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„Leichter Lachanfall“: Merz laviert beim Thema Frauenquote - droht „Männer-Diskriminierung“?

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Hält eine Frauenquote nur für die „zweitbeste“ Lösung: Friedrich Merz (CDU)
Hält eine Frauenquote nur für die „zweitbeste“ Lösung: Friedrich Merz (CDU) © dpa / Bernd Wüstneck

Die CDU führt gerade eine lebhafte Debatte über das Reizthema Frauenquote. Auf die Pläne angesprochen, ließ sich CDU-Vorsitz-Kandidat Merz nun nicht festnageln.

Berlin - „Ich bleibe skeptisch“: So hat Friedrich Merz (CDU) auf den Kompromiss der Parteispitze für eine schrittweise Frauenquote von 50 Prozent bis 2025 reagiert. „Quoten sind allenfalls die zweitbeste Lösung“ sagte der CDU-Vorsitz-Kandidat Focus Online - die aus seiner Sicht erstbeste Lösung für die Stärkung der Rolle von Frauen in der CDU kam in dem Interview dennoch nicht recht heraus.

Auf die „Eisbrecher“-Frage „Können Sie mit Frauen?“ antwortete Merz laut Focus mit einem „leichten Lachanfall“ - und einem „Ja, ich denke schon.“ Wie zum Beweis erwähnt er im Laufe des Gesprächs, dass die aktuelle CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer vor allem von Frauen gewählt wurde. „Aber ich hätte nicht 48,3 Prozent der Stimmen bekommen, wenn mich ‚nur‘ die Männer gewählt hätten“, postulierte er. Er lehne den Frauenquoten-Kompromiss nicht von vornherein ab - aber vielleicht gebe es bessere Lösungen.

Friedrich Merz zu Frauen-Quoren in der CDU: „Die Versuche waren tatsächlich nicht erfolgreich“

„Wir müssen erreichen, dass insgesamt mehr Frauen bereit sind, in der CDU mitzuarbeiten. Das Problem sollten wir von unten nach oben lösen, nicht von oben nach unten“, sagte Merz. Auf die interessierte Nachfrage, was „von unten nach oben“ bedeute, verwies er darauf, dass sich mehr Frauen auf allen Ebenen der Partei aktiv beteiligen sollten, und musste zugeben: „Keine Frage: Die CDU hat Nachholbedarf.“

Die Vorstöße der CDU, die Frauenbeteiligung durch Quoten oder freiwillige Lösungen zu erhöhen, seien bislang fruchtlos, stellte der Interviewer fest. „Die Versuche waren in der Tat nicht sehr erfolgreich. Der Anteil der weiblichen Mitglieder in der CDU liegt immer noch bei etwa einem Viertel. Der Anteil der Frauen in der Unionsfraktion ist sogar noch etwas geringer“, antwortete der 64-Jährige.

Friedrich Merz zur Frauenquote: „Darf nicht eine Diskriminierung der Männer werden“

Der CDU-Politiker Norbert Röttgen*, der sich wie Merz um den Parteivorsitz bewirbt, hat sich bereits hinter den Kompromiss der Parteispitze gestellt. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet*, der ebenfalls kandidiert, hat sich öffentlich bisher nicht zum Quoten-Kompromiss positioniert. Merz tat das in dem Interview nun auch nicht. Er würde „sich bemühen, eine möglichst breite Zustimmung für einen Vorschlag zu erzielen, der dazu beiträgt, endlich das Ziel einer höheren Frauenbeteiligung zu erreichen.“

Der Quoten-Kompromiss, der aktuell auf dem Tisch liegt, wird allerdings hinfällig, wenn nicht genügend Frauen kandidieren. Das will Merz aber keinesfalls als „Hintertürchen“ bezeichnet wissen: „Aus besseren Chancen für Frauen – die wir alle wollen – darf nicht eine Diskriminierung der Männer werden“, führte er aus.

Friedrich Merz zu Wowereit-Kommentar: „Würde ich heute nicht mehr machen“

Zum Ende des Gesprächs distanzierte sich Merz noch von einer Bemerkung, die er einst über den damaligen Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) machte. „Solange Wowereit sich mir nicht nähert, ist mir das egal!“, erklärte er damals in Bezug auf dessen Homosexualität. In ihren kürzlichen Beratungen entschloss sich die CDU-Spitze neben der Frauenquote auch dazu „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) künftig fest innerhalb der Partei zu verankern. 

Merz sagte nun: „Das war damals eine humorvoll gemeinte Bemerkung, die ich heute nicht mehr machen würde. Sexualität ist Privatangelegenheit. Unsere Gesellschaft ist toleranter geworden“ - „und das ist auch gut so“, fügte Merz an, offenbar in erneuter Anspielung auf Wowereit. 

In aktuellen Umfragen liegt Merz deutlich hinter Markus Söder, was die Beliebtheit als Kanzlerkandidat bei den Unions-Wählern angeht - allerdings ist der „Kanzler-Kampf“ bei den Konservativen noch in vollem Gange. Merz hat dabei tatsächlich in Sachen Wählbarkeit für Frauen nicht das beste Image. Erst kürzlich machte ein skurriles Talk-Show-Foto die Runde auf Twitter - „Wollt Ihr in der Politik Leute, die Frauen bei Diskussionen so angucken?“, hieß es dazu.

(frs)

*Merkur.de gehört zum Ippen-Digital-Redaktiosnetzwerk.

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