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Israels Ministerpräsident Netanjahu: Luftschläge haben Hamas „um Jahre zurückgeworfen“

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Die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas gehen unvermindert weiter. Nun appelliert die internationale Gemeinschaft an die Konfliktparteien. Der News-Ticker zum Nahost-Konflikt.

Dieser News-Ticker ist beendet. Weitere Entwicklungen zum Nahost-Konflikt können Sie hier nachlesen.

Update vom 19. Mai, 8.02 Uhr: Ein einflussreicher Militärchef der im Gazastreifen herrschenden Hamas ist nach Medienberichten während der jüngsten Eskalation zwei Mal gezielten Tötungsversuchen Israels entkommen. Israelische Medien berichteten am Mittwoch, die Luftwaffe habe versucht, Mohammed Deif, Chef des militärischen Hamas-Arms, der Al-Kassam-Brigaden, bei Bombardements gezielt zu treffen. Er sei jedoch bei zwei Gelegenheiten in letzter Minute geflohen.

Deif gilt schon seit langen Jahren als Nummer eins der Topterroristen auf Israels Abschussliste. Ihm wird die Beteiligung an zahlreichen blutigen Anschlägen auf Israelis vorgeworfen. Nach Medienberichten hat Deif bei Angriffen Israels in der Vergangenheit bereits ein Auge, einen Arm und beide Beine verloren. Es ist ein erklärtes Ziel Israels im jüngsten Einsatz gegen die Hamas, führende Mitglieder der islamistischen Organisation zu töten. Bei Angriffen kamen nach Militärangaben bereits wichtige Mitglieder von Deifs Stab zu Tode. Militante Palästinenser feuerten derweil in der Nacht zum Mittwoch nach Armeeangaben in der neunten Nacht in Folge Raketen auf Israel.

Nahost-Konflikt: UN-Sicherheitsrat beruft vierte Dringlichkeitssitzung in acht Tagen ein

Update vom 18. Mai, 22.40 Uhr: Aufgrund der eskalierenden Gewalt zwischen Israel und militanten Palästinensern hat der UN-Sicherheitsrat die vierte Dringlichkeitssitzung in acht Tagen einberufen. Auf eine gemeinsame Erklärung warten die Konfliktparteien weiter vergeblich. „Wir glauben nicht, dass eine öffentliche Erklärung zu diesem Zeitpunkt zur Deeskalation beitragen wird“, sagte die US-Botschafterin bei der UNO, Linda Thomas-Greenfield, wie die Nachrichtenagentur AFP am Dienstag aus Diplomatenkreisen erfuhr. Der palästinensische Gesandte bei der UNO appellierte derweil an die Organisation, sich für mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen einzusetzen.

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: UN-Sicherheisrat scheitert an gemeinsamer Erklärung

Schon in den drei Sitzungen zuvor war es nicht gelungen, sich auf einen Standpunkt zu einigen. Wie die AFP berichtet, blockiere die USA eine gemeinsame Erklärung, weil die Vereinigten Staaten eine Verurteilung ihres Verbündeten Israel ablehnten. Der palästinensische Gesandte bei der UNO nannte dies „beschämend“.

Seit vergangener Woche eskaliert die Situation zwischen Israel und militanten Palästinensern. Laut israelischer Armee wurden mehr als 3200 Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert. Israel bombardiert seinerseits Ziele im Gazastreifen. 213 Palästinenser wurden getötet. Auf israelischer Seite starben zwölf Menschen.

Update vom 18. Mai, 22.00 Uhr: Trotz internationaler Appelle ist derzeit keine Waffenruhe zwischen Israel und militanten Palästinensern in Sicht (siehe Update vom 18. Mai, 21.20 Uhr). Wie UN-Menschenrechtsexperten berichten, soll der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag die Kampfhandlungen untersuchen. Es gebe Hinweise darauf, dass beide Konfliktparteien Kriegsverbrechen begingen, zitiert die dpa aus einem Bericht, der am 18. Mai in Genf veröffentlicht wurde. Die Experten sehen einen „extrem ungleichen Kampf“ zwischen israelischen Streitkräften und militanten Palästinensern.

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: Ungarn blockiert Erklärung der EU-Außenminister

Update vom 18. Mai, 21.10 Uhr: Die internationale Gemeinschaft fordert eine schnelle Einstellung der Kampfhandlung zwischen Israel und militanten Palästinensern.  „Priorität hat der sofortige Stopp aller Gewalt und die Umsetzung einer Waffenruhe“, zitiert die AFP den EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach Beratungen der EU-Außenminister am 18. Mai. Auf eine gemeinsame Erklärung konnten sich die EU-Außenminister nicht einigen. Ungarn setzte als einziges Land ein Veto ein.

