region stationiert

Rund 30 Prozent der Bevölkerung in Transnistrien sind russischstämmig. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brach ein Krieg zwischen den neu formierten moldawischen Streitkräften und transnistrischen Separatisten aus, die eine Unabhängigkeit von der neu gegründeten Republik Moldau wollten. Zwischen März und August 1992 forderte die militärische Auseinandersetzung rund 1000 Todesopfer, etwa 4500 Menschen wurden verwundet. Unter der Vermittlung der dort stationierten 14. russischen Armee wurde der Konflikt beigelegt. Die Streitkräfte der Republik Moldau konnten die Region seinerzeit nicht einnehmen.

Die 14. russische Armee blieb als Friedenstruppe in dem fortan als „Sicherheitszone“ bezeichneten Gebiet, wo sie seither um das in Colbasna im Norden befindliche Munitionsdepot stationiert ist. Laut dem Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) hatte sich Russland 1999 zum vollständigen Abzug seiner Truppen bis 2002 verpflichtet.

Im Video: Kompakt - Die wichtigsten News zum Russland-Ukraine-Krieg

In dieser Zeit wurde Moskau-Machthaber Wladimir Putin zuerst Ministerpräsident (Regierungschef, 1999 - 2000) und dann Präsident Russlands. Der damalige wie heutige russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte das Scheitern eines Memorandums 2003 mit den Worten: „Nach der Unterbrechung der Unterzeichnung nahm die transnistrische Führung die Position ein, diese Prozesse nicht zu akzeptieren und physisch Hindernisse für die Fortsetzung des Rückzugs zu schaffen.“

Explosionen in Moldawien: Russland erkennt die Unabhängigkeit von Transnistrien an - der Westen nicht

Moskau stellte daraufhin den Abzug seiner Truppen ein. Transnistrien, das ungefähr zehn Prozent des Staatsgebietes der Republik Moldau umfasst, stellte in den 1990er Jahren wiederum eine eigene Armee auf, die laut Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Jahr 2009 bis zu 4500 Soldaten hatte.

Im OSZE-Jahrbuch von 2009 hieß es, dass Schätzungen zufolge damals bis zu 80.000 Reservisten mobilisiert werden konnten. Die russische Militärpräsenz in der Region ist als Operational Group of Russian Forces (OGRF) bekannt. Im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges waren auch Moldawien (rund 2,6 Millionen Einwohner) und Transnistrien wieder verstärkt in den Fokus geraten. Die separatistische Armee hält dort alljährlich gemeinsam mit russischem Militär ein Manöver ab, das „Ziel“ ist laut Recherchen der Deutschen Welle (DW) stets die moldawische Hauptstadt Chisinau. (pm)

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