Josep Borrell
Josep Borrell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik drängt auf eine schnelle Waffenruhe © Olivier Hoslet/dpa

Zuvor hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der jordanische König Abdullah II. einen „zügigen Waffenstillstand“ gefordert (siehe Update vom 18. Mai, 16.50 Uhr). Ungeachtet der internationalen Appelle führen beide Seiten den Kampf mit unverminderter Härte vor.

Israels Ministerpräsident Netanjahu: Luftschläge haben Hamas „um Jahre zurückgeworfen“

Update vom 18. Mai, 18.25 Uhr: Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas habe „Schläge erhalten, mit denen sie nicht gerechnet hat“, zitiert die dpa Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Ziel der israelischen Militäroperation ist die Zerstörung des Tunnelsystem der Hamas. Es werde unter anderem dafür benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen. Die israelischen Luftangriffe auf die Terrororganisation habe die Hamas „um Jahre zurückgeworfen“, erklärte Netanjahu.

Wenige Stunden zuvor waren bei massiven Attacken der Hamas auf israelische Ortschaften zwei thailändische Arbeiter getötet worden. Ein baldiger Waffenstillstand ist nach den Angriffen nicht in Sicht. „Wir werden so lange weitermachen wie nötig, um den Bürgern Israel die Ruhe zurückzubringen“, betonte Netanjahu.

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: Kanzlerin Angela Merkel schaltet sich ein

Update vom 18. Mai, 16.50 Uhr: Angesichts der andauernden Gewalt im Nahost-Konflikt haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der jordanische König Abdullah II. zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Beide seien sich am Dienstag in einer Videokonferenz einig gewesen, „dass Initiativen für einen zügigen Waffenstillstand unterstützt werden sollten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. So könnten die „Voraussetzungen für die Wiederaufnahme politischer Verhandlungen“ geschaffen werden.

Der Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern war Anfang der vergangenen Woche wieder massiv eskaliert. Trotz internationaler Appelle für eine Waffenruhe setzten beide Seiten ihre Angriffe auch in der Nacht zum Dienstag mit unverminderter Härte fort.

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: Schusswechsel im Westjordanland - wohl ein Toter

Update vom 18. Mai, 16.30 Uhr: Nächste Stufe der Eskalation im Nahost-Konflikt: An einem israelischen Kontrollpunkt nahe Ramallah im besetzten Westjordanland haben sich nach Augenzeugenberichten militante Palästinenser und israelische Soldaten ein Feuergefecht geliefert. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah ein Mensch getötet und mehr als ein Dutzend weitere durch Schüsse verletzt.

Zu der Gewalt kam es, nachdem Tausende Palästinenser im Zentrum von Ramallah gegen die Militärangriffe Israels im Gazastreifen demonstriert hatten und einige Hundert von ihnen anschließend zu dem Kontrollpunkt marschiert waren. Es war das erste Mal in den seit einer Woche dauernden Kämpfen um Gaza, dass militante Palästinenser im Westjordanland Schusswaffen einsetzten.

Verstärkt im Fokus des Nahost-Konfliktes: das Westjordanland.
Verstärkt im Fokus des Nahost-Konfliktes: das Westjordanland. © IMAGO / Xinhua

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: Zwei Menschen durch Raketenangriff aus Gazastreifen getötet

Update vom 18. Mai, 15 Uhr: Bei einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen sind an diesem Dienstag im Süden Israels zwei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um zwei thailändische Arbeiter, teilte der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld mit. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, einer von ihnen lebensgefährlich.

Nach Polizeiangaben war die Rakete in der Region Eschkol eingeschlagen. Die Zahl der Todesopfer auf israelischer Seite seit Beginn des wieder aufgeflammten Konflikts zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen erhöhte sich damit auf zwölf.

Seit Montagabend der vergangenen Woche wurden nach israelischen Angaben rund 3400 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee reagierte mit massiven Luftangriffen auf Einrichtungen der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Gruppen im Gazastreifen. Durch die israelischen Luftangriffe wurden nach palästinensischen Angaben bereits 213 Menschen getötet, darunter 61 Kinder.

Nahost-Konflikt zwischen Hamas und Israel: Bundesaußenminister Heiko Maas fordert Feuerpause

Update vom 18. Mai, 14.23 Uhr: Vor den Beratungen der EU-Außenminister über die Gewalteskalation im Nahen Osten hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) eine Feuerpause als „erste Priorität“ bezeichnet. „Die Waffen müssen jetzt endlich schweigen“, sagte Maas. Die EU müsse bei der Beruhigung des Konflikts eine Rolle spielen - „politisch und humanitär“.

Ein Baustein, wie sich die EU diplomatisch für eine Beilegung des Konflikts einsetzen könne, sei das Nahost-Quartett, welches nun wieder aktiv sei, sagte Maas. Deutschland sei dafür, die Vermittlungsbemühungen des neuen EU-Sonderbeauftragten für den Nahost-Friedensprozess, Sven Koopmans, als europäische Stimme in diesem Format auszubauen. Das Nahost-Quartett besteht aus den USA, Russland, der EU sowie den Vereinten Nationen.

Außenminister Maas zum Nahost-Konflikt: „Müssen auch über die Hintergründe sprechen“

Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt auch den Blick weiter richten. „Denn die letzten Tage verdeutlichen, wie schnell und heftig dieser Konflikt eskalieren kann. Wir müssen also auch über die Hintergründe sprechen und darüber, wie eine solche Situation in Zukunft vermieden werden kann.“

Der SPD-Politiker warf der radikalislamischen Hamas erneut vor, mit ihrem „Raketenterror bewusst“ eine bereits zuvor höchst angespannte Situation „eskaliert“ zu haben. Dies bedeute „schreckliche Folgen für Israelis und auch die eigene Zivilbevölkerung in Gaza“. In den Gesprächen mit seinen EU-Kollegen am Dienstag wolle er sich für eine bessere humanitäre Versorgung im Gazastreifen einsetzen, betonte Maas, der auch Hilfen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen in Höhe von rund 40 Millionen Euro ankündigte. Zugleich müsse die EU ihre Beziehungen zu Israel sowie zu den Palästinensern nutzen, „um vertrauensbildende Schritte zu fördern, die sowohl innerhalb Israels als auch im Westjordanland zu einer Beruhigung führen können“. Erst dann könne wieder über eine „dauerhafte Lösung des Nahost-Konflikts“ gesprochen werden.

Heiko Maas (SPD), Außenminister
Heiko Maas (SPD), Außenminister © Markus Schreiber/dpa

Nahost-Konflikt: Zwei Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen vorübergehend geöffnet - dann folgte Beschuss

Update vom 18. Mai, 14.10 Uhr: Nachdem zwei Grenzübergänge zwischen dem Gazastreifen und Israel am Dienstag vorübergehend wieder geöffnet wurden, sind sie nach Medienberichten offenbar unter Beschuss durch militante Palästinenser geraten. Am Übergang bei Kerem Schalom, der vor allem für Warentransporte benutzt wird, wurde am Dienstagmittag ein Raketenalarm ausgelöst. In der Nähe des Erez-Übergangs wurde nach Angaben der Nachrichtenseite ynet ein Mensch durch den Beschuss mit einer Mörsergranate verletzt und ins Krankenhaus gebracht.

Über den Erez-Übergang soll vor allem ausländischen Repräsentanten und Journalisten die Ausreise ermöglicht werden. Nach den jüngsten Eskalationen hatten diese vorübergehend keine Möglichkeit mehr den Gazastreifen zu verlassen.

Nahost-Konflikt: Nach sechs Stunden Pause - erneut Raketenabschüsse aus dem Gazastreifen

Update vom 18. Mai, 11.25 Uhr: Nach mehreren Stunden Unterbrechung haben militante Palästinenser im Gazastreifen am Dienstagmittag erneut Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. „Nach sechs Stunden Ruhe heulen im Süden Israels wieder die Warnsirenen“, teilte die israelische Armee mit. Der militärische Hamas-Arm beschoss nach eigenen Angaben die Ortschaft Ofakim. Israels Armee teilte derweil mit, im Süden des Gazastreifens sei ein Hamas-Trupp, der Panzerabwehrraketen abfeuern wollte, angegriffen und getroffen worden.

Nahost-Konflikt: Joe Biden erklärt Unterstützung für Waffenruhe

Update vom 18. Mai, 10 Uhr: Der aktuelle Gaza-Krieg geht in die zweite Woche. Im Nahost-Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern hat US-Präsident Joe Biden nun seine Unterstützung für eine Waffenruhe erklärt. Das habe Biden in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag (Ortszeit) zum Ausdruck gebracht, teilte das Weiße Haus mit. Der US-Präsident habe mit Netanjahu auch über Bemühungen der Vereinigten Staaten gemeinsam mit Ägypten und anderen Partnern für eine solche Waffenruhe gesprochen.

Biden sieht sich zunehmendem Druck ausgesetzt, stärker für ein Ende der Gewalt einzutreten. In der diplomatisch formulierten Mitteilung des Weißen Hauses blieb er allerdings hinter Forderungen nach einer sofortigen Waffenruhe auch aus seiner eigenen demokratischen Partei zurück. Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Das Weiße Haus teilte weiter mit, Biden habe in dem Telefonat mit Netanjahu erneut seine Unterstützung für Israels Recht auf Selbstverteidigung bekräftigt. Zugleich habe er Israel ermutigt, „alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Schutz unschuldiger Zivilisten zu gewährleisten“.

Netanjahu kündigte am Montag nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts an, die Angriffe im Gazastreifen würden fortgesetzt. „Die Weisung lautet: Die Schläge gegen Terrorziele gehen weiter“, sagte er. Es gehe darum, dass „Ruhe und Sicherheit für alle israelischen Bürger wiederhergestellt werden“. In der Nacht auf Dienstag gab es laut Augenzeugen wieder heftige Luftangriffe auf den Gazastreifen. Militante Palästinenser feuerten wieder Raketen auf Israel ab: Im Süden des Landes wurde der Armee zufolge abermals Raketenalarm ausgelöst. Nach palästinensischen Angaben trafen israelische Raketen am Montag auch ein medizinisches Labor im Viertel Rimal in Gaza-Stadt, das als zentrale Stelle für Corona-Tests und -Impfungen diente.

Feuer und Rauch steigen über Gebäuden in Gaza-Stadt auf, als israelische Kampfflugzeuge am frühen 18. Mai 2021 auf die Region zielen.
Feuer und Rauch steigen über Gebäuden in Gaza-Stadt auf, als israelische Kampfflugzeuge am frühen 18. Mai 2021 auf die Region zielen. © Majdi Fathi/Imago

Kanzlerin Merkel telefoniert mit Israels Ministerpräsidenten Netanjahu und verurteilt Raketenangriffe aus Gaza

Update vom 17. Mai, 16.20 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in einem Telefongespräch mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die fortgesetzten Raketenangriffe aus Gaza erneut scharf verurteilt. Sie habe Netanjahu die Solidarität der Bundesregierung zugesichert und das Recht Israels bekräftigt, sich in Selbstverteidigung gegen die Angriffe zur Wehr zu setzen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin mit.

„Angesichts der vielen Zivilisten auf beiden Seiten, die ihr Leben verloren haben, brachte die Bundeskanzlerin ihre Hoffnung auf ein möglichst zeitnahes Ende der Kampfhandlungen zum Ausdruck.“ Merkel habe ferner unterstrichen, „dass die Bundesregierung weiter entschieden gegen Proteste in Deutschland vorgehen werde, die Hass und Antisemitismus verbreiten“. Über dieses sensible Thema hatte am Montag auf das CDU-Präsidium debattiert.

Netanjahu dankte Merkel nach Angaben seines Büros für den Einsatz ihrer Regierung gegen antisemitische Kräfte in Deutschland. „Der Regierungschef betonte, dass die Hamas ein doppeltes Kriegsverbrechen begeht, indem sie Raketen aus zivilen Wohngebieten abgefeuert und Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht“, hieß es in der Mitteilung.

Augenzeugen berichten von schwersten Angriffen auf Gazastreifen - Israel beschießt Hamas-Tunnelsystem

Erstmeldung vom 17. Mai: Tel Aviv/Gaza - Die neue Woche begann im Nahen Osten wieder mit Gewalt: In einer dritten Angriffswelle hat das israelische Militär erneut das ausgedehnte Tunnelsystem der islamistischen Hamas im Gazastreifen beschossen. An dem nächtlichen Einsatz seien 54 Kampfflugzeuge beteiligt gewesen, attackiert worden seien 34 Ziele, teilte die Armee am Montagmorgen mit. Getroffen worden seien etwa 15 Kilometer des sogenannten Metro-Systems. Auch Häuser von neun hochrangigen Hamas-Kommandeuren wurden in der Nacht beschossen.

Am Montag hat Israels Armee nach eigenen Angaben einen ranghohen Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen getötet. Der Angriff galt den Angaben zufolge Hasem Abu Harbid, Leiter des nördlichen Kommandos der militanten Organisation. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.

Militante Palästinenser setzten derweil ihren Raketenbeschuss auf Israel fort. Betroffen waren in der Nacht und am Montag vor allem an den Gazastreifen grenzende Gebiete sowie die Städte Aschkelon und Beerscheva.

Nahost-Konflikt: Seit Beginn der Eskalation feuerten militante Palästinenser mehr als 3150 Raketen auf Israel

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl fortlaufend zugespitzt. Eskaliert war der Konflikt am Montagabend vor einer Woche. Nach Angaben des Militärs feuerten militante Palästinenser seither mehr als 3150 Raketen auf Israel ab. Etwa 460 der abgeschossenen Raketen seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Zehn Menschen wurden bislang in Israel in Folge von Beschuss getötet. Das Abwehrsystem Eisenkuppel („Iron Dome“) habe eine Abfangquote von etwa 90 Prozent. Zum Vergleich: Während des 51-tägigen Gaza-Krieges im Jahr 2014 wurden insgesamt 4481 Raketen auf Israel abgefeuert.

Das Militär griff nach eigenen Angaben bisher mehr als 820 Ziele im Gazastreifen an. Mehr als 130 Mitglieder von Hamas und Islamischem Dschihad seien getötet worden.

Konflikt zwischen Israel und Hamas: Augenzeugen berichten von bisher schwersten Angriffen auf den Gazastreifen

Nach Angaben der Armee hatte die Hamas das nun erneut beschossene Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Laut eines Armeevertreters hat es eine Länge von Hunderten Kilometern. Es werde unter anderem benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen. Die „Metro“ liegt zu großen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens.

Rauch steigt auf, während Mitglieder der palästinensischen Zivilverteidigung in Gaza-Stadt versuchen, das Feuer in einer Schaumstofffabrik zu löschen, nachdem diese von israelischen Artilleriegranaten getroffen worden ist.
Rauch steigt auf, während Mitglieder der palästinensischen Zivilverteidigung in Gaza-Stadt versuchen, das Feuer in einer Schaumstofffabrik zu löschen, nachdem diese von israelischen Artilleriegranaten getroffen worden ist. © Mohammed Talatene/dpa

Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl Getöteten seit Beginn der Eskalation auf 198, darunter 58 Kinder. Verletzt worden seien 1300 Menschen. Augenzeugen berichteten am Wochenende von den bisher schwersten Angriffen auf den Gazastreifen. Nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks verließen bislang rund 42.000 Palästinenser wegen der massiven Luftangriffe ihre Häuser. Sie suchten Schutz in Schulen Hilfswerks.

Israel und Hamas lieferten sich seit 2007 bereits drei Kriege

Israels Armee bemüht sich nach eigenen Angaben, zivile Opfer zu verhindern. Der Hamas wirft sie vor, sich in besiedelten Gebieten zu verstecken und Zivilisten als Schutzschild zu benutzen.

Seit der gewaltsamen Machtübernahme der zweitgrößten Palästinenserorganisation im Gazastreifen 2007 haben sich Israel und die Hamas bereits drei Kriege geliefert. Israel macht die Hamas für alle Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich. Die Gruppe wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft. Israel* und Ägypten halten das Gebiet unter Blockade und begründen dies mit Sicherheitserwägungen.

Ausland bemüht sich um Deeskalation im Nahost-Konflikt - UN-Generalssekretär warnt vor unkontrollierbaren Folgen

Internationale Bemühungen um eine Deeskalation des jüngsten Konflikts waren bislang nicht erfolgreich. So telefonierten etwa die Sondergesandten des Nahost-Quartetts aus den USA, Russland, den Vereinten Nationen und der EU miteinander. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Sonntag gesagt: „Unsere Kampagne gegen die Terrororganisationen wird mit voller Wucht fortgesetzt.“ UN-Generalsekretär António Guterres warnte zuletzt vor unkontrollierbaren Folgen des Konflikts für den gesamten Nahen Osten. Für Dienstag war eine Sonderberatung der EU-Außenminister geplant.

Am Wochenende fand der Konflikt auch ein Echo in Deutschland: In zahlreichen Städten kam es zu Demonstrationen. Zudem reagierten Spitzenpolitiker auf Angriffe auf jüdische Einrichtungen im Land. (dpa/cibo) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